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Digitalisierung funktioniert nur mit Erfahrungsaustausch und der richtigen Vernetzung. Aus diesem Grund wurden beim Digitalgipfel 2018 zehn ausgewählte Standorte für digitale Innovationszentren („Digital Hubs“) in Baden-Württemberg präsentiert. Die ausgewählten regionalen Digital Hubs sollen dabei als Teilchenbeschleuniger digitaler Innovationen wirken und unterschiedlichste Kompetenzen, Disziplinen, Ideen und Technologien miteinander verbinden.

Wir haben uns an den Standorten genauer umgehört und präsentieren euch die einzelnen Hotspots. Heute stellt uns Dr. Andreas Schumm das Digitalisierungszentrum Heilbronn-Franken Connected (hfcon) vor.

Guten Tag Herr Dr. Schumm, Sie sind Ansprechpartner für das Digitalisierungszentrum Heilbronn-Franken Connected (hfcon). Erklären Sie uns doch in ein paar Sätzen Ihre Hauptaufgaben.

Digital Hub Heilbronn Franken
Dr. Andreas Schumm ist Geschäftsführer der Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken und Ansprechpartner für den Digital Hub hfcon (Bild: Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken).

Unser regionales Digital Hub, das unter dem Kürzel hfcon geführt werden soll, wird mitten in der Region Heilbronn-Franken liegen. Der gewählte Standort Künzelsau ist aus unserer Sicht ideal, da er gut erreichbar ist, sich direkt auf dem Hochschulcampus befindet und die Ausschreibungsanforderung „Ländlicher Raum“ erfüllt.

Wir werden entsprechend der Anforderungen unserer mittelständischen Unternehmen das Themenfeld „Digitale Transformation“ in den Mittelpunkt der Aktivitäten stellen und dabei sensibilisieren, informieren und beraten mit dem Ergebnis entweder die Geschäftsmodelle für die digitalisierte Welt fit zu machen oder die Transformation in neue Geschäftsmodelle zu begleiten. Hfcon soll sich zur Plattform der Digitalisierung in der Region entwickeln.

Sei es der Breitbandausbau oder das Förderprogramm „Digitale Zukunftskommune@bw“: Die Digitalisierung auszubauen, hat für Baden-Württemberg einen hohen Stellenwert. Wie digital ist Ihre Region bisher?

Das hat viele Facetten. Eine Vielzahl der Unternehmen digitalisiert sich „by the way“, d.h. eher inkrementell anstatt disruptiv. Gleichzeitig entstehen aber durchaus zukunftsgerichtete digitale Produkte und Prozesse, die die Unternehmen zunehmend vom reinen Produzenten zu einem Systemanbieter werden lassen. Häufig scheitert eine stärkere Nutzung aber an der Verfügbarkeit von Fachkräften und vor allem an einer mangelhaften Netzanbindung. Hier helfen sich vor allem im ländlichen Raum die größeren mittelständischen Unternehmen oft selbst und bauen ihr eigenes Glasfasernetz, jedoch kann dies nicht die Lösung für die Allgemeinheit und vor allem auch für die vielen KMU sein.

Die Region Heilbronn-Franken in drei Worten!

innovativ – international – inhabergeführt

Die Wirtschaftsregion Heilbronn-Franken (Bild: ebd).

Welche Digitalisierungsprojekte stehen in der nächsten Zeit in Ihrer Region an?

Oftmals sind es Projekte in den Unternehmen selbst, die aber in der Öffentlichkeit nicht publik sind. Dann geht natürlich an vielen Ecken der Breitbandausbau voran – wenn auch sehr schleppend. Einzelne Kommunen haben die Digitalisierung auf ihre Fahnen geschrieben und Digitalisierungsstrategien entwickelt. Und schließlich wird aktuell ein Testfeld für Autonomes Fahren in Teilen der Region aufgebaut.

Welche Chancen ergeben sich für Ihre Region durch die Förderung?

Ich bin davon überzeugt, dass das Digital Hub hfcon zum einen dem Hochschulcampus einen weiteren qualitativen Schub geben wird, zum anderen aber auch aufgrund des Plattformgedankens diejenigen zusammenbringt, die sich bisher gesucht aber nicht gefunden haben. Daraus können Mehrwerte im Sinne einer regionalen Wertschöpfung entstehen.

Mit welchen Projektpartnern wird zusammengearbeitet?

Im Zentrum stehen die Unternehmen und die Hochschule. Als „Betreiber“ wird bwcon eine tragende Rolle übernehmen. Die Kammern, das Unternehmensnetzwerk Innovationsregion Hohenlohe e.V. und wir als regionale Wirtschaftsförderung werden eine flankierende Funktion einnehmen.

Stehen in der Region Heilbronn-Franken bestimmte Events in der nächsten Zeit an?

Der Verein connectIT. Heilbronn-Franken ist in diesen Bereichen mit Blick auf den IT-Sektor ein umtriebiger Player. Darüber hinaus gibt es bei den Kammern und Clusterinitiativen permanent Angebote im Zusammenhang mit Wirtschaft 4.0.

MINT-Projekte, Informatikunterricht an Schulen oder auch Lernfabriken. In Baden-Württemberg gibt es immer mehr Projekte, um Schüler für die digitalisierte Berufswelt fit zu machen. Sind in Ihrer Region Projekte vorgesehen, um den Nachwuchs für digitale Themen zu sensibilisieren?

Wir haben an den beruflichen Schulen im Landkreis Schwäbisch Hall mit Standorten in Crailsheim und Schwäbisch Hall seit einigen Jahren Lernfabriken 4.0. Bei der angekündigten erneuten Ausschreibung werden andere Schulträger sich auch um die Einrichtung von Lernfabriken bewerben.

Ferner beteiligt sich connectIT Heilbronn-Franken an einem Jobstarterprojekt „Berufsausbildung IT Heilbronn-Franken“ um die dringend benötigen Azubis zu bekommen aber auch Unternehmen, vor allem die KMU als Ausbildungsbetriebe zu gewinnen. Hierbei wird bei den kleineren Unternehmen vor allem stark über die Möglichkeit der Verbundausbildung die Ausbildungsfähigkeit hergestellt.

Was sind die langfristigen Digitalisierungsziele der Region Heilbronn-Franken?

Das ist in diesem dynamischen Umfeld schwer vorherzusagen. Durch vielfältige Aktivitäten muss es uns aber gelingen, das hohe wirtschaftliche Niveau auch im Zeitalter der Digitalisierung zu halten und wenn möglich weiter auszubauen. Grundlage ist eine hervorragende Netzabdeckung, wobei ich die ungerne als langfristiges Ziel bezeichnen würde, denn hier ist akuter Handlungsbedarf vorhanden, so dass dies eindeutig ein kurzfristiges Ziel sein muss.