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Anfang September fand in Berlin die Internationale Funkausstellung statt – und damit die erste größere Messe seit Ausbruch der Corona-Pandemie. Nichts war wie sonst. Dennoch waren sich alle in einem Punkt einig: Keine Videokonferenz und kein Live-Stream kann persönliche Begegnungen ersetzen.

Normalerweise verbringe ich im Jahr rund 20 bis 30 Tage auf Messen. Doch 2020 ist alles anders. Im Februar war der Mobile World Congress in Barcelona eine der ersten größeren Messen, die Corona-bedingt abgesagt wurde. Viele weitere sollten folgen.

Es schlug die Stunde der Videokonferenzen und Live-Streams. Mitarbeiter wurden ins Home Office geschickt, Produktpräsentationen virtuell abgehalten. Alle Beteiligten arrangierten sich damit, doch hinter den Kulissen wurde der Wunsch nach „echten“ Events nach und nach lauter. Denn während sich die nüchternen Fakten zu einem neuen Produkt problemlos online präsentieren lassen, fehlt es im digitalen Raum an Emotionen und persönlichen Kontakten. Und eben dieser individuelle Austausch mit Konsumenten, Handel und Medienvertretern ist für Unternehmen unerlässlich. Nicht selten fielen nach einem aufwändig online inszenierten Event Sätze wie „Eine Pressemitteilung hätte es auch getan!“.

IFA 2020 wird zur Hybrid-Veranstaltung

In den Bereichen Consumer Electronics und Home Appliances zählt die Internationale Funkausstellung seit vielen Jahrzehnten zu den weltweit führenden Messen. Um diesem Anspruch auch in Corona-Zeiten gerecht zu werden, entschloss sich die Messe Berlin dazu, die IFA 2020 als Special Edition durchzuführen. Konkret hieß das: Die IFA wurde auf wenige Hallen reduziert, in denen strenge Sicherheitsauflagen galten. Zugang erhielten nur Unternehmen, Medienvertreter, Handel und Fachbesucher. Schlussendlich präsentierten sich 150 Unternehmen vor Ort und 1.350 im virtuellen IFA Xtended Space. 6.100 Teilnehmer waren persönlich vor Ort. Zum Vergleich: Zur IFA 2019 füllten 245.000 Besucher die Messehallen, in denen fast 2.000 Aussteller ihre Neuheiten und Innovationen präsentierten.

IFA 2020 – Huawei
Der Stand von Huawei auf der IFA 2020 Special Edition.

Ja, die IFA 2020 – und damit meine zehnte IFA – war anders. Dennoch habe ich mich in Anbetracht so mancher Medienberichte gefragt, was sich die Redakteure gedacht haben, als sie ihre Artikel getippt haben. Wahrscheinlich nichts. Da wurde dann über „leere Hallen“ und „fehlende Besucher“ räsoniert. Mach Sachen! Wenn die Mehrheit der Aussteller und Medienvertreter aufgrund geltender Reisebeschränkungen nicht vor Ort sein kann, sind die Hallen natürlich nicht proppenvoll. Aber es hätte auch anders kommen können. Als die Veranstalter der IFA sich vor einigen Monaten dazu entschieden haben, die Messe als hybrides Live-Event durchzuführen, war noch nicht absehbar, wie sich die Corona-Pandemie entwickelt. Man hat sich entschlossen ins Risiko zu gehen – und gezeigt, wie die Messe der Zukunft aussehen kann.

Was ich damit meine? Ganz einfach: Die Corona-Pandemie hat die Veranstaltungsbranche nachhaltig verändert. Publikumsmessen mit persönlichen Kontakten wird es zukünftig zwar wieder geben, aber stets im Zusammenspiel mit virtuellen Elementen, gesteigerten Social Media-Aktivitäten und Live-Streams. Dadurch haben sowohl Messen als auch Hersteller die Möglichkeit, noch mehr Menschen zu erreichen. Denn schon vor Corona gab es diejenigen, die zwar gerne nach Berlin zur IFA gereist wären, das aus den unterschiedlichsten Gründen aber nicht konnten. Mit einem hybriden Ansatz holt man alle ab.

IFA 2020 – Stream
Per Live-Stream wurden alle Pressekonferenzen der IFA 2020 ins Internet übertragen.

IFA 2020: Highlights vom Start-up bis zum Weltkonzern

Kommen wir zurück zur IFA 2020 Special Edition. Zunächst bleibt festzuhalten, dass das Hygienekonzept der Messe Berlin hervorragend funktioniert hat. Alle haben sich an die Abstandsregeln gehalten und Masken getragen, in den Hallen wurden vor jeder Pressekonferenz die Stühle desinfiziert – und meine Corona-App zeigte nach drei Messetagen nicht eine Risikobegegnung.

Begegnungen mit Start-ups und Unternehmensvertretern hatte ich dagegen viele. Der Tenor: Wenige Besucher, aber die, die da waren, waren dafür umso interessierter. Zudem wurde vor allem den kleineren Ausstellern vor Ort mehr mediale Aufmerksamkeit zu Teil, als zu „normalen Zeiten“.

Meine persönlichen Highlights:

  • das Meeresklimagerät von Beurer, das insbesondere für Asthmatiker und Allergiker spannend ist.
  • der „Smart Liquid Heater“ von Heatle, eine innovative Kombination aus Tauchsieder und Induktion.
  • die Honor Watch GS Pro, eine Smartwatch mit bis zu 25 Tagen Akkulaufzeit.
  • die Atemschutzmaske Puricare von LG, die eine Art smarter, tragbarer Luftreiniger ist.
  • das Shift Phone, ein nachhaltiges Smartphone aus Deutschland.
LG PuriCare
Sorgte bereits im Vorfeld der IFA 2020 für Aufsehen: Die smarte LG PuriCare-Gesichtsmaske mit eingebautem Luftreiniger.

Im kommenden Jahr soll die IFA dann wieder ganz regulär als Besuchermesse stattfinden. Vom 3. bis 7. September in Berlin. Mehr als 60 Prozent der Ausstellungsfläche wurde bereits gebucht. Ich für meinen Teil freue mich darauf schon jetzt!

Frank Feil, Jahrgang 1986, berät und schult regionale sowie überregionale Unternehmen in den Bereichen Social Media und Corporate Publishing. Zudem ist er als freier Autor tätig. Schon von Kindesbeinen an fasziniert ihn alles, was mit Technik und dem Internet zu tun hat. Seit 2006 ist er als Blogger und Community Manager im Netz unterwegs.