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Montagmorgen um 7:15 Uhr. Es ist ein kalter Februartag in einer Tiefgarage in Karlsruhe. Nach anfänglichen Wochen, nunmehr Monaten, mit Projektmeetings, Lieferengpässen und Produktevaluationen, ist es so weit: Eine Ladelösung für E-Autos in einem Mehrfamilienhaus mit über 30 Wohneinheiten ist nunmehr fertiggestellt und kann endlich in Betrieb gehen.

Die Erfordernis moderner Ladelösungen für die Mobilitätswende

Der Verkehrssektor gehört unstrittig zu den größten Emittenten von Treibhausgasen. Die Umstellung der individuellen und öffentlichen Mobilität auf klimaneutrale Antriebsformen ist eine Schlüsselkomponente sowie essenziell zur Erreichung der Klimaziele und der Senkung der gesamten Treibhausgasemissionen. Ohne eine tiefgreifende Wende in der Mobilität kann der globale Klimawandel und dessen Folgen nicht aufgehalten werden.

Zur Erreichung ihrer Klimaziele plant die Bundesregierung 13 Millionen Elektroautos bis 2030 auf deutschen Straßen zu realisieren. Damit dieser gewaltige Kraftakt gelingt, müssen alle Hebel in Bewegung gesetzt werden. Hierfür muss sowohl die Zulassungsquote von E-Autos weiter erheblich zunehmen als auch die Ausbaugeschwindigkeit der erforderlichen Netz- und Ladeinfrastruktur gesteigert werden. Bereits jetzt ist jeder zweite neu zugelassene PKW rein batterieelektrisch. Damit sind Fahrzeuge gemeint, die einen Elektromotor verwenden und mit einer elektrischen Energiequelle betrieben werden, daher BEV (battery electric vehicle). Hybridfahrzeuge sowie Brennstoffzellen-Fahrzeuge werden ebenfalls (teilweise) elektrisch betrieben, erfüllen jedoch nicht die genannten Kriterien. Im weiteren Verlauf bezieht sich der Begriff „E-Auto/Elektroauto“ einzig auf BEV. Ein batterieelektrisches Fahrzeug besitzt keinen Verbrennungsmotor oder Brennstoffzellen, die einen Akku mit Energie versorgen und muss mit elektrischem Strom aufgeladen werden. Die gängigste und auch einfachste Methode ist das konduktive Laden durch ein Ladekabel. Laut Studien finden mehr als 80 Prozent aller Ladevorgänge beim Arbeitgeber oder zu Hause statt, mehr als 60 % aller Ladevorgänge zu Hause. Damit ist klar, dass für eine breitenwirksame Umstellung auf die Elektromobilität, Ladelösungen für Wohnimmobilien benötigt werden. Weiterhin wünscht sich die Mehrheit aller E-Autofahrer*innen eine eigene Ladestation. Die Fahrer*innen möchten jederzeit in der Lage sein, ihr Fahrzeug zu Hause, abseits öffentlicher Schnellladestationen, aufladen zu können. Allein das Netz öffentlicher Schnellladelösungen auszudehnen, wird nicht genügen.

Vereinfacht gesagt, ist bis 2030 mit 8 Millionen Ladepunkten in Wohnimmobilien zu rechnen, mehr als die Hälfte werden sich in Mehrfamilienhäusern befinden. Es müssen zahlreiche Stellplätze von gemeinschaftlich genutzten Wohnhäusern elektrifiziert werden. Im Angesicht der hohen Finanzierungs- und Baukosten, kann davon ausgegangen werden, dass der Anteil der Mieter*innen und Wohneigentümer*innen hoch bleibt. Folglich wird sich der Schwerpunkt auf größere Wohngebäude, wie Mehrfamilienhäuser und ganze Wohnkomplexe, belaufen.

