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Am 9. und 10. April fand in Karlsruhe die dritte hallo.digital statt – und stellte einmal mehr unter Beweis, dass die digitale Transformation in der Technologieregion Kalrsruhe nicht nur gedacht, sondern auch gelebt wird.

„Für uns ist der wichtigste Meilenstein auf dem Weg zur Digitalisierung die Vermittlung von anwendbarem Wissen,“ heißt es auf der offiziellen Website der hallo.digital – und eben diesem Grundsatz sind die Karlsruher Netzstrategen auch in diesem Jahr bei der Ausrichtung der Convention treu geblieben.

An insgesamt 2 Konferenztagen vermittelten 21 Speaker*innen und 12 Workshop-Trainer*innen den Teilnehmern ihr Wissen. In Expert-Panels, Impuls-Vorträgen und Hands-On-Trainings hatten Marketing-Verantwortliche von kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Business- und Branchen-Insider die Gelegenheit, gemeinsam die Welt der Digitalisierung zu erkunden.

Wie sieht sie eigentlich aus, die „New work“?

„New work – agile Organisation, zeitgemäße Führung – Was bedeutet das für Unternehmen?” – diese Frage stand im Mittelpunkt des Expert-Panels, das die hallo.digital 2019 einleitete. Damit griff die Convention ein wichtiges Thema auf, das derzeit viele Unternehmen umtreibt. Denn eines ist klar: Die Digitalisierung verändert auch die Art und Weise wie wir arbeiten. Wer heutzutage junge Talente für sich gewinnen möchte, muss diesen auch ein entsprechendes Arbeitsumfeld bieten.

„Aus Startup-Perspektive ist es wichtig, dass man sich früh überlegt, wie die Unternehmenskultur aussehen soll. Wenn man neue Mitarbeiter einstellt, muss man ihnen gleich die entsprechenden Werte vermitteln. Nur so kann der Spirit wachsen,“ erklärte Nico Lumma von der Next Media Accelerator GmbH. „Bei New work geht es dabei weder um einen Kicker noch um ein Bällebad, sondern darum, die Mitarbeiter zu befähigen, ihren Job gut zu machen.“

hallo.digital
hallo.digital 2019: Das Expert-Panel „New work – agile Organisation, zeitgemäße Führung – Was bedeutet das für Unternehmen?” im Tollhaus.

Sven O. Rimmelspacher von der Pickert & Partner GmbH erläuterte indes eindrücklich, wie sich der Wandel hin zur New work in einem etablierten Unternehmen gestaltet: „Mir war auch früher schon klar, wie man Dinge umsetzt, aber ich habe nie so wirklich verstanden, wie Menschen eigentlich funktionieren. Im Rahmen unseres Change-Prozesses habe ich deshalb unter anderem Soziologen und Geisteswissenschaftler eingestellt, die neue Perspektiven ins Unternehmen eingebracht haben.“

Welche Veränderungen sich daraus konkret ergeben haben? „Inzwischen haben wir am Jahresende beispielsweise nur noch eine Bonus für alle, anstatt für einzelne. Wir haben keine Führungskräfte und Abteilungen mehr. Fachliche Führung ist zwar weiterhin wichtig – aber für uns bedeutet das, dass jeder situativ die Führung übernehmen kann. Wir arbeiten in interdisziplinären Teams und es kann durchaus auch mal sein, dass der Azubi die Führung bei einem Thema übernimmt und mir Aufgaben zuweist,“ so Rimmelspacher.

hallo.digital 2019: Ein Vortrag auf der Bühne im Substage.
hallo.digital 2019: Ein Vortrag auf der Bühne im Substage.

Die Experience ist im Marketing entscheidend

Nach dem Expert-Panel stand den Besuchern der hallo.digital 2019 ein breites Spektrum an Themenfeldern zur Verfügung. So beleuchtete beispielsweise Prof. Dr. Jürgen Seitz von der Hochschule der Medien in Stuttgart die Frage, wie Innovationen im Marketing aussehen können und warum diese wichtiger denn je sind.

Als eine der wichtigsten Innovationen in diesem Bereich identifizierte Seitz dabei die „Experience“ – und illustrierte seine Beobachtung an einem einfachen Beispiel: Fast jeder im Plenum hatte in diesem Jahr bereits bei Amazon eingekauft. Als echte Love-Brand, deren Werte man teilt und deren Unternehmenskultur man voll und ganz unterstützt, wollte den Online-Handels-Riesen dann allerdings doch niemand einstufen. Selbiges gilt für andere erfolgreiche Unternehmen wie Uber oder Airbnb.

Warum diese Anbieter dennoch jeder nutzt? Experience! „Ich bestelle ein Paket bei Amazon und erwarte, dass es in zwei Tagen ankommt. Es kommt aber sogar einen Tag früher an. Und wenn es mir nicht gefällt oder es nicht funktioniert, kann ich es unkompliziert zurückschicken. Diese in jeder Hinsicht positiven Erfahrungen, sorgt dafür, dass wir andere Aspekte ausblenden,“ so Seitz.

Karlsruhes Digitalszene: „Wie in Berlin, nur persönlicher“

Freilich gab es zwischen den ganzen Vorträgen auch ausreichend Zeit zum Netzwerken – etwa in der Networking Lounge von karlsruhe.digital. In den Gesprächen wurde dabei vor allem eines deutlich: Karlsruhes Digitalszene steht jener in gefragten Großstädten wie Berlin oder Hamburg in nichts nach.

Im Gegenteil. Sowohl Gründer als auch langjährige Unternehmer lobten den Standort Karlsruhe für seine „phänomenale Startup-Szene, wo sich alle Akteure untereinander gut kennen und dank KIT und anderer Institutionen die Kompetenzen vorhanden sind, die den Nährboden für einen erfolgreichen Standort im Zeitalter der Digitalisierung bilden.