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Die Corona-Pandemie hat das Home Office salonfähig gemacht. Hybrides Arbeiten ist längt kein Benefit mehr, sondern der Standard. Wer das nicht versteht, wird es künftig schwer haben, talentierte Fachkräfte für sich zu begeistern. Ein Kommentar.

Es hat erst eine globale Pandemie gebraucht, um zu beweisen, dass flexible Arbeitsumgebungen zahlreiche Vorteile bieten und Mitarbeitende im Home Office teilweise sogar noch produktiver sind, als im Büro. Doch nun, da die Pandemie vorbei ist, zwingen immer mehr Arbeitgeber ihre Belegschaft dazu, ins Büro zurückzukehren.

Wer dabei nun ausschließlich an irgendwelche alteingesessenen Traditionsunternehmen denkt, in denen man das vielleicht noch auf festgefahrene Strukturen und ein veraltetes Mindset schieben könnte, der irrt: Jüngst waren es ausgerechnet Techgiganten wie Amazon und Apple, die damit Schlagzeilen machten, dass sie ihre Mitarbeitenden dazu verpflichten, mindestens drei Tage pro Woche im Büro zu verbringen.

Das ist aus vielerlei Gründen problematisch.

Der Büro-Zwang ist nicht mehr zeitgemäß

Zunächst hat das Home Office in vielen Fällen zu einer besseren Work-Life-Balance geführt. Die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten und weniger Zeit im Verkehr zu verbringen, hat es den Arbeitnehmer*innen ermöglicht, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und ihre Freizeit besser zu gestalten. Eine Rückkehr zum Büro bedeutet für viele Menschen eine Rückkehr zu langen Pendelwegen, stressigen Morgenroutinen und weniger Zeit für persönliche Interessen. Darüber hinaus könnte die erzwungene Rückkehr ins Büro die Arbeitszufriedenheit und Motivation negativ beeinflussen, was sich letztendlich auf die Produktivität auswirken könnte.

Darüber hinaus hat die Reduzierung des Pendelverkehrs während der Pandemie positive Auswirkungen auf die Umwelt gehabt. Weniger Autos auf den Straßen und weniger Energieverbrauch in Bürogebäuden haben dazu beigetragen, den CO2-Ausstoß zu verringern und den ökologischen Fußabdruck vieler Unternehmen zu reduzieren. Eine Rückkehr zum traditionellen Arbeitsmodell würde diesen Fortschritt rückgängig machen. Unternehmen sollten sich deshalb ihrer Verantwortung für die Umwelt bewusst sein und nachhaltige Arbeitspraktiken fördern.

Ebenfalls nicht unterschätzt werden sollte das Thema Employer Branding. Wer flexible Home Office-Lösungen beibehält, kann Talente nicht nur besser binden, sonder auch neue anziehen. Viele Arbeitnehmer*innen haben die Vorteile des Home Office schätzen gelernt und suchen nun nach Firmen, die flexible Arbeitsbedingungen bieten. Unternehmen, die ihren Mitarbeitenden keine solchen Optionen bieten, bekommen zunehmend Schwierigkeiten, qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.

Die Zauberformel lautet „Hybrides Arbeiten“

Immerhin: Wie aktuelle Zahlen belegen, lag die Auslastung der Büros in Deutschland Anfang 2023 bei rund 21 Prozent. Wenn man bedenkt, dass sich dieser Wert vor Beginn der Pandemie auf teils über 50 Prozent belief, scheint immerhin bei einigen Unternehmen ein Umdenken stattgefunden zu haben. Wichtig ist jetzt, dass sich dieses Mindset verfestigt, und man nicht in alte Muster zurückverfällt.

Was in diesem Zusammenhang häufig missverstanden wird: Es geht gar nicht darum, das Büro komplett abzuschaffen. Im Gegenteil: Das Büro spielt auch im Zeitalter von New York eine wichtige Rolle. Vielmehr geht es darum, den Mitarbeitenden die Entscheidung zu überlassen, wie viele Tage sie im Home Office und wie viele sie im Büro arbeiten möchten. Die Extreme, nämlich dass jemand zu 100 Prozent im Home Office oder zu 100 Prozent im Büro arbeiten will, wird man dabei nur selten antreffen.

Hybrides Arbeiten lautet das Gebot der Stunde – und dazu ist es wichtig, dass digitale Tools und Technologien die Zusammenarbeit effektiv unterstützen. Videokonferenzen, gemeinsame Dokumentbearbeitung und andere Online-Tools ermöglichen es heutzutage, trotz räumlicher Distanz produktiv zusammenzuarbeiten. Sie müssen nur richtig implementiert werden.

Alles in allem ist die Mischung aus Büropräsenz und Home Office für viele Unternehmen und deren Mitarbeitende die ideale Lösung, um die positiven Aspekte beider Arbeitsumgebungen zu vereinen. So könnten Arbeitnehmer*innen weiterhin von Flexibilität und einer besseren Work-Life-Balance profitieren, während Unternehmen nachhaltiger arbeiten und die Potenziale digitaler Technologien nutzen. Wer sich dem verweigert, wird mittelfristig auf dem Personalmarkt keine Chance mehr haben.