Zur Einordnung ist es wichtig zu wissen, dass alle Mieter*innen und Eigentümer*innen das Recht haben, für einen vorhandenen Stellplatz eine Ladelösung für E-Autos realisieren zu lassen. Bis 2020 war es für Mieter*innen und Wohneigentümer*innen in der Praxis schwierig, eine Ladestation genehmigen und installieren zu lassen. Durch die unklare Rechtslage und beträchtliches Blockadepotenzial, geriet die Umstellung für interessierte Bewohner*innen und die aufgeklärte Wohnungswirtschaft zu einer Farce. Der Gesetzgeber hat dieses Problem erkannt. Eine wegweisende WEG-Reform Ende 2020 hat die Umsetzung von Ladelösungen für die Bewohner*innen von Mehrfamilienhäusern deutlich vereinfacht. Mieter*innen und Eigentümer*innen haben nunmehr gesetzlichen Anspruch auf Ladetechnik. Auch Bauträger werden durch das Bundesgesetz GEIG (Gebäude-Elektromobilitäts-Infrastrukturgesetz) in die Pflicht genommen, die Thematik bei der Bauplanung zu berücksichtigen. Das Gesetz regelt bundesweit einheitlich den Ausbau der Leitungs- und Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität bei geplanten und bestehenden Gebäuden.

Dessen ungeachtet zeigen sich technische und wirtschaftliche Herausforderungen in der Praxis. Es gibt zahlreiche alltagsbezogene Herausforderungen, die den Ausbau von Ladeinfrastruktur verzögern oder gar verhindern. Diese lähmen die Initiative der Interessierten, zumal solche Vorhaben mit hohen Kosten und einer erheblichen Dauer verbunden sind. Daher fordert die Europäische Föderation für Transport und Umwelt ein:

“ Europäisches Recht zu Laden, das den E-Auto fahrer*innen zusichern soll, nicht länger als 3 Monate auf eine Lademöglichkeit warten zu müssen, sei es zuhause oder auf der Arbeit”

“european federation for transport & environment „A European ‚right to plug‘ should ensure that EV drivers wait no longer than three months to get charging, whether at home or work.

Eine rasche Umsetzung bezahlbarer und auf den eigenen Bedarf optimierter Ladelösungen ist essenziell, um die Elektrifizierung der Individualmobilität zu ermöglichen. Eine private Ladeinfrastruktur muss ausreichend günstig, technisch ausgereift und auf eine Vielzahl von Wohnimmobilien- und Gebäudetypen anwendbar sein. Zunächst vorweg, eine moderne Ladeinfrastruktur ist in fast allen Wohnimmobilien technisch realisierbar. Weder in der Theorie noch in der Praxis sprechen gewichtige Gründe gegen eine Ausstattung. Nur in seltenen Fällen stehen handfeste Probleme im Weg, trotz der heterogenen Vielfalt privat genutzter Immobilien. Erfahrungswerte zeigen jedoch, dass Ladeinfrastruktur für E-Autos als bloße Option oder Lebensstilfrage behandelt und teilweise aufgrund von Verunsicherung infolge des gesellschaftlichen Wandels, abgelehnt wird. Nicht selten steht dahinter eine kritische Distanz oder ablehnende Haltung gegenüber der Notwendigkeit des ökologischen Umbaus von Gesellschaft und Wirtschaft. Gelegentlich ist dies aufgrund von Halbwissen bezüglich E-Mobilität zurückzuführen. Diese bedauerliche und teils fehlgeleitete Einstellung resultiert oft aufgrund fehlenden Wissens sowie den hohen Investitionskosten zu Beginn.

Die thematische Komplexität, das Fehlen von Wissen sowie hohe Kosten zur Realisierung von Ladelösungen, scheinen Bedenken zu schüren und die Bereitschaft zu hemmen.

Intelligente und skalierbare Ladeinfrastruktur: bloß eine Wallbox mit Ladekabel?

