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Die Online-Plattform manopus.de bietet Unikate von deutschen Handwerksbetrieben und unterstützt selbige auf dem Weg ins digitale Zeitalter. Wir haben mit Danny Hammer, Schreinermeister und Gründer von manopus.de, über die Digitalisierung des Handwerks gesprochen.

Lieber Danny, du bist einer der Gründer von manopus.de. Bevor wir gleich auf diesen Marktplatz für Handwerksbetriebe zu sprechen kommen, erzähl uns doch zunächst etwas über dich und wie du zum Handwerk gekommen bist.

Alles fing damit an, dass ich mit 13 nicht mit ins Schullandheim konnte. Ein Bekannter fragte mich, ob ich in den zwei schulfreien Wochen nicht in seiner Schreinerei aushelfen wollte. Ich war von Anfang an begeistert. Von da an arbeitete ich jedes Wochenende in der Schreinerei. Schnell war klar, dass ich nach der Schule eine Schreinerlehre beginnen würde. Mittlerweile bin ich Schreinermeister und staatlich geprüfter Holztechniker und habe mich zusammen mit meinem Kollegen Siegfried Margrander selbstständig gemacht. Die Begeisterung für das Schreinerhandwerk ist noch dieselbe wie mit 13.

Wie kam dir die Idee zu manopus.de und welche Vision steckt hinter dem Online-Marktplatz, auf dem ausschließlich „Unikate von deutschen Handwerksbetrieben“ zu finden sind?

Wir hatten uns mit Hammer Margrander Interior vor einer ganzen Weile vorgenommen, Möbel und Wohnaccessoires online zu verkaufen. Also einerseits speziell zu diesem Zweck produzierte Kleinserien und zum anderen Auftragsarbeiten. Wir waren und sind nämlich überzeugt davon, dass sich das Konsumverhalten der Menschen immer weiter in den Online-Sektor verschieben wird und da wollten wir einfach nicht den Anschluss verpassen. Jedoch mussten wir feststellen, dass ein eigener Onlineshop samt aller nötigen Werbemaßnahmen ganz schön ins Geld gehen kann und/oder jede Menge Zeit und Mühe fordert.

Was wir wollten, ließ sich mit unserem Budget nicht umsetzen. Da haben wir uns verschiedene Online-Marktplätze angesehen. Da muss man die Kunden ja nicht erst drauf bekommen, haben wir uns gedacht. Aber uns fiel schnell auf, dass wir in dem Überangebot aus Massenware und bei diesen Kampfpreisen nichts verloren haben. Niemand, der Handwerksqualität sucht, schaut auf Amazon.

„So muss es doch auch anderen gehen“,  haben wir uns da gedacht. Und weil wir davon überzeugt sind, dass dem so ist, haben wir manopus.de entwickelt. manopus.de hat in Sachen Kosten und Aufwand die Vorteile eines Online-Marktplatzes, hebt sich aber dadurch ab, dass wir nur Handwerksqualität Made in Germany zum Verkauf zulassen.

Siegfried Margadner

Handwerksbetriebe müssen sich bewerben, um bei manopus.de aufgenommen zu werden. Wie kann man sich das vorstellen und nach welchen Kriterien wählt ihr eure Mitglieder aus?

Das ist relativ simpel. Man meldet sich einfach online als Verkäufer an. Schon kann man seinen eigenen Online-Shop, die sogenannte Werkstatt, einrichten und Artikel einstellen. Freigeschaltet wird die Werkstatt aber erst, wenn der Qualifikationsnachweis erbracht wurde. Der wird im eigenen Profil hochgeladen. Als Nachweis akzeptieren wir Scans oder Fotos der Handwerkerkarte, des Gesellen- oder des Meisterbriefs. Wer nicht über so etwas verfügt, muss uns anderweitig von der Qualität seiner Arbeit überzeugen. Beispielsweise mit einer Kombination aus Ausbildungsnachweis, Gewerbeanmeldung und einem Beispielprodukt, das wir in Augenschein nehmen können.

Sagen wir, ich hätte einen Handwerksbetrieb und würde mir überlegen, mit Facebook und einem kleinen Online-Shop im Web durchzustarten. Warum sollte ich mich stattdessen lieber bei manopus.de bewerben?

Stattdessen sollst du das überhaupt nicht machen, denn im Online-Marketing macht es ja nicht zuletzt oft die Mischung. Facebook würde ich in jedem Fall nutzen.
Wenn du jetzt sagst, du möchtest nur einen Online-Shop, dann würde ich dir zu manopus.de raten, weil du damit kein Risiko eingehst: Erst wenn du etwas verkaufst, kostet es etwas. Das heißt, du musst nicht erst einmal einen Haufen Geld investieren und hoffen, dass das wieder reinkommt. Dazu kommt: Wir kümmern uns um SEO und machen Werbung für die Plattform. Lauter Themen, in die du dich erst einmal einlesen oder für die du eine Agentur bezahlen müsstest.

