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Warum Elektromobilität in Deutschland (noch) nicht funktioniert? Das haben wir euch in einer zweiteiligen Serie verraten. Aber es gibt Hoffnung – und die nennt sich PlugSurfing. Wir haben mit Jacob van Zonneveld, einem der Gründer des Start-ups, gesprochen.

Lieber Jacob, euer Start-up PlugSurfing hat das Potential, die Elektromobilität einen großen Schritt voranzubringen. Was genau macht ihr?

Wir wollen, dass man ein Elektroauto mit einer App überall aufladen kann – und das jederzeit. Damit lösen wir eines der größten Probleme der Elektromobilität: den Zugang zur Ladeinfrastruktur. Zudem vereinfachen wie die Abrechnung des getankten Stroms deutlich. Wir arbeiten daran, die unterschiedlichen Betreiber der Ladestationen in Europa auf unserer Plattform zu vernetzen. Aktuell bieten wir Besitzern von Elektroautos Zugang zu 38.000 Ladepunkten – und das mit nur einer App.

Wie seid ihr auf die Idee zu PlugSurfing gekommen?

Allein in Berlin brauchte man vier verschiedene Ladekarten, um alle Ladesäulen nutzen zu können. Deutschlandweit waren es sogar 70 (!). Das wollten wir ändern. Wir haben eine App entwickelt, die all diese Karten ersetzt. Die Abrechnung übernehmen wir für den Nutzer und die Eigentümer der Ladestationen, die auf diese Weise viel mehr Kundschaft bekommen. Die Idee ist inspiriert von Airbnb, denn die Plattform funktioniert genauso wie PlugSurfing. Die Eigentümer von Ladestationen haben Schwierigkeiten Kunden zu bekommen, obwohl sie viel Geld in Ladeinfrastruktur investiert haben. Aber wie teilt man den Elektroautofahrern mit, wo sich die Ladestationen befinden und ob diese frei oder belegt sind? Und wie funktioniert die Abrechnung? Die Abrechnung von Strom ist richtig kompliziert. PlugSurfing übernimmt das alles. Wie Airbnb bringen wir Nachfrage und Angebot zusammen und schaffen eine WIN-WIN-Situation für Elektroautofahrer und die Betreiber der Ladestationen.

Seit wann gibt es PlugSurfing und wie wurde eure Idee von den Netzbetreibern angenommen?

PlugSurfing gibt es seit 2012. Die Netzbetreiber begrüßen unser Konzept. Wir erwarten bis 2018 alle Netzbetreiber integriert zu haben. Aus Sicht der Netzbetreiber ist PlugSurfing eine gute Sache, da wir ihnen viele Kunden bringen und uns sogar um die Abrechnung kümmern. Damit nehmen wir den Netzbetreibern viel Arbeit ab.

PlugSurfing

In wie vielen Ländern seid ihr aktiv und gibt es Länder-spezifische Besonderheiten?

Wir sind in 16 Ländern aktiv. Man sieht, dass es im Norden Europas mehr Ladestationen gibt und auch mehr Elektroautos. Auch die Integration kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Damit hat PlugSurfing sich richtig spezialisiert in der Integration von komplexen Systemen in verschieden Länder.

Wie können die Nutzer von PlugSurfing bezahlen? Wer bestimmt die Gebühren?

Die Netzbetreiber bestimmen ihre Preise, PlugSurfing vermittelt und bekommt die Provision von den E-Auto-Fahrern. In der App kann man ganz einfach den PayPal-Account oder eine Kreditkarte hinterlegen und schon kann es losgehen. Super einfach!

Bezahlt der Autofahrer also mehr, wenn er PlugSurfing nutzt?

Nein, im Gegenteil. Für die einzelnen Betreiber ist es viel teurer unterschiedliche Zugangsmittel (Apps und Ladekarten) bereitzustellen und die Abrechnung zu gewährleisten. Wir haben alles intelligent automatisiert, weshalb E-Autofahrer am günstigsten über PlugSurfing laden. Für die Netzbetreiber ist es auch günstiger. Sie können sich die Verwaltungskosten sparen und das Geld stattdessen in den Ausbau der Ladeinfrastruktur investieren. Jeder profitiert am Ende davon.

PlugSurfing

Wo liegen eurer Ansicht nach derzeit die größten Probleme der Elektromobilität?

Es gibt viel zu wenige gute Elektroautos. Damit meine ich Autos die mindestens 300 Kilometer weit mit einer Ladung fahren können. Vor allem die deutsche Herstellern haben den Trends zur E-Mobility bislang verschlafen. Nur Tesla hat es geschafft, ein ordentliches E-Auto zu bauen. Ich erwarte auch viel von dem Opel Ampera-e, der 2017 auf den Markt kommt.

Weiterhin gibt es in einigen Ländern – zum Beispiel in Deutschland – einen Mangel an Ladestationen.

Was muss passieren, damit die Elektromobilität erfolgreicher wird? Seht ihr eher die Politik oder eher die Wirtschaft in der Pflicht?

Die Politik muss endlich aufhören Benzin- und Diesel-Autos sowie die Öl-Industrie zu subventionieren. Stattdessen sollte mehr Geld in den Ausbau der Ladeinfrastruktur fließen. Diesel- und Benzin-Autos müssen mittels einer Steuer teurerer werden und langfristig ganz verboten werden. Gerade in den Städten sind die negativen Folgen von Verbrennern bereits heute gut sichtbar.

Was plant ihr für die Zukunft?

Wir werden die größte Plattform für E-Mobility sein. 2017 werden wir unsere Abrechnung für die Betreiber der Ladestationen noch günstiger anbieten können. Daneben arbeiten wir an Smart Charging, damit das Netz gut ausgelastet ist.

Fahrt ihr alle Elektroautos? ;)

Ja wir fahren Tesla, Renault Zoe und BMW i3 momentan. Ich freue mich auf die Ampera-E von Opel :-)