Mit wenigen Ladestationen am Anfang oder geringer Ladeleistung zu beginnen, ist prinzipiell sinnvoll. In der Praxis ist eine konventionell geplante Ladeinfrastruktur, daher die Anzahl und nominelle Ladeleistung der Ladestationen für den realistischen Bedarf oft überdimensioniert. Zudem überschätzen auch viele E-Autofahrer*innen und Kaufinteressent*innen den tatsächlichen Ladebedarf. Ein E-Auto wird nahezu nie vollständig entladen, es muss daher nur nachgeladen werden. Zudem ist es unnötig, ein E-Auto jederzeit in einer Stunde oder weniger vollständig laden zu können, wie bei öffentlich zugänglichen Schnellladelösungen.

Eine Ladelösung für E-Autos in Wohnimmobilien ist nicht unbedingt teuer. Für ein einfaches Einfamilienhaus genügt es in der Regel eine*n fachkundige*n Elektriker*in mit der Installation zu beauftragen. In großen Mehrfamilienhäusern mit Miet- oder Eigentumswohnungen ist die Dimension bereits eine gänzlich andere. Hier geht es nicht um eine Ladestation, sondern um ein geschlossenes, aufeinander abgestimmtes System, eine aktiv gemanagte Ladelösung sowie Servicedienstleistungen entlang sämtlicher Schnittstellen. Im Mehrfamilienhaus ist die Nachfrage hoch. Zugleich sind die elektrischen und finanziellen Ressourcen stärker begrenzt, denn die Leistung des Hausanschlusses lässt sich nicht einfach ausdehnen. Eine Ausweitung ist zwar möglich, geht jedoch mit schwindelerregenden Umbaukosten einher.

Eine Ladelösung muss alle wesentlichen Aspekte abdecken und in Einklang bringen: Sie muss sowohl komfortabel und einfach in der Nutzung sowie leistungstechnisch als auch wirtschaftlich skalierbar sein. Für die alltägliche Nutzung durch alle beteiligten Parteien sind ein intelligentes Management sowie die digitale Verwaltung der Ladestationen unabdingbar. Für die Planung, Umsetzung sowie laufenden Betrieb einer intelligenten Ladeinfrastruktur existieren bereits erste Lösungskonzepte. Abgestimmt auf die besonderen Bedürfnisse der Branche, bieten einige Hersteller oder spezielle Full-Service-Anbieter eine Software für die Planung und den Betrieb gemanagter Ladestationen sowie ein umfangreiches Paket von Servicedienstleistungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette an.

Die Komplexität der technischen Dimensionen einer intelligenten Ladeinfrastruktur umfasst weit mehr als Ladestationen und Leitungen. Eine Ladelösung besteht nicht allein aus einer Wandladestation oder Wallbox. Sie ist zwar das Herzstück, jedoch nur ein Teil der technisch komplexen Ladelösung. In der Planung muss sichergestellt werden, dass die eingesetzten Komponenten auf allen technischen Ebenen problemlos ineinandergreifen und für zukünftige Aufgaben und Herausforderungen ausgelegt werden. Es gilt nicht nur darauf zu achten, dass jede Komponente technische Anforderungen und regulatorische Vorschriften erfüllt. Vielmehr gilt es alle Komponenten in den Dimensionen Elektrik & Leistung, IT & Kommunikation sowie Service & Management zu einem schlüssigen Gesamtkonzept zu integrieren.

Die erste Dimension einer modernen Ladeinfrastruktur – Elektrik & Leistung

Ein integraler Aspekt und wichtiger Kostenpunkt betrifft die Elektrik sowie Ladeleistung des Gesamtsystems. Wenig überraschend können die Investitionskosten dramatisch nach oben ausbrechen, wenn beträchtliche Änderungen an der Bausubstanz vorgenommen werden. So reizvoll es erscheint, eine private Ladelösung großzügig zu bemessen, das Risiko ist groß, das Gesamtsystem eklatant zu überzeichnen. Sollte zu Beginn kein rasch erweiterbares Installationskonzept vorgesehen werden, skalieren die Kosten mit jeder weiteren Ladestation beträchtlich stark und bilden eine hohe Investitionshürde für die nahe und mittlere Zukunft.

