Lesedauer ca. 3 Minuten

Der Hype um das Metaverse kühlt langsam ab – und noch ist die digitale Welt weit davon entfernt, sich in unserem Alltag durchzusetzen. Abschreiben sollte man sie dennoch nicht.

Das Metaverse hat in den vergangenen Jahren für viel Aufsehen gesorgt und die Vorstellungskraft von Technologieenthusiasten und Unternehmen gleichermaßen beflügelt. Konzerne wie Meta, Google und Microsoft haben Milliarden in die Entwicklung des Metaverse investiert, und es schien, als läge eine glänzende Zukunft vor uns, in der reale und digitale Welt miteinander verschmelzen. Doch plötzlich taucht immer häufiger die Frage auf: Ist das Metaverse schon wieder tot?

Das Metaverse und der Hype Cycle

Um zu verstehen, was gerade mit dem Metaverse passiert, sollte man den vom Marktforschungsforschungsinstitut Gartner geprägten Begriff Hype Cycle kennen. Der „Hype-Zyklus“ beginnt stets mit einer Innovation, die zunächst extrem hohe Erwartungen („Peak of Inflated Expectations“) bei allen Beteiligten weckt, bevor eine Phase der Ernüchterung („Trough of Disillusionment“) folgt.

Genau in dieser befinden wir uns jetzt. Diese Phase ist jedoch keineswegs das Ende, sondern vielmehr ein Wendepunkt, an dem Technologien reifen und sich den realen Anforderungen und Anwendungsfällen stellen. Der Hype mag nachlassen, aber das Metaverse ist nun endlich bereit, in die nächste Phase einzutreten, in der es sich als tragfähige Technologie beweisen kann.

Und so verwundert es nicht, dass Meta trotz Verlusten in Milliardenhöhe allein im vergangenen Quartal, weiterhin an seiner Reality-Labs-Sparte festhält.

Metaverse: Noch sind die technischen Hürden hoch

Einer der Hauptgründe dafür, dass sich der Hype rund um das Metaverse abkühlt, sind die technischen Herausforderungen. Um die Vision einer nahtlosen, immersiven und interaktiven Erfahrung zu verwirklichen, braucht es enorm leistungsfähige Recheninfrastrukturen, um der hohen Anzahl gleichzeitiger Benutzer*innen sowie der Komplexität der interagierenden Objekte gerecht zu werden.

Weiterhin sind Fortschritte in den Bereichen 3D-Modellierung, KI-gesteuerte Avatare sowie haptischem Feedback notwendig, um ein hohes Maß an Realismus und eine überzeugende Benutzererfahrung zu erreichen. Denn gerade daran hapert es derzeit noch am meisten. Wenn man sich die bisherigen Metaverse-Anwendungen anschaut, hat man viele Gefühle, aber in eine virtuelle Welt einzutauchen, die der realen Konkurrenz machen kann, gehört definitiv nicht dazu.

Und dann wären da natürlich noch zentrale Anliegen wie Sicherheit und Datenschutz, denn damit das Metaverse funktioniert, müssen die Benutzer*innen bereit dazu sein, dort mitunter persönliche und sensible Informationen zu teilen und zu speichern.

Metaverse: Viel Potenzial für die Industrie

Wenn der Begriff Metaverse fällt, haben viele direkt das Bild von Menschen im Kopf, die ganz alltäglich mit VR-Brillen in ihren Wohnzimmern sitzen und mit anderen Nutzer*innen Spaß haben – sei es bei einer virtuellen Party oder Shopping-Tour. Bis das der Fall sein wird, werden allerdings noch viele Jahre ins Land gehen.

Viel früher wird das Metaverse jedoch in der Industrie zum Alltag gehören. Denn hier bieten virtuelle und erweiterte Realitäten den Unternehmen völlig neue Möglichkeiten – etwa in der Produktion und Wartung. So kann ein „Industrial Metaverse“ dazu genutzt werden, Prozesse zu optimieren, die Effizienz in der Produktion zu steigern sowie Remote-Arbeiten und -Schulungen durchzuführen.

All das wird nicht von heute auf morgen passieren. Aber den Fehler, das Metaverse abzuschreiben, sollte man dennoch nicht begehen.