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Wir befinden uns gerade erst am Anfang der Verkehrswende. Zahlreiche Unternehmen sind angetreten, um die Zukunft der Mobilität mitzugestalten – darunter auch viele neue und unerwartete Player. Ein Überblick.

Jahrzehntelang war das Automobil für viele Menschen das Fortbewegungsmittel der Wahl. Aber Zeiten ändern sich. Großstädte ersticken förmlich am Verkehr, gleichzeitig verschwinden im Sinne einer nachhaltigen Stadtentwicklung immer mehr Park- und Verkehrsflächen. Und so sind nicht nur umweltfreundlichere Antriebstechnologien gefragt, sondern gänzlich neue Formen der Mobilität.

In diesem Zusammenhang lässt sich immer häufiger beobachten, dass Innovationen von vergleichsweise jungen Unternehmen ausgehen – oder plötzlich Technologieunternehmen die Mobility-Branche aufmischen.

Wenn Technologieunternehmen plötzlich Autos entwickeln

Wenn der Name Sony fällt, denken die älteren Generationen an den Walkman, die jüngeren an die Playstation. Auf die Idee, dass Sony auch ein Auto bauen könnte, wären bis zum vergangenen Jahr nur wenige gekommen. Und dennoch präsentierten die Japaner auf der CES 2020 den Vision-S, ein Elektroauto, an dessen Entwicklung unter anderem auch Magna, Continental, ZF und Bosch beteiligt sind. Der Viersitzer verfügt über insgesamt 33 Sensoren, darunter mit Laser arbeitende Lidar-Sensoren. Dass das 530 PS starke Fahrzeug auch über eine eigene KI verfügt, überrascht wenig. Erste Probefahrten absolvierte der Vision-S bereits in Österreich. Noch ist unklar, ob der Prototyp tatsächlich in Serie gehen wird, aber für Aufsehen in der Mobility-Branche sorgte Sony damit allemal.

Nicht minder spektakulär sind die sich verdichtenden Gerüchte, dass auch Apple an einem eigenen Auto arbeitet. 2024 soll die Produktion starten. Als Kooperationspartner sind unter anderem Kia und Hyundai im Gespräch. Freilich handelt es sich dabei bislang nur um wilde Spekulationen. Viele Branchenkenner halten es für ausgeschlossen, dass Apple tatsächlich selbst Autos herstellen wird. Aber dennoch brodelt die Gerüchteküche.

Und so verwundert es nicht, dass sich auch andere Konzerne in Stellung bringen. Zuletzt kündigte etwa Microsoft an, sich an einer zwei Milliarden Dollar schweren Finanzierungsrunde der Roboertaxi-Firma Cruise (General Motors) zu beteiligen – und damit in das Geschäft mit selbstfahrenden Autos einzusteigen.

Sony Vision-S
Sony Vision-S (Bild: Sony)

Elektromobilität bringt neue Unternehmen hervor

Ebenfalls bemerkenswert ist die Tatsache, dass die Elektromobilität völlig neue Unternehmen hervorgebracht hat. Fast ein Jahrhundert lang wurde der Markt von den etablierten, großen Autokonzernen beherrscht. Und dann kam Tesla. Innerhalb von knapp 18 Jahren stieg der E-Mobility-Pionier unter Elon Musk zu einem der wertvollsten Unternehmen der Welt auf. Eine ähnliche Entwicklung zeichnet sich gerade beim chinesischen Start-up NIO ab. Auch Namen wie Aiways und Rivian wird man künftig häufiger hören.

Aus Deutschland stammt derweil der Sono Motors Sion, aus der Schweiz der Microlino. Im Gegensatz zur Konkurrenz aus China und den USA setzen die beiden Start-ups allerdings weniger auf hohe PS-Zahlen und ausgefallene High-End-Features, sondern vielmehr auf nachhaltige und kompakte Mobilitätslösungen für die Stadt.

Microlino - Elektroauto
Microlino (Bild: Microlino)

Canyon kombiniert Auto und E-Bike

Apropos Mobilität in der Stadt: Gerade im urbanen Umfeld werden Autos mittelfristig von anderen Fortbewegungsmitteln abgelöst werden. Bereits heute recht populär: das Fahrrad. Nun möchte aber nicht jeder bei 30 Grad im Schatten oder im strömenden Regen mit dem Rad zur Arbeit fahren. Denn der Wunsch nach einem gewissen Komfort verschwindet nicht von heute auf morgen. Das wissen auch die Fahrradhersteller – und arbeiten bereits an entsprechenden Lösungen.

Wie diese aussehen können, zeigt das deutsche Unternehmen Canyon mit seinem Future Mobility Concept. Im Prinzip handelt es sich dabei um einen Hybriden aus Auto und E-Bike. Äußerlich erinnert das Future Mobility Concept mit seinen vier Rädern und der Panoramakapsel an ein futuristisches Auto. Angetrieben wird es allerdings über Pedale – unterstützt von einem Elektromotor. Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h sollen auf diese Weise erreicht werden.

Ob Canyon den Prototyp jemals zur Marktreife weiterentwickeln wird, ist bislang nicht bekannt.

Volocopter: Flugtaxis für die Welt

Eine weitere Form der Mobilität, die zunehmend Gestalt annimmt, sind sogenannte Flugtaxis. Was für viele noch nach Science Fiction klingt, wird schon in wenigen Jahren Realität sein. Innerhalb von vier Jahren haben sich die Investitionen in die selbstfliegenden Drohnen-Shuttles verzwanzigfacht. Derzeit gibt es weltweit bereits 110 städtische und regionale Projekte, die sich dem Einsatz von Flugtaxis widmen.

Ganz vorne mit dabei im Bereich der autonomen Lufttransportangebote: Das CyberForum-Mitglied Volocopter aus Bruchsal. Bereits innerhalb der nächsten drei Jahre plant das Unternehmen seinen ersten kommerziellen E-Flugtaxi-Dienst in Singapur. Mitte Januar beantragte es die US-Zulassung für seine Urban Air Mobility-Lösungen.