Diese Problematik verdeutlicht die folgende Darstellung einer beispielhaften Anfrage für ein großes Mehrfamilienhaus. Das Angebot umfasst 17 Ladestationen je 11 kW Ladeleistung:

  • 21.000 Euro für die Erhöhung der Anschlussleistung auf insgesamt 160 kW
  • 20.000 Euro für die Installation von insgesamt 17 neuen Zählerschränken
  • 5.000 Euro für die Einrichtung eines separaten Technikraums für die Zählerschränke
  • 10.000 Euro für die Vorbereitung der Verkabelung für 17 Stellplätze in der Tiefgarage
  • 24.000 Euro für die eigentlichen Ladestationen inklusive der Montage und die Prüfung

Die Gesamtkosten betragen nicht weniger als 80.000 Euro für 17 Ladestationen, daher 4.700 Euro pro einzelner Ladestation. Zudem fallen jährlich bis zu 200 Euro Gebühren pro aktiver Ladestation für den Stromzähler sowie die Grundgebühr des Stromtarifs an. Mit 160 kW bei 17 Ladestationen steht jeder Ladestation dauerhaft eine Leistung von 9,4 kW zur Verfügung. Dies erscheint womöglich nicht eindrucksvoll, doch mit dieser Ladeleistung kann der tägliche Verbrauch eines E-Autos innerhalb nur einer Stunde gedeckt werden. Das klingt zunächst sinnvoll, allerdings gilt es zu bedenken: Das E-Auto wird exemplarisch um 17 Uhr zum Laden abgestellt und ist bereits um 18 Uhr vollständig aufgeladen. Die übrige Standzeit bis 7 Uhr morgens bleibt hingegen ungenutzt. Die relative Nutzungsdauer beträgt gerade einmal 5 % des möglichen Nutzungszeitraums. Ein Großteil der verfügbaren Zeit wird somit nicht ausgeschöpft, insbesondere die Nacht und der frühe Morgen. Der konventionelle Ansatz führt zu einer überdimensionierten Ladelösung mit entsprechend hohen Kosten. Die geplante Versorgung ließe sich mit weniger Ladestärke realisieren – sofern diese intelligent ausgelegt ist, die Ladestärke situationsbedingt anpasst und drosselt. Ein Beispiel für die intelligente Nutzung ist der niedrige Stromverbrauch während der Nacht zum Aufladen von E-Autos. Im genannten Fallbeispiel ergab eine Bedarfsplanung eine angemessene Leistung von nur 25 kW, wesentlich weniger als konventionell veranschlagt (160 kW). Durch eine stringente Bedarfsanalyse und optimierte Planung, konnten die Projektkosten sogar halbiert werden.

Mit wenigen Ladestationen oder geringer Ladeleistung starten, ist prinzipiell sinnvoll, um die anfänglichen Kosten niedrig zu halten und eine erste Charge von Stellplätzen auszustatten. Meist werden nicht alle Stellplätze in großen Wohnobjekten sofort elektrifiziert, oft besteht eine Option auf die Nachrüstung der verbliebenen Stellplätze. Die Praxis zeigt jedoch, dass der Ladebedarf mit der Zeit steigt. Es ist daher sehr wichtig, dass Ladelösungen flexibel erweiterbar sind. Sie müssen sowohl den aktuellen Bedarf abdecken sowie für künftigen Bedarf skalierbar sein. Wenn der Ladebedarf zu Beginn relativ gering ausfällt, jedoch auf längere Sicht merklich steigt, führt dies bei einfachen und schlicht konzipierten Ladelösungen rasch zu Problemen. Mit dem Bedarf steigen auch die Anforderungen und die Komplexität des Gesamtsystems. Eine bestehende Ladelösung mit einfachen Komponenten lässt sich schwer skalieren, es drohen hohe Zusatzkosten, im äußersten Fall sogar die Demontage der Ladeinfrastruktur. Eine intelligent konzipierte Ladelösung vermag sowohl den aktuellen Bedarf abzudecken, für künftigen Bedarf skalierbar sein und Belastungsspitzen auffangen.

