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Bis vor wenigen Jahren blieb dem Interessenten mit Kreditwunsch nur der Weg zu einer Bank mit oftmals negativem Ergebnis oder zu schlechten Konditionen. Eine gewisse Liberalisierung des Marktes ergab sich, als die ersten Plattformen für sogenannte P2P-Kredite online gingen. Seitdem können Verbraucher auch ohne den Umweg über die Bank Geld leihen, oft unbürokratischer und zu günstigen Konditionen. Wie das geht und warum diese Kreditform die Digitalwirtschaft nachhaltig vorantreibt, zeigt dieser Artikel.

Was sind Peer-to-Peer-Kredite (P2P-Kredite)?

Im Rahmen der Peer-to-Peer-Kreditvergabe (kurz: P2P) können Privatpersonen Kredite direkt von anderen Privatpersonen erhalten, ohne dass ein Finanzinstitut als Zwischenhändler eingeschaltet wird. Spezielle Internetportale, welche die P2P-Kreditvergabe erleichtern, haben die Akzeptanz als alternative Finanzierungsmethode in den letzten Jahren stark erhöht.

P2P-Plattformen im Internet verbinden Kreditnehmer direkt mit Kreditgebern. Das jeweilige Portal legt die Zinsen und Bedingungen fest und ermöglicht die Transaktion. Die meisten Websites bieten unterschiedliche Zinssätze an, die unter anderem von der Kreditwürdigkeit des Antragstellers abhängen.

P2P-Kredite als Treiber der Digitalwirtschaft

Mittlerweile sind P2P-Kredite zu einem wichtigen Faktor in der Digitalwirtschaft geworden. Sie haben den Markt für klassische Bankkredite zwar noch nicht abgelöst, verzeichnen aber Jahr für Jahr steigende Marktanteile. Der weltweite Markt für Peer-to-Peer-Kredite hatte nach Angaben der amerikanischen Marktforschungsspezialisten von Precedence Research im Jahr 2021 einen Wert von 83,79 Milliarden US-Dollar. Diese Zahl wird bis 2031 voraussichtlich über 700 Milliarden Dollar erreichen.

Den Prozess der P2P-Kreditvergabe verstehen

Zunächst eröffnet der Anleger ein Konto auf der jeweiligen Plattform und zahlt einen Geldbetrag ein, der anschließend in Form von Krediten wieder ausgezahlt wird. Für sein(e) Darlehen wird anschließend ein Angebot auf der Plattform erstellt und veröffentlicht. Der Kreditinteressent wiederum legt sein persönliches Finanzprofil an, dem dann vom Betreiber eine Risikokategorie zugewiesen wird. Diese bestimmt den Zinssatz, welchen der Antragsteller zahlen muss.

Der Kreditinteressent kann die Angebote prüfen und eines davon annehmen (manche Antragsteller unterteilen ihren Kreditwunsch auch in kleine Pakete und nehmen mehrere Angebote an). Der Geldtransfer und die monatlichen Zahlungen werden über die Plattform abgewickelt. Auf manchen Plattformen ist der Prozess vollständig automatisiert, teilweise besteht aber auch für Kreditgeber und Kreditnehmer die Möglichkeit, vor Vertragsabschluss über die Konditionen zu verhandeln. Zudem gibt es Portale, die sich auf bestimmte Arten von Kreditnehmern spezialisiert haben, etwa Selbstständige und Existenzgründer.

Was macht P2P-Kredite für Anleger und für Kreditnehmer so interessant?

Die Zinssätze für Antragsteller mit guter Bonität liegen bei P2P-Krediten oft niedriger als vergleichbare Bankzinsen, während sie für Antragsteller mit schlechter oder unklarer Bonität deutlich erhöht sein können. Die Spanne der Zinssätze ist dabei sehr weit gespreizt und liegt ja nach Plattform und persönlichen Voraussetzungen des Kreditnehmers zwischen 2,00 % und weit über 20 % per anno.

Für Kreditgeber sind P2P-Kredite hingegen eine Möglichkeit, Zinserträge auf ihr Geld zu Zinssätzen zu erwirtschaften, die über dem von herkömmlichen Sparkonten oder anderen Anlageformen liegen. Auf einigen P2P-Websites können Kreditgeber bereits mit einem Kontoguthaben von nur 50.- Euro beginnen.

Wirtschaftliche Risiken für Anleger & Kreditnehmer

Wer über eine P2P-Kreditvergabeseite Geld verleihen möchte, muss die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass seine Kreditnehmer ihre Kredite nicht zurückzahlen können, genau wie es bei herkömmlichen Bankkrediten der Fall ist. Untersuchungen über P2P-Kreditplattformen haben ergeben, dass Kreditausfälle viel häufiger vorkommen als bei traditionellen Finanzinstituten. Teilweise beträgt die Quote über 10 %.

Verbraucher oder Anleger, die eine P2P-Kreditplattform für sich in Betracht ziehen, sollten unbedingt die Transaktionsgebühren überprüfen. Jede Seite verdient ihr Geld anders, Gebühren und Provisionen können grundsätzlich dem Kreditgeber, dem Kreditnehmer oder beiden in Rechnung gestellt werden. Wie Banken können die Vermittlungsplattformen Gebühren für die Kreditvergabe, Verzugsgebühren und Gebühren für geplatzte Zahlungen erheben.

Peer-to-Peer-Kredite sind allgemein risikoreicher als ein Sparkonto oder ein Einlagenzertifikat, die Zinssätze liegen oft viel höher. Dies liegt daran, dass Personen, die über eine P2P-Lending-Plattform investieren, den größten Teil des Risikos übernehmen, das normalerweise von Banken oder anderen Finanzinstituten getragen wird.

Fazit

Auf der Anlegerseite eignen sich P2P-Kredite insbesondere für risikofreudige Menschen, die auch den Totalverlust einer Einlage wirtschaftlich verkraften können. Kreditinteressenten dagegen sollten über eine gute bis sehr gute Bonität besitzen, ansonsten kann das Ganze ein teurer Spaß werden. Unbestritten ist, dass P2P-Kredite ein Treiber der Digitalwirtschaft sind und immer wichtiger werden.