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Alle sprechen über das Metaverse, aber kaum jemand weiß, was sich hinter dem Begriff eigentlich verbirgt. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengestellt.

Wo hat der Begriff Metaverse seinen Ursprung?

Gefühlt wird über das Metaverse in der Öffentlichkeit erst seit rund zwei Jahren gesprochen. Tatsächlich prägte der Science-Fiction-Autor Neal Stephenson in seinem dystopischen Roman „Snow Crash“ den Begriff bereits vor 30 Jahren. In diesem beschreibt er das Metaverse als eine virtuelle Realität, in der die Menschen als Avatare leben. Man braucht nur eine VR-Brille und schon kann man im Metaverse mit anderen interagieren. Egal, ob man sich einfach nur in einer Bar trifft, auf ein Konzert geht oder gemeinsam Rennen fährt – alles ist in der virtuellen Realität denkbar.

Allerdings skizzierte Stephenson das Metaverse in „Snow Crash“ nicht als erstrebenswertes Szenario. Im Gegenteil: Großkonzerne und das organisierte Verbrechen kontrollieren alles, der (echte) Staat verliert an Bedeutung und das Leben außerhalb des virtuellen Raums ist trist.

Was ist heutzutage mit dem Metaverse gemeint?

Egal, ob Mark Zuckerberg (Meta), Tim Sweeney (Epic Games), oder Satya Nadella (Microsoft) – seit zwei Jahren sprechen alle über das Metaverse. Aber was schwebt ihnen dabei überhaupt vor?

Im Prinzip werden alle derzeit gehypten Technologien (VR, AR, Blockchain, NFTs, Künstliche Intelligenz, Machine Learning, etc.) gebündelt, um virtuelle Welten zu erschaffen. Diese koexistieren neben der realen Welt. Das bedeutet, dass im Metaverse alles live passiert, es keine Pausen gibt und jeder am Geschehen teilnehmen kann. Rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Das Metaverse hat sogar seine eigene Wirtschaft: Unternehmen und Privatpersonen können Waren und Dienstleistungen handeln, in Dinge investieren – und vieles mehr. Ganz wie in der realen Welt. Auch ein übergreifender Austausch zwischen der virtuellen und physischen Welt ist denkbar.

Ein Bisschen kann man sich das Metaverse wie die Plattform „Second Life“ vorstellen, die es bereits seit 2003 möglich macht, sich einen Avatar anzulegen und in der von den Benutzer*innen gestalteten virtuellen Welt mit anderen zu interagieren. Nur eben mit viel mehr Möglichkeiten und dank VR-Brillen auch deutlich immersiver.

Gibt es DAS Metaverse?

Wenn vom Metaverse die Rede ist, denken viele an eine zentrale Plattform, auf der sich alles abspielt. Eine solche gibt es (bislang) allerdings nicht. Vielmehr haben unterschiedliche Technologie-Unternehmen unterschiedliche Visionen vom Metaverse.

Microsoft beispielsweise beschäftigt sich mit einer virtuellen Welt für das Arbeitsleben. Dieses Metaverse kann man sich als eine Art Erweiterung von Teams vorstellen: Anstatt in einer Videokonferenz kommt man mit anderen Avataren in einem digitalen Konferenzraum zusammen. Meta dagegen schwebt ein allumfassendes Metaverse vor: „In 3D-Räumen im Metaversum kannst du Zeit mit anderen verbringen, lernen, zusammenarbeiten und spielen – auf eine neue Art, die alles übertrifft, was heute möglich ist.“ Fortnite-Entwickler Epic Games und Lego wollen derweil gemeinsam ein Metaverse erschaffen, in dessen Mittelpunkt Kinder stehen.

Die entscheidende Frage wird sein: Wollen Meta, Microsoft, Nvidia und Co. das Metaverse selbst bauen, oder wollen sie lediglich einen Teil dieses Ökosystems mitgestalten. Folgt man dem vielbeachteten Essay von Matthew Ball zu diesem Thema, wäre Letzteres wünschenswert: ein dezentrales Metaverse, das von allen Unternehmen und Menschen gestaltet wird. Doch dazu müssen die unterschiedlichen „Welten“ der einzelnen Unternehmen miteinander kompatibel sein.

In diesem Szenario wäre das Metaverse zukünftig das, was heute das Internet ist. Das heißt es wäre auch nicht zwangsläufig eine VR-Brille notwendig, um am Metaverse teilzuhaben. Vielmehr soll das Metaverse unsere Realität in jeder erdenklichen Situation sinnvoll erweitern.

Wie könnte man sich das „Leben“ im Metaverse vorstellen?

Die Anwendungsszenarien des Metaverse sind nahezu unbegrenzt:

  • Teilnahme an Konzerten, Sportveranstaltungen, etc.
  • virtuelles Reisen
  • Treffen mit Freunden und Bekannten unabhängig vom Aufenthaltsort
  • Meetings in virtuellen Büros
  • virtuelle Produktvorführungen
  • virtuelle Inspektionen von Fahrzeugen oder Maschinen
  • medizinische Beratung

Dabei sind natürlich auch hybride Szenarien denkbar: Zehn Freunde gehen auf ein Konzert, sechs sind live vor Ort, vier nur als Avatare. Was ein bisschen wie Science Fiction klingt, könnte bald schon Realität sein.

Geld verdienen lässt sich mit dem Metaverse übrigens schon heute: Auf Roblox verkaufen Nike und Ralph Lauren(virtuelle) Kleidung an Avatare, von Gucci soll es bereits Handtaschen fürs Metaverse geben. Adidas hat sich derweil im Online-Spiel „The Sandbox“ virtuelle Grundstücke gekauft und will dort ein „AdiVerse“ errichten. Selbst Kaufland und Walmart mischen im Metaverse mit.