Eine einfache Ladelösung ist im Optimalfall bereits mit 1.200 Euro Gesamtkosten möglich, wenn die Ladestation an einem nahegelegenen Zähler angeschlossen werden kann.

  • 500 Euro für die einfachste verfügbare Ladestation im Handel
  • 400 Euro für die Montage, Installation und Prüfung
  • 300 Euro für notwendige Sicherungen und weiteres Material

Daraus ergeben sich 1.200 Euro für eine günstige Ladestation im Optimalfall. Allerdings treten nun erste Probleme auf. Eine zweite Ladestation kann nicht mehr an den gleichen Zähler angeschlossen werden. In der Regel ist ein zusätzlicher Zählerschrank erforderlich.

  • Folge: + 2.500 Euro Zusatzkosten

Ab etwa drei bis vier Ladestationen ist in vielen Fällen ein Lastmanagement nötig. Einfache Ladestationen sind dafür ungeeignet, da sie nicht schnittstellenfähig sind und damit nicht in höhere Softwareanwendungen eingebunden werden können. Im denkbar schlechtesten Fall müssen alle Ladestationen ausgetauscht und durch intelligente Exemplare ersetzt werden.

  • Folge: + 5.000 Euro Zusatzkosten

Für jede weitere Ladestation, die in das System eingebunden wird, erfolgen Kostensprünge. Interessanter ist der zusätzliche Installationsaufwand, die Folgekosten können beträchtlich steigen. Ein Beispiel: Die Anschlussstelle befindet sich räumlich 100 Meter entfernt, gerade in größeren Wohnimmobilien mit Tiefgaragen durchaus üblich. Wurde die Distanz im Vorfeld nicht berücksichtigt, muss für jede weitere Ladestation ein neues Kabel verlegt werden. Das Öffnen und Schließen von Wandöffnungen, die Verlegung von weiteren Kabeln sowie die Kabellänge summieren sich mit weiteren Ladepunkten auf.

  • Folge: bis zu 1.000 Euro Zusatzkosten je Ladestation möglich

Die Kosten einer Ladestation beginnen bei etwa 1.200 Euro pro Exemplar. Die Kosten für die nachträgliche Skalierung betragen ein Vielfaches, jede weitere Ladestation kann bis zu 5.000 Euro veranschlagen. Wer vorausschauend handeln möchte, holt professionellen Rat für die Bedarfsermittlung und Auslegung der gesamten Ladelösung ein. In vielen neuen Immobilien oder geplanten Neubauten werden bislang leider keine Ladelösungen für E-Fahrzeuge oder Plug-in-Hybride im Vorfeld berücksichtigt. Bereits in der Planung für Wohnobjekte werden die technischen Anforderungen für Ladeinfrastruktur übergangen, es wird kein Platz für zusätzliche Elektroinstallationen eingeplant. Es ist nicht einfach, in existierenden Wohnobjekten, einen Platz für die Unterbringung der Ladetechnik zu finden. Doch wie bereits thematisiert, kann in fast allen Wohnobjekten eine Lösung realisiert werden.

Die zweite Dimension einer modernen Ladeinfrastruktur – IT & Kommunikation

Der Betrieb mehrerer Ladestationen für mehrere Nutzer*innen in einem Wohnobjekt erfordert ein Managementsystem. Das hierzu erforderliche Lademanagement stellt die Software dar und ergänzt komplementär die Hardwarekomponenten. Bei mehreren Wohnparteien unter einem Dach ist ein digitales Management der Ladeinfrastruktur nahezu unumgänglich. Im Betrieb einer Ladelösung fallen eine Vielzahl von Daten zum Ladevorgang, Ladestand des Fahrzeuges, des Stromverbrauches, Uhrzeit und Ort, Angaben zur Ladestation, sowie weitere technische Informationen an. Die Anzahl und der Umfang der Datensätze steigen mit weiteren Ladepunkten sowie weiteren Nutzer*innen und verschiedenen Nutzertypen. Vor allem für die Bestimmung des Stromverbrauches und die monatliche Abrechnung müssen Daten verarbeitet und exportiert werden können. Um eine automatische Datenerfassung und Abrechnung zu ermöglichen, sind diese Systeme automatisiert und schnittstellenfähig. Für die Nutzer*innen ist eine kursorische Darstellung wichtiger Angaben im Dashboard erhältlich.

