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Mit der Industrie 4.0 schwärmt die Bundesregierung von einer Industrierevolution, in der die Welt der IT mit der Welt der Fertigungstechnik eng verknüpft ist. Der Mensch übernimmt in dieser Zukunftsvision lediglich die Rolle eines „Überwachers“. Was in etlichen Bereichen der Industrie noch auf dem Planungspapier steht, wird von vielen Unternehmen im Rahmen der Intralogistik schon umgesetzt.

Intralogistik: Hauptsache Smart! Technologien, die mitdenken…

Die rasante Entwicklung des Internets ist sicherlich die Basis der Industrie 4.0. Cloud Computing, Big Data, Internet of Things – alles Schlagworte, die fest mit dieser Entwicklung verbunden sind. Im Bereich der Intralogistik heißt das Zauberwort: Smart Logistics.

Mit Hilfe von computerunterstützten Systemen, die in der Lage sind, vollautomatisch ganze Arbeitsgänge zu kontrollieren und darüber hinaus eigenständig zu agieren, können die smarten Technologien ganze Prozesse eigenhändig steuern. Die neuen Web-Technologien erlauben heute einen bisher unvorstellbaren Grad der Interaktivität zwischen den einzelnen Teilnehmern.

Logistikunternehmen, die noch an der recht starren und relativ eindimensionalen Art der Warenlagerung und der Warenversendung festhalten, werden es in naher Zukunft sehr schwer haben, konkurrenzfähig zu bleiben. Viele Unternehmen nutzen bereits partielle oder sogar vollautomatisierte Transportsysteme. Für Logistikfirmen stellt sich also die Frage, welche Schritte notwendig sind, um den Anschluss nicht zu verlieren.

Welche Schritte müssen beim Weg zur Industrie 4.0 im Unternehmen bedacht werden?

Der Vergleich zwischen „soll“ und „ist“ bildet wie so oft die Basis der anstehenden Veränderung. Um in der Industrie 4.0 mitspielen zu können, gilt es, die Hardware, die IT und die Mitarbeiter perfekt aufeinander abzustimmen. Das Frauenhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) hat einen „Readiness Check“ entworfen, um den Ist-Zustand der eingesetzten Intralogistiksysteme in Bezug auf die Industrie 4.0 zu bestimmen.

Ist dies geschehen, unterstützen die Experten des Instituts den Auftraggeber dabei, den Soll-Zustand der jeweiligen Intralogistik-Systeme zu ermitteln. Das Ziel ist es, den Warenfluss zu optimieren … oder besser gesagt: alle relevanten Intralogistikprozesse innerhalb des Warenflusses sich selbst optimieren zu lassen!

Um dies umsetzen zu können, bedarf es einer Einbettung von IT-Systemen, die untereinander und mit dem WWW im Allgemeinen kommunizieren. Es handelt sich um sogenannte Cyber-Physical-Systems oder kurz CPS. Diese immer intelligenter werdenden Überwachungs- und Steuerungssysteme sind in der Lage, ganze Wertschöpfungsnetzwerke in Echtzeit zu steuern und zu optimieren. Wenn nun noch die Hardware innerhalb der Intralogistik eines Unternehmens entsprechend modernisiert wird (zum Beispiel voll-zellulare Transportsysteme und/oder autarke Transport-Roboter), ist die Implementierung vollkommen autonomer Entscheidungsprozesse in Produktion und Transportwesen nur noch eine Frage der Zeit.

Schon jetzt werden Warenlager per IT organisiert, künftig auch die Intralogistik.
Durch IT 4.0 lassen sich Warenwege besser und effizienter steuern (Bild: Fuse/ thinkstockphotos)

Unterschied zwischen reinem IT-Einsatz und automatisierter Industrie 4.0-Technik

Wie bereits erwähnt, gehen viele Unternehmen mittels automatisierter Logistiktechnik in Richtung Industrie 4.0. Andere Großunternehmen setzten – erstaunlicherweise – noch vorwiegend auf eine „Man-Power“-basierte Lagerlogistik. Betrachtet man sich den Ablauf beim Onlineversand Amazon, erkennt man das gigantische Potenzial, das mit der Industrie 4.0 einhergeht. Natürlich geht bei dem Online-Giganten nichts mehr ohne ein imposantes IT-Setup. Das Lagersystem wird anhand einer ausgefeilten Software strukturiert. Auch der Transport der diversen Waren hin zum Versand ist über ein computergesteuertes Fördersystem organisiert. Allerdings setzt Amazon bei der Warenanlieferung, der Einlagerung, der Auswahl der bestellten Produkte und der Zuordnung der einzelnen Waren jeder Bestellung auf die Arbeitskraft der zahlreichen Mitarbeiter. Das Potenzial einer vollautomatisierten Intralogistik ist hier enorm!

Ein Beispiel, bei dem das Zusammenspiel zwischen Datenlogistik und Warenlogistik deutlich wird, ist das Unternehmen „HAMA GmbH“. Die Firma ist ein führender Zubehörspezialist in den Produktbereichen Telekommunikation, Computer, Foto, Video und Audio. Jüngst wurde das Logistikzentrum der Firma mit einer Plattenförderungstechnik ausgestattet. Die Materialflüsse der angebundenen Fördertechnik- und Regalbediengerätsteuerung werden künftig über einen Materialflussrechner (PMS-M) gesteuert. Dieses System ermöglicht eine signifikante Steigerung der Auftragsbearbeitung pro Tag.

Effizienzsteigerung durch flexible, automatisierte Prozesse – ein Fazit

Zukünftig wird die Vernetzung zwischen Daten- und Transportlogistik eine wichtige Rolle spielen. Vor allem in Verbindung mit dem Internet der Dinge (IoT) werden intelligente, selbststeuernde Fahrzeuge automatisierte und flexible Logistiklösungen bieten, die sich derzeit nur erahnen lassen. Mehr noch! Betrachtet man die Entwicklung aus dem Gesichtspunk des E-Commerce, in dem die stetig wachsende Produktion mit dem Transport immer kleinerer Losgrößen einhergeht, sind die Produktionscenter ohne eine flexible und reibungslose Transport-Logistik kaum funktionsfähig. Die vierte industrielle Revolution (Stichpunkt „Smart Factory“) ist also nur realisierbar, wenn mittels automatisierter Prozesse im Bereich der Intralogistik Rohstoffe, Vorprodukte und fertige Artikel rechtzeitig am Bestimmungsort sind.