Während der Corona-Pandemie mussten nahezu alle physischen Messen, Events und Konferenzen abgesagt werden. Doch bald schon werden diese – anders als viele Meetings und Geschäftsreisen – ihr Comeback feiern. Ein Kommentar.
Der Mobile World Congress in Barcelona war Ende Februar 2020 die erste größere Messe, die aufgrund der sich abzeichnenden Corona-Pandemie abgesagt wurde. Zum damaligen Zeitpunkt sorgte das noch für jede Menge Diskussionen – und viele der Beteiligten aus Industrie, Handel und Tourismus reagierten mit Unverständnis.
Aus heutiger Sicht würde diese Entscheidung wohl niemand mehr infrage stellen. Wohl auch deshalb, weil über ein Jahr später Präsenzveranstaltungen noch immer Seltenheitswert haben. Viele große Messen und Veranstaltungen, darunter die CES in Las Vegas, die re:publica in Berlin oder die Bunte Nacht der Digitalisierung in Karlsruhe, mussten kurzerhand in den virtuellen Raum verlegt werden. Einzig die Internationale Funkausstellung (IFA) fand im September 2020 als hybrides Event statt.
Immer wieder kommt nun die Frage auf, ob Präsenzveranstaltungen endgültig ausgedient haben und die Post-Corona-Ära ausschließlich von digitalen Formaten dominiert werden wird. Die klare Antwort: Nein.
Der Wunsch nach physischen Messen und Events ist groß
Egal, mit wem man spricht, die Antwort ist fast immer dieselbe: „Ich kann keine Videokonferenzen und Webinare mehr sehen. Ich möchte einfach mal wieder unter Menschen.“ So oder so ähnlich geht es wohl den meisten von uns. Zwar haben sich viele Messen und Unternehmen ordentlich ins Zeug gelegt, um ihren Besucher*innen und Kund*innen virtuelle Alternativen anzubieten, aber am Ende des Tages lässt sich vieles nicht digital abbilden.
Ein gutes Beispiel dafür sind die Fahrveranstaltungen von Autoherstellern für Journalisten. Während der Corona-Pandemie wurden diese mithilfe von Videobrillen und allerlei Technik als „virtuelle Testfahrten“ inszeniert. Das ging soweit, dass jede Journalistin und jeder Journalist eine persönliche Testfahrt im jeweiligen Fahrzeug machen konnte und dabei per Videostream live mit dem Fahrer verbunden war. Näher an der Wirklichkeit kann eine digitale Veranstaltung nicht sein – und dennoch lässt sich auf diese Weise kein realistischer Fahreindruck vermitteln. Selbiges gilt für Messen wie die Grüne Woche oder die IFA. Man kann Kulinarik und neueste Technik natürlich auch in einem Video erklären, aber ein Ersatz für das „Look and Feel“ auf einer Messe sind sie bei weitem nicht.
Und dann wäre da noch die soziale Komponente. Sowohl auf Messen als auch auf Konferenzen läuft vieles „hinter den Kulissen“ ab. Für die Besucher*innen stehen oft gar nicht so sehr die Vorträge oder Produkte im Vordergrund, sondern das Netzwerken mit anderen. Dieser essentielle, zwischenmenschliche Austausch am Rande des eigentlichen Events – sei es nun in der Kaffeepause oder beim Lunch – fehlt bei virtuellen Formaten meist komplett.
Eben aus diesen Gründen werden physische Konferenzen, Messen und andere Events bald schon wieder zu unserem Alltag gehören – wenngleich erweitert um eine virtuelle Komponente („Hybrid-Veranstaltungen“).
Videokonferenzen sind der neue Standard für Meetings
Ganz anders sieht die Sache bei Geschäftsreisen und Meetings aus. Diese werden auch in der Post-Corona-Ära weitestgehend virtuell stattfinden. Ganz einfach deshalb, weil es weder wirtschaftlich noch mit Blick auf die Umwelt Sinn macht, für ein 30-minütiges Meeting oder eine Präsentation quer durch Deutschland oder Europa zu reisen.
Das hat es auch vor Corona schon nicht, aber nur wenige Unternehmen waren technisch dazu in der Lage, eine ordentliche Videokonferenz auf die Beine zu stellen. Man hat es lieber so gemacht, wie schon immer. Erst die Pandemie und der damit einhergehende Lockdown haben viele Firmen zu entsprechenden Investitionen gezwungen. Und da man nun endlich im Zeitalter der Digitalisierung angekommen ist, will man deren Vorzüge natürlich auch (zukünftig) nutzen.
Das heißt natürlich nicht, dass es künftig gar keine Geschäftsreisen und wichtige Meetings vor Ort mehr geben wird, aber deren Zahl wird stark abnehmen. Zumal die technologischen Möglichkeiten mit der richtigen Ausstattung nahezu grenzenlos sind. Selbst Kreativ-Workshops lassen sich mit digitalen Whiteboards inzwischen problemlos remote abhalten.