Punkt 1: Remote-Access für externen Zugang: Das Lademanagement ist meist die Software eines Ladetechnikherstellers oder eines Full-Service-Anbieters. Für die Aufrechterhaltung, Pflege und Erweiterung der Softwarearchitektur sind technische Zugänge erforderlich sowie Schnittstellen mit Programmen externer Anbieter oder Auftragnehmer. Neben des generellen Zugangs des Betreibers, um neue Updates aufzuspielen, Fehler remote zu beheben oder die Software vollständig zu rebooten, sind weitere erforderlich. Ein Lademanagement erlaubt es, über digitale Schnittstellen die Kommunikation zum Software-Backend sowie zu Endgeräten der Nutzer*innen, wie dem PC oder Smartphone, zu gewährleisten. Alle Ladelösungen speichern die Informationen der Ladevorgänge lokal auf einem Datenträger, später können diese in einem Buchhaltungssystem archiviert werden. Die Datensätze müssen jederzeit remote zugänglich und exportierbar sein. Die gängigen Formate für den Datenexport sind Excel- und CSV-Tabellen, die problemlos verarbeitet werden können. Auf diese Weise können Rechnungsdokumente der monatlich erfolgenden Abrechnung einfach der internen Buchhaltung oder der Steuerberatung übermittelt werden.

Punkt 2: Automatisierte Kostendarstellung und Abrechnung: Wichtige Informationen werden automatisch generiert, im Hintergrund erfasst sowie tabellarisch abgelegt. Eine tabellarische Auflistung der Datensätze allein genügt heute nicht mehr. Ein Lademanagement ermöglicht eine komplexere Aufbereitung der Daten und visuell anschauliche Darstellung. Die monatlich anfallende Rechnung umfasst in aller Regel den Strompreis sowie die Grundgebühren für Strom, Zähler und Betrieb der Infrastruktur. Die Rechnungslegung erfolgt aufgeschlüsselt nach Nutzer*innen und Ladeumfang. Im recht einfachen Fall eines Einfamilienhauses ist es der Hauseigentümer*innen und Fahrzeughalter*innen des E-Autos, sofern keine andere Personen die Ladestation nutzen dürfen. In der Praxis ist die Frage nach den Kosten und deren Zuweisung schwieriger, da mehrere Bewohner*innen den Ladestrom aus einem Hausanschluss entnehmen. Hinzukommen gelegentlich auftretende Nutzer*innen, die keine Eigentümer*innen oder Mieter*innen sind, wie Gäste.

Punkt 3: Multi-User-Funktion für verschiedene Konten und Nutzer: Moderne Ladelösungen bestehen aus mehreren, aufeinander abgestimmte Komponenten. Dies ist notwendig, wenn es nicht nur dauerhaft einen Nutzer*innen, sondern mehrere Nutzer*innen und verschiedene Nutzertypen gibt. Viele Ladestationen enthalten eine App des Herstellers, die sich an Endkunden*innen richtet sowie eine grundlegende Bandbreite wichtiger Funktionen bereitstellt. In großen Objekten sind deutlich komplexere Anwendungsbeispiele möglich. Hinzukommen die Öffnung des Lademanagements für Gäste sowie technische Zugänge für die Hausverwaltung oder dritte Partner, wie Servicetechniker*innen. In diesem Fall gelangen viele einfache Softwareanwendungen schnell an technische Grenzen. Günstige Ladestationen können viele Vorgänge nicht angemessen abbilden oder abrechnen. Ein Lademanagement ist nicht nur großen Wohnobjekten vorbehalten. Es bietet skalierbare Funktionen, die auch für kleine Projekte infrage kommen und eine spätere Ausdehnung der Ladeinfrastruktur ermöglichen.

