Auf Künstlicher Intelligenz basierende Technologien revolutionieren derzeit alle möglichen Branchen. Doch der KI-Boom geht mit erheblichen Herausforderungen einher.
Künstliche Intelligenz ist zweifellos eine der prägendsten Errungenschaften unserer Zeit. Dabei hat der Hype um KI gerade in den vergangenen drei Jahren ein neues Level erreicht, was sich in einer Flut von Innovationen und milliardenschweren Investitionen niederschlägt. Doch bei aller Begeisterung stellen sich auch kritische Fragen, die nicht außer Acht gelassen werden dürfen. Neben der Regulierung ist dabei vor allem die Energiefrage zentral: Woher soll der Strom kommen, der die massiven Rechenzentren und KI-Modelle antreibt? Und was passiert, wenn diese Energie nicht ausreichend zur Verfügung steht?
Künstliche Intelligenz: Energieverbrauch als Wachstumsbremse?
KI benötigt immense Rechenkapazitäten, die durch spezialisierte Hardware in großen Rechenzentren bereitgestellt werden. Diese Zentren verschlingen bereits heute enorme Mengen an Energie. Einige Schätzungen gehen davon aus, dass der Energieverbrauch durch KI bis 2027 auf das Zehnfache des Niveaus von 2023 ansteigen könnte, was dem jährlichen Energieverbrauch ganzer Länder entspricht. Gerade im Hinblick auf die Reduktion von CO₂-Emissionen und die Netzstabilität ist das höchst problematisch.
Dazu muss man wissen, dass viele Rechenzentren auf erneuerbare Energien angewiesen sind, die oft nicht in direkter Umgebung produziert werden können. Somit ist eine aufwendige und kostspielige Erweiterung des Stromnetzes notwendig, die nicht immer mit dem rasanten Wachstum der KI-Infrastruktur Schritt halten können. Expert:innen warnen bereits seit geraumer Zeit, dass Verzögerungen im Ausbau der Stromnetze das Wachstum KI-basierter Technologien erheblich bremsen können.
Die großen Player sorgen dementsprechend vor. So hat jüngst Amazon für 650 Millionen Dollar ein Rechenzentrum direkt neben einem Atomkraftwerk in den USA erworben – und sich damit zugleich zehn Jahre lang Strom zum Festpreis gesichert. Rund um die Uhr.
Künstliche Intelligenz: Chancen für grüne Technologien
Für die Energiewende sind das erst einmal keine guten Nachrichten – und dennoch gibt es auch positive Aspekte. Denn KI hat das Potenzial, selbst zu einer nachhaltigeren Energiezukunft beizutragen. Durch den Einsatz von KI zur Optimierung von Energieverbrauch, insbesondere in Gebäuden und in der Industrie, können erhebliche Effizienzgewinne erzielt werden.
So setzt beispielsweise Google eine KI ein, um die Kühlung der Rechenzentren nachhaltiger zu gestalten, wodurch der Energieverbrauch um bis zu 40 % gesenkt werden kann. Auch das Management von Stromnetzen kann durch KI revolutioniert werden, da ein sogenanntes „Smart Grid“ Angebot und Nachfrage besser ausbalanciert. Dadurch kann wiederum die Energie aus Windkraft und Photovoltaik deutlich effizienter genutzt werden.
Künstliche Intelligenz: Regulierung? Ja. Aber wie?
Parallel zur Energiefrage stellt sich aber noch eine mindestens genauso fundamentale Herausforderung, nämlich die der Regulierung. Regulierungsbehörden stehen unter Druck, da sie häufig weder über die technischen Ressourcen noch das notwendige Fachwissen verfügen, um die komplexen und dynamischen Entwicklungen in der KI zeitnah zu regulieren. Die Europäische Union hat mit dem AI Act bereits einen rechtlichen Rahmen geschaffen, der die Sicherheit, Transparenz und Rechenschaftspflicht von KI-Systemen verbessern soll. Der AI Act zielt darauf ab, Risiken durch KI zu minimieren, insbesondere bei sensiblen Anwendungen wie Gesichtserkennung oder der automatisierten Entscheidungsfindung, die potenziell diskriminierend wirken könnten.
Ein zentraler Aspekt der Regulierung ist dabei stets die Balance zwischen Innovation und Kontrolle. Einerseits sind strikte Vorgaben notwendig, um Missbrauch, wie diskriminierende Algorithmen oder Datenschutzverletzungen, zu verhindern – etwa das sogenannte „Black-Box“-Problem: Viele KI-Modelle arbeiten mit komplexen Algorithmen, deren Entscheidungsfindung für Außenstehende undurchsichtig bleibt. Dies kann zu Fehlentscheidungen führen, deren Gründe nicht nachvollziehbar sind, was das Vertrauen in KI-Systeme untergräbt. Andererseits könnten zu strenge Regulierungen Innovationen und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft hemmen, insbesondere in Regionen, die sich im globalen Technologiewettlauf behaupten wollen.
Die EU darf nicht den Anschluss verlieren
Die globale Dimension der Regulierung macht die Aufgabe zusätzlich schwierig. Unterschiedliche Länder haben unterschiedliche Ansätze, was zu einem fragmentierten Regulierungsumfeld führt. Während Europa strenge Regelungen mit starkem Fokus auf Datenschutz verfolgt, setzt die USA eher auf Innovationsförderung mit weniger regulatorischen Eingriffen. China hingegen nutzt KI sowohl zur wirtschaftlichen Förderung als auch zur Überwachung, was ethische Bedenken hervorruft. Diese Unterschiede erschweren die Schaffung internationaler Standards, die für den sicheren und ethisch vertretbaren Einsatz von KI notwendig wären.
Und das hat schon heute Konsequenzen. So haben sich sowohl der hinter Facebook, Instagram und WhatsApp stehende Meta-Konzern als auch Apple dazu entschlossen, ihre neuen KI-Funktionen vorerst nicht in der Europäische Union einzuführen. Die Gründe dafür liegen vor allem in den regulatorischen Unsicherheiten, die aus dem Digital Markets Act und der DSGVO resultieren.