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Eine Welt zu erschaffen, die allen Menschen Zugang zu Wissen ermöglicht, ist die Vision der Hochschulgruppe von Engineers without borders (EWB). Seit 2004 arbeiten die Studenten grenzüberschreitend an Bau-und Planungsprojekten von Infrastrukturen, Wissenstransfer Ausbildung und der Beratung im Bereich des Ingenieurswesens.

Eines der vielen laufenden Projekte von EWB ist Aam Digital. Ziel des Projektes ist es, digitale Werkzeuge für Sozialarbeiter in Indien zu verbessern und damit Verwaltungswege verkürzen. Wir sprachen mit Sebastian Leidig, Frederik Schöll, Oskar Jauch und Christiane Schreiner, die das Hochschulprojekt leiten.

Das Hauptziel von Aam Digital ist es NGOs unter dem Motto „Sozialarbeit braucht
Zeit für Familien, nicht für Formulare“ zu unterstützen. Was sind die Bedürfnisse
der NGOs und wie war die befindliche Situation in Kolkata vor dem Projektstart?

Im Jahr 2009/2010 hat ein Teamkollege ein soziales Jahr bei der NGO „H.E.L.G.O Child
Labour Project“ in Kolkata, Indien verbracht. Dort werden 200 Kinder, vor allem ehemalige
Kinderarbeiter aus sozial stark benachteiligten Familien, durch Ausbildungsvermittlung,
Nachhilfe und finanzielle Unterstützung für Schulmaterialien gefördert. Ein kleines Team
aus Teilzeit-Lehrern und 3 Sozialarbeitern organisiert dies mit dem Ziel, den Teufelskreis
aus Armut und fehlender Bildung zu durchbrechen.
Dabei müssen natürlich verschiedenste Informationen über die betreuten Kinder verwaltet
werden, etwa über die familiäre und schulische Situation der Kinder. Bisher wurden die
Informationen von den betreuten Kindern in ausgedruckten Formularen oder
Excel-Tabellen niedergeschrieben – dies ist allerdings sehr zeitaufwendig und die
Aktualität sowie der Überblick gehen leicht verloren.
Unser Ziel als Projekt der Hochschulgruppe “Engineers Without Borders – Karlsruhe
Institute of Technology” ist es die Arbeit der Sozialarbeiter vor Ort zu erleichtern – durch
eine innovative Softwarelösung.

H.E.L.G.O. e.V.
Das Logo der Hilfsorganisation H.E.L.G.O. e.V. (Bild H.E.L.G.O. e.V.)

Welche Softwarelösungen habt ihr schon entwickelt und inwiefern helfen sie den Sozialarbeitern vor Ort?

Wir entwickeln eine web-basierte Software als Open-Source, die sehr einfach zu
bedienen ist. Die erste Version wurde bereits implementiert und sogar schon von den
Sozialarbeitern vor Ort genutzt. In Zukunft sollen nicht nur einfache Informationen
niedergeschrieben werden können, sondern auch weitere Features zur Automatisierung
der Aufgaben hinzugefügt werden.
Unser Prototyp ist offline funktionsfähig und es findet eine automatische Synchronisation
mit dem Server statt, wodurch jeder Mitarbeiter von jedem Ort zu jeder Zeit Daten
eintragen kann: Die aktuellsten Informationen sind damit immer an zentraler Stelle für alle
Mitarbeiter zugänglich und vermeintliche Fehler werden reduziert. Manche
Verwaltungsaufgaben, z.B. das Zusammenlegen einzelner Listen, könnten sogar komplett
automatisch erledigt werden.

Habt ihr vor Softwarelösungen vor auch für andere
Hilfsorganisationen zu entwickeln?

Wenn die Software sich für unsere Partnerorganisation in Kolkata bewährt, wollen wir
Kontakt zu anderen NGOs aufzubauen, um ihnen eine angepasste Version des
Softwaresystems zur Verfügung zu stellen. Dafür ist es für uns wichtig ihre aktuellen
Prozessabläufe und Probleme zu verstehen, damit am Ende ein System steht, das wirklich
die Bedürfnisse der jeweiligen Organisation erfüllt.
Die Software würden wir dann auf Wünsche und Bedürfnisse anpassbar machen und man
könnte einen Cloudservice zur Verfügung stellen, um den Start in die Nutzung der
Software zu erleichtern.

Aam Digital
So sieht die Software im Betrieb aus. Detaillierte Informationen zu Kindern und ihren Eltern können eingepflegt und abgerufen werden. (Bild: Screenshot Aam Digital)

Was sind die besonderen Herausforderungen des Projektes?

Neben der zunächst technischen stellt dabei die Kommunikationshürde die größte
Herausforderung: den Sozialarbeitern vor Ort unsere Ideen und Möglichkeiten verständlich
zu machen und zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen.
Die Bereitschaft zur Änderung seitens der Sozialarbeiter muss gewährleistet sein, ein
Vertrauen beiderseits, sowie die Möglichkeit und Zeit, die Sozialarbeiter auf die neue
Software umzustellen und einzuarbeiten.

Wie groß ist euer Team aktuell? Und wie kann man euch unterstützen?

Zur Zeit sind wir ein Team von vier Studenten, die ehrenamtlich an dem Projekt arbeiten.
Jede weitere helfende Hand ist sehr willkommen – sei es ein Studienbeginner, der bereit
ist, mit zu organisieren und anzupacken, ein Softwareentwickler mit Berufserfahrung, der
sich für ein, zwei Stunden in der Woche sozial engagieren möchte oder just jemand, der
Motivation und die Bereitschaft hat, sich in einem Team einzubringen.
Natürlich freuen wir uns auch über Spenden, die unserem gemeinnützigen Verein
finanziellen Spielraum für die Weiterentwicklung verschaffen.

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