Die dritte Dimension einer modernen Ladeinfrastruktur – Service & Management

Bereits die Anbahnung eines Vorhabens ist oft schwierig und kräftezehrend. Für größere bauliche Vorhaben müssen mehrere Vergleichsangebote eingeholt werden. In der Praxis jedoch lagern Hausverwaltungen das Thema Ladeinfrastruktur und die Einholung der Angebote vielfach an die Eigentümer*innen aus. Die Einholung eines passenden Angebotes stellt für beide Seiten oft eine Herausforderung dar. Die Angebote sind in ihrer Gültigkeit auf meist vier Wochen begrenzt, danach muss ein neues Angebot eingeholt werden. Wenn das zweite Angebot eingeholt worden ist, ist das erste Angebot oft nicht mehr gültig und muss erneuert werden. Für die Realisierung einer zukunftsfähigen Lösung für Ladeinfrastruktur sind nicht notwendigerweise mehrere Vergleichsangebote verschiedener Anbieter nötig. Wichtig ist ein stringent durchdachtes Konzept, welches passgenau auf die Bedürfnisse der Bewohner*innen und der künftigen Anforderungen zugeschnitten ist. Erste Hersteller bieten die Möglichkeit, eine bedarfsoptimierte Ladeinfrastruktur von Beginn an aufzubauen.

Das Thema monatliche Abrechnung und Rechnungslegung ist in aller Regel wenig populär und oft ein wichtiger Hemmschuh für Hausverwaltungen. Viele wollen sich nicht mit dem Betrieb von Ladelösungen und deren Abrechnung beschäftigen müssen und das Thema am besten gleich auslagern. Sie sind oft ausgelastet mit der obligatorischen Abrechnung der Nebenkosten für das vergangene Jahr. Die Aufgabendichte und -komplexität wächst, gerade kleine Verwaltungen sind überfordert. Hausverwaltungen tun sich daher schwer mit Betrieb und Abrechnung von Ladeinfrastruktur. Die reservierte Haltung ist zumeist unbegründet, sie beruht auf Sorgen über möglichen Mehraufwand. Die Nebenkostenabrechnung ist seit Jahrzehnten geläufige Praxis in der Wohnungswirtschaft, der Unterschied zwischen der Abrechnung von Heiz- und Ladekosten ist gering. Der Betrieb und die Abrechnung einer Ladeinfrastruktur werfen komplexe Fragen auf: Wer hält den Stromvertrag für die Ladestationen? Was ist beim Datenschutz und Dokumentation beachten? In der Regel wird einfach ein spezieller Dienstleister mit Betrieb und Abrechnung der Ladestationen beauftragt.

Option 1: Für die einfache Nebenkostenabrechnung schließt die Hausverwaltung den Stromvertrag für die Ladeinfrastruktur ab und zahlt monatliche Abschläge an den Lieferanten. Die Nutzer*innen erhalten vom Betreiber monatlich die Rechnung und Auflistung des Verbrauchs (Einzelkostenerfassung). Die Nutzer*innen überweisen den Betrag sodann an die Hausverwaltung. Zugleich erhält diese eine aggregierte Kostenübersicht aller Bewohner*innen für die Nebenkostenabrechnung und Dokumentation. Eine Zahlung ist einfach möglich, der Abschlag und die genaue Abrechnung erfolgen gegen Jahresende.