Manopus

Einige Handwerksbetriebe, die ich kenne, stehen dem Internet eher ablehnend gegenüber – vor allem sozialen Netzwerken wie Facebook und Instagram. Verschenken diese Unternehmen dadurch nicht viel Potenzial?

Ungeheuer viel! Das ist auch gleichzeitig unsere größte Hürde, wenn wir mit Handwerkern sprechen. Es gibt die einen, die die Zeichen der Zeit erkennen und hier und da vielleicht schon etwas machen. Die müssen wir gar nicht groß überzeugen. Dann gibt es die, die gerne würden, aber nicht wissen wie. Denen greifen wir gerne unter die Arme – etwa mit Tipps und Anleitungen in unserem Newsletter. Darüber hinaus haben wir mittlerweile auch einige Zusatzservices, die wir anbieten. Dazu gehört neben der Einrichtung der Werkstatt neuerdings auch das Erstellen und/oder Betreuen einer Facebook-Seite.

Der dritte Typus ist derjenige, den du beschreibst. Ich denke, einige werden ihre Position erst überdenken, wenn die Aufträge ausbleiben. Der momentane Boom täuscht viele Gewerke, denke ich. Wer sich langfristig sperrt, könnte echte Schwierigkeiten bekommen. Denn bald werden diejenigen, die beispielsweise einen Schreiner suchen, vornehmlich zu einer Generation gehören, die mit Online-Lösungen aufgewachsen ist. Wer dann nicht im Internet auffindbar ist und seine Dienste oder Produkte dort möglichst unmittelbar anbietet, wird bei diesem Kundenkreis nicht punkten können.

Vor allem der jüngeren Generation wird gerne nachgesagt, dass sie keinen Wert auf Manufakturarbeit und Handwerkskunst legt und lieber günstig bei Möbelhäusern wie IKEA einkauft. Wie erlebst du das? Bietet eventuell gerade die Digitalisierung die Chance, wieder jüngere Käuferschichten zu erreichen?

Es stimmt, dass dieser Trend sich über eine längere Zeit abgezeichnet hat. Wir von Hammer Margrander Interior und viele andere Handwerker, mit denen wir so ins Gespräch kommen, erleben tatsächlich mittlerweile wieder eine gegenläufige Entwicklung. Stichworte wie „Unikat“, „nachhaltig“ oder „Made in Germany“ gewinnen wieder mehr an Bedeutung und ethische Maßstäbe werden gerade für jüngere Leute wieder wichtiger. Trotzdem geht es eben um eine Zielgruppe, die im Internet zu Hause ist. Deshalb ist es wichtig, dass diese dort auch findet, was sie sucht.

Danny Hammer
Danny Hammer ist Gründer von manopus.de und Schreinermeister.

Werfen wir einen ganz allgemeinen Blick in die Zukunft: Wie wird die Digitalisierung unser Leben in den kommenden Jahren verändern?

Geschäftlich hoffe ich natürlich im Großen und Ganzen sowohl mit manopus.de als auch mit unserer Schreinerei vom digitalen Wandel profitieren zu können. Ich denke, der Berufsalltag wird sich erheblich verändern. Bei HMI verwenden wir schon seit einer Weile ein digitales Aufmaßsystem, eine App zur Zeiterfassung sowie zur Projektkoordination und natürlich bekommt der Kunde von jedem Projekt eine 3D-Simulation zu sehen bevor es an die Umsetzung geht. Aktuell experimentieren wir mit neuen Service-Werkzeugen wie beispielsweise Projektberatung über Skype. Ich denke, man wird am Ball bleiben müssen und jede Innovation und jeden Trend auf die Möglichkeiten zur betrieblichen Nutzung abklopfen.

Privat werde ich vermutlich jede Innovation begrüßen, die Alltägliches bequemer macht und dadurch immer fauler werden. Aber das ist gut. So muss ich nur mich selbst beobachten, wenn ich wissen will, wie sich unser Kunde schlimmstenfalls verhält.

manopus.de hat seinen Firmensitz in Karlsruhe. Welche Bedeutung hat der Standort für euch?

Karlsruhe liegt uns sehr am Herzen. Sowohl als Stadt, was Ihren Charme und die allgemeine Lebensqualität angeht, als auch aufgrund seiner Startup-Szene. An der Stelle sei insbesondere das CyberForum erwähnt, wo wir uns schon so manchen guten Rat abgeholt haben. Die vielen Möglichkeiten zum Austausch, die dieses und andere Foren in Karlsruhe bieten, sind mit Gold nicht aufzuwiegen. Ebenso wenig wie das motivierende Gefühl, dass um einen herum ständig etwas los ist und dass an überall tolle Ideen zu tollen Projekten werden.

Wir lieben die gute Gesellschaft, in der wir uns befinden.