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Seit rund einem Jahr befindet sich die (Arbeits-)welt im Ausnahmezustand – und im Homeoffice. Auch nach dem Ende der Pandemie wird es keine Rückkehr zur traditionellen Bürokultur geben, weiß Digitalisierungsexperte Kevin Hähnlein. Unternehmen werden Arbeitnehmer*innen mithilfe von Hybridmodellen einen flexiblen Wechsel zwischen Büro und Homeoffice ermöglichen müssen. Die digitale Firmenzentrale wird dabei zum essenziellen Bestandteil des hybriden Büros.

Telearbeit als Booster für Konzentration

Nach einem Jahr Pandemie und sich hinziehenden Debatten in der Politik sowie den Führungsebenen von Unternehmen hat die Homeoffice-Arbeit auch in Deutschland flächendeckend Einzug gehalten. Im Gegensatz dazu war es zum Beispiel in den USA, im Vereinigten Königreich und den Niederlanden von Arbeitgeberseite schon vor der Pandemie deutlich unkomplizierter, Remote Work zu genehmigen. Dies offenbart eine traditionelle Mentalität in der deutschen Arbeitskultur. Die aktuelle Lage erfordert jedoch unbedingt mehr Flexibilität. Trotz der Vorbehalte sehen wir nun in der Praxis, dass dieses Modell hervorragend funktionieren kann. Diverse Studien belegen zudem, dass die Produktivität vieler Arbeitnehmer*innen durch Telearbeit stark gestiegen ist.

Laut einer Forbes-Umfrage stieg das Engagement von Mitarbeitenden im Vergleich zum Vorjahr um 13 Prozent. Auch Untersuchungen von McKinsey zeigen, dass sich die Telearbeit positiv auf den Arbeitsalltag und die Produktivität auswirkt – ein gewichtiges Argument für die Ermöglichung von Flexibilität in Bezug auf den Arbeitsort.

Evaluation des Status Quo: Homeoffice als langfristiges Arbeitsmodell?

Jedoch kristallisiert sich zunehmend heraus, dass die entsprechende Hardware und eine stabile Internetverbindung langfristig nicht ausreichen, um Teams standortübergreifend zusammenzuhalten und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden zu sichern: Die weniger positiven Auswirkungen dieser neuen Arbeitsweise zeigen sich laut Forbes zum Beispiel darin, dass sich 41 Prozent der befragten Angestellten während der Pandemie ausgebrannt fühlen.

Wie beeinflusst Homeoffice unsere Arbeitskultur?

Ein zentraler Erfolgsfaktor von Unternehmen sind die Mitarbeitenden: Für sie wiederum sind eine transparente und wertschätzende Kommunikation sowie eine Identifikation mit dem Arbeitgeber notwendig, um dauerhaft motiviert und leistungsfähig zu sein. Diese wichtigen Elemente fallen durch einen Mangel an persönlichen Interaktionen und die veränderte Kommunikation bei der Telearbeit vollständig weg. Jedoch können sie virtuell eingerichtet werden: Dafür sind zeitgemäße, digitale Infrastrukturen notwendig, bspw. in Form von Employee Experience-Plattformen.

Was zunächst kompliziert und futuristisch klingen mag, ist in der Praxis eine Notwendigkeit. Eine moderne Employee Experience-Plattform kann künftig als standortübergreifende, digitale Firmenzentrale für alle Mitarbeiter*innen fungieren. Doch wie kann virtuell eine Dynamik entstehen, die mit der eines analogen Büros mithalten kann? Wie können Unternehmen bei Mitarbeiter*innen weiterhin ein Gefühl der Zugehörigkeit aufbauen? An dieser Stelle setzt das Konzept des Digitalen Headquarters an.

Was ist ein digitales Headquarter?

Interne Kommunikation ist heute mehr als eine (digitale) Mitarbeiter*innen-Zeitung oder -App. Der Anspruch an entsprechende Plattformen geht über einen einseitigen Top-Down-Kommunikationskanal hinaus, über den die Geschäftsleitung Inhalte an die Beschäftigten heranträgt.

Employee Experience-Plattformen können zur tragenden Säule des hybriden Arbeitsalltags werden und es der Belegschaft ermöglichen, sich aktiv an der Unternehmenskommunikation zu beteiligen. Langfristig ist es sinnvoll, die Plattform zu einer digitalen Unternehmenszentrale, also dem digitalen Headquarter zu transformieren.

Funktion des digitalen Headquarters

Eine digitale Unternehmenszentrale bietet das, was traditionellen Büroräumen fehlt und geht sogar über die Funktionen von traditionellen Büroräumen hinaus: Es entsteht ein digitales Zuhause für Mitarbeiter*innen, die jederzeit auf die Werte und das Wissen des Unternehmens zugreifen können. Eine Employee Experience-Plattform kann die gesamte Belegschaft standortübergreifend vereinen – unabhängig von Arbeitsort und Position im Unternehmen.

Die Plattform ist auch ein hervorragendes Tool für die Verbesserung der Firmenkultur trotz Homeoffice. In Form von Blogbeiträgen, Umfragen, internen Ideenportalen oder mit Gamification-Funktionen können Mitarbeitende angesprochen und zur Partizipation angeregt werden. Regelmäßige Umfragen, offene Managementkommunikation, Feedbackmöglichkeiten sowie transparente Anerkennung für gute Leistungen sind ebenfalls durch die Employee Experience-Plattform möglich.

Neben den diversen, bereits genannten Features für mehr Engagement wird das Konzept durch die Integration von relevanten Prozesstools aus dem Personal- oder IT-Servicebereich auf einer intuitiven, nutzerzentrierten Plattform unterstützt. Jedoch soll das physische Headquarter keinesfalls ersetzt werden: Vielmehr dient das Digitale Headquarter als Ergänzung der umfassenden Employee-Experience eines Unternehmens.

Ausblick: Die Arbeitswelt der Zukunft

Nach dem Ende der Covid-19-Krise wird es für Arbeitgeber*innen wichtiger denn je sein, begehrenswerte Arbeitsplätze zu schaffen, wenn sie die besten Fachkräfte gewinnen und langfristig binden möchten. Der digitale Arbeitsplatz wird dabei von zentraler Bedeutung sein und Unternehmen, die Projekte zur digitalen Transformation aufgeschoben haben, könnten vor allem für junge Talente unattraktiv werden.

Eine aktuelle Forrester-Studie belegt, dass 53 Prozent der Arbeitnehmer:innen auch nach der Pandemie häufiger von zu Hause arbeiten möchten. Flexibilität muss also mehr als eine kurzfristige Lösung sein und zum wesentlichen Bestandteil der gesamten Employee-Experience werden. Der digitale Arbeitsplatz der Zukunft sollte daher die Möglichkeit bieten, (fast) alle Arbeitsprozesse von überall erledigen zu können und dabei stets auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Eine moderne, intuitive und nutzerzentrierte Plattform ist dafür ein hervorragendes Instrument.

Titelbildistockphoto.com/Jovanmandic
Ist seit knapp fünf Jahren in der Welt des Digitalen Arbeitsplatzes tätig, die er neben seinem Politik- und Wirtschaftsstudium als Consultant bei der T-Systems kennenlernen durfte. Als Consultant hat er namhafte deutsche Unternehmen in spannenden Digitalisierungsprojekten begleitet und dabei viele Technologien, Methoden und Netzwerke kennengelernt. Heute ist er bei Unily (www.unily.com) als Sales Engineer für die DACH-Region verantwortlich.