Option 2: Für den Zusatzservice durch Abrechnungsdienstleister rechnet dieser die Stromkosten direkt mit den Nutzer*innen ab und führt die Rechnungsstellung sowie Transaktionen durch. Dabei übernimmt der Dienstleister ähnliche Aufgaben wie eine Hausverwaltung für Betriebskosten: Rechnungsstellung, Zahlungseinzug, Eingangsprüfung, Buchhaltung sowie Mahnwesen. Für die Hausverwaltung ist das eine komfortable Option. Die Nutzer*innen müssen jedoch einen Vertrag mit dem zusätzlichen Dienstleister eingehen, wobei Gebühren anfallen.

Die Success Story eines Kundenbeispiels – Projekt Volkswohnungen in Karlsruhe

Das folgende kursorisch dargestellte Beispiel eines erfolgreich umgesetzten Projekts in einem größeren Mehrfamilienhaus der Volkswohnung, einer bedeutenden kommunalen Wohnungsbaugesellschaft mit Sitz in Karlsruhe, soll einen ersten Einblick in die Art und Umfang moderner Ladelösungen für große Immobilien ermöglichen.

Ein wichtiges Kundenvorhaben adressierte ein großes Mehrfamilienhaus entlang der Pfinz, einem Fluss in Karlsruhe im Stadtteil Durlach. Die Volkswohnung GmbH errichtete ein relativ großes, dreiteiliges Mehrfamilienhaus mit über 50 Wohnungen. Gemäß der Vorgaben des GEIG wurde die erforderliche Grundinstallation einer Ladeinfrastruktur für knapp ein Drittel der insgesamt 56 Stellplätze in der Tiefgarage und dem Außenbereich vorgesehen.

Eine große Herausforderung ist, dass Ladeinfrastruktur auch für größere und traditionsreiche Immobilienunternehmen ein technisch und regulatorisches Neuland darstellt. Es fehlt oft an feingliedrigem Wissen, Erfahrungswerten oder bewährten Strukturen und Prozessen. Daher galt es zunächst die personellen Zuständigkeiten genau zu bestimmen und die Erwartungen vonseiten des Auftragnehmers zu präzisieren. Für die Planung und Umsetzung der Ladeinfrastruktur wurde ein spezialisierter Dienstleister bereits während der Bauphase der Wohnimmobilie beauftragt. Hier galt es die Schnittstellen auf das reguläre Elektrogewerk eines großen Objektes abzustimmen und eine Ladelösung zu entwickeln, die auf den künftigen Bedarf der Hausbewohner*innen ausgerichtet ist. Wie dem Beispiel zu entnehmen, wurden nicht alle Stellplätze zu Beginn ausgestattet. Mit modernen, flexibel erweiterbaren Konzepten lässt sich zunächst ein Teil der Stellplätze oder eine einzelne Stellplatzgruppe für überzeugte Interessenten elektrifizieren und im Bedarfsfall für weitere Bewohner*innen erweitern.

Zugeschnitten auf die verfügbare Hausanschlussleistung und die beträchtliche Objektgröße, waren mehrere mögliche Ausbauszenarien denkbar. Die gewählte Lösung bestand in einer intelligent gemanagten Ladeinfrastruktur, die über einen erweiterbaren Energiebus mit Strom versorgt wird und über ein LTE-Gateway mit einem Lademanagementsystem verbunden ist. Ausgelegt für alle 34 Tiefgaragen-Stellplätze wurden zu Beginn fünf Ladepunkte realisiert. Wie zuvor im Beitrag ausgeführt, ist es nicht unbedingt erforderlich jeden Stellplatz eigens mit einer Ladestation auszustatten, die zu erwartenden Kosten wären erheblich gewesen.

Die Qualität der Installation durch den Elektrofachbetrieb wurde als mustergültig bewertet, für die Abnahme und Prüfung einer Ladeinfrastruktur ist ein*e Elektromeister*in erforderlich. Für die Zeit nach dem Projektabschluss steht im Nachgang ein Full-Service-Dienstleister für den dauerhaften Betrieb, Abrechnung sowie Kundenservice zur Verfügung. Ein externer Spezialist steht somit nicht nur für den Projektablauf zur Verfügung, sondern dauerhaft als Servicedienstleister und Ratgeber danach.