In Baden-Württemberg, dem Land der Tüftler und Pioniere, überzeugt eine wachsende Zahl an Startups mit innovativen und ungewöhnlichen Ideen. Warum ist gerade die kleine Großstadt Heidelberg für Gründerinnen und Gründer ein guter Standort? Warum gelingt hier der Schritt in die Selbstständigkeit besonders gut?
Kleine Großstadt mit kaufkräftigem Publikum
Mit gut 156.000 Einwohnern ist Heidelberg eine kleine Großstadt, die kontinuierlich wächst. Mehr als 39.000 Studierende prägen die junge, inspirierende Stadt. Der Anteil der Akademikerinnen und Akademiker ist einer der höchsten in ganz Deutschland. Entsprechend hoch sind vielfach die Einkommen. Davon profitieren besonders die Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen im B2C-Umfeld, also direkt für den Endkonsumenten, anbieten. Gefragt sind originelle, qualitative und nachhaltige Produkte. Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist in Heidelberg ein bedeutender Wirtschaftssektor. Jedes zehnte Unternehmen ist einer der Teilbranchen der Kreativwirtschaft zuzuordnen, mit einem Umsatz von über 600 Millionen Euro jährlich.
Kreative Prozesse in Unternehmen
Die lokale Kreativwirtschaft zeichnet sich aber nicht nur durch ihre eigenen Produkte und Dienstleistungen aus. Spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten, zum Beispiel im Bereich des Design Thinking oder Gamification, sind auch bei mittelständischen und Großunternehmen gefragt. Dort sollen sie kreative Prozesse anstoßen, die Motivation und Erfolg steigern. Bedeutende Wirtschaftsunternehmen in der Region zeigen sich im B2B-Bereich als starke Businesspartner und investitionsstarke Kundengruppe.
Big Player und Hidden Champions
Die Region gilt als einer der Top-Standorte im Software-Bereich in Deutschland. Sie bietet ausgezeichnete wissenschaftliche Infrastruktur für neue Technologien. Wie eine aktuelle Studie der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar feststellt, ist die gute Mischung von Anbietern und Anwendern von Industrie 4.0 ein besonderer Trumpf.
Im Software-Bereich finden sich in der Region neben zahlreichen „Big Playern“ wie SAP oder SAS auch „Hidden Champions“ und innovative Startups mit vielversprechenden Ideen und Konzepten.
In der Region lässt sich jedoch auch feststellen, dass sich viele mittelständische Unternehmen dem Thema Digitalisierung bislang eher vorsichtig nähern und Investitionsentscheidungen noch zurückhalten. Zukünftig ergeben sich daher noch große Potenziale für die Kreativunternehmen in den entsprechenden Geschäftsfeldern.
Dezernat 16 – Kristallisationspunkt der Kreativwirtschaft
Eine große Herausforderung für Gründerinnen und Gründer in Heidelberg ist es, günstige Büro- und Gewerbeflächen zu finden. Um die Rahmenbedingungen, die ein erfolgreiches Wirtschaften ermöglichen, zu schaffen, hat die Stadt Heidelberg ein Kultur- und Kreativwirtschaftszentrum eingerichtet. In der ehemaligen Feuerwache wurde 2013 das „Dezernat 16“ eröffnet. Über 100 Kultur- und Kreativschaffende sind nun in den Büroräumen, Werkstätten, Ateliers, Musik- und Medienräumen erwerbswirtschaftlich tätig. Im Co-Working-Bereich des Zentrums können Arbeitsplätze temporär angemietet werden. Da die Nutzerinnen und Nutzer aus den verschiedensten (Kreativ-)Branchen kommen, profitieren sie vielfach von den unterschiedlichen Perspektiven und (internationalen) Kontakten.
Neben den städtischen Angeboten entwickeln sich nach und nach auch private Initiativen, die kreative Orte in Heidelberg schaffen. Beispielsweise setzt sich die Initiative Action House e.V. für ein alternatives, wissens- und handwerksbasiertes Kultur- und Kreativschaffen ein.
Vielzählige Beratungs- und Förderangebote
In Heidelberg verbindet sich die hohe Lebensqualität mit guten Vernetzungsmöglichkeiten und Angeboten. Motivierte Gründer können auf eine breite Unterstützung zählen. Bei Fragen auf dem Weg in die Selbständigkeit bieten IHK, Handwerkskammer und Wirtschaftsförderung Unterstützung. Bei wissenschafts- und forschungsorientierten Gründungen stehen mit dem Heidelberg Startup Partners e.V. erfahrene Coaches mit Rat und Tat zur Seite. Bei Gründungen in den insgesamt zwölf Teilmärkten der Kultur- und Kreativwirtschaft berät die Stabsstelle Kultur- und Kreativwirtschaft der Stadt Heidelberg – ein breites Portfolio an Unterstützungsleistungen. Seit 2016 gibt es auch ein Förderprogramm speziell für Unternehmerinnen und Unternehmer aus der Kultur- und Kreativwirtschaft.
Veranstaltungen und Events
Mehrfach im Jahr organisieren der Heidelberg Startup Partners e.V., die städtische Kreativwirtschaftsförderung, das Dezernat 16 und weitere Partner gemeinsame Veranstaltungen, wie das Networkingevent „Zünder für Gründer“. Bei Barbecue und kalten Getränken können sich Gründungsinteressierte, Gründer und Investoren aus den unterschiedlichen Branchen kennenlernen und unkompliziert ins Gespräch kommen.
Besondere Events wie das Startup Weekend Rhein-Neckar oder der Regionalentscheid des Elevator Pitchs Baden-Württemberg bieten die Möglichkeit, sich in der Szene zu orientieren, Kontakte zu knüpfen und Geschäftsideen zu entwickeln und zu präsentieren.
Vier Startups aus der Kreativbranche
GetSafe
2013 in Heidelberg gegründet, möchte GetSafe Versicherung mit viel Technologie und Design neu erfinden. Nutzer konfigurieren ihren individuellen Versicherungsschutz in wenigen Minuten online und melden im Notfall einen Schaden weltweit über die App.
Wawibox – Warenwirtschaft für Zahnarztpraxen
Im Januar 2014 wurde die Wawibox gelauncht. Dabei handelt es sich um eine Materialverwaltung inklusive B2B-Preisvergleich und Bestellplattform speziell für Zahnarztpraxen.
Coboc
Coboc ist eine Manufaktur für High-Tech E-Bikes mit Sitz in Heidelberg. Neben Konstruktion und Fahrzeugbau sind sämtliche elektrische Antriebskomponenten und die Software Eigenentwicklungen. Mit der nahtlosen Integration des Antriebs hat Coboc mehrere Preise gewonnen, unter anderem zweimal die wichtigste Auszeichnung der Fahrradbranche, den Eurobike Gold Award.
Entspannung „Made in Heidelberg“ – HELDENPAUSE
Im Jahr 2014 wurde das Unternehmen Heldenpause gegründet. Unter dem Motto „Entspannt euch und genießt den puren Moment“ verkauft das Team mittlerweile deutschlandweit seine Limonaden mit Fruchtsaft und Kräuterextrakten.