Auf immer mehr Häusern in Baden-Württemberg sind Photovoltaikanlagen zu sehen. Wir sind bei unserem Neubau sogar noch einen Schritt weitergegangen, und haben einen Stromspeicher installiert. Seither begegnet uns immer wieder dieselbe Frage: Lohnt sich das überhaupt?
Die Antwort lautet: „Ja, auf jeden Fall!“ – doch sobald ich diesen Satz beendet habe, ergießt sich über mich für gewöhnlich ein Schwall von Halbwissen und Stammtischweisheiten. Der eine hat einen Schwager, bei dem die Feuerwehr das Haus hat abbrennen lassen, weil Gebäude mit Photovoltaikanlagen nicht gelöscht werden. Die andere kennt jemanden, bei dem die Solarmodule schon nach sieben Jahren ausgetauscht werden mussten. Und ohnehin lohnt sich eine Photovoltaikanlage nur bei einem Dach mit Südausrichtung. Wobei, eigentlich auch dann nicht, weil am Ende holt sich ja das Finanzamt die ganze Rendite. Und einen Steuerberater braucht man auch. Ganz zu schweigen von den Kosten für die Wartung und Reinigung der Anlage…
Freilich ist das so alles nicht richtig. Denn selbstverständlich löscht die Feuerwehr auch Häuser mit einer Photovoltaikanlage auf dem Dach. Darüber hinaus hat eine moderne Anlage eine Nutzungsdauer von 30 bis 35 Jahren – die ersten 25 Jahre sind bei vielen Herstellern sogar von der Garantie abgedeckt. Man braucht weder einen Steuerberater, noch müssen die Anlagen bei Privathaushalten regelmäßig gewartet oder gar gereinigt werden.
Aber bekanntlich hält sich ja nichts so hartnäckig, wie Mythen und Legenden.
Warum eine Photovoltaikanlage eine Investition in die Zukunft ist
Ich habe hier im Blog in den vergangenen Jahren über so einige Themen geschrieben, die mich als Bauherr beschäftigt haben. Zum Beispiel den Breitbandausbau. Und natürlich Smart Home. In einer digitalisierten Welt zu leben, heißt für mich aber auch, sich über das Thema Energiewende sowie die smarte Nutzung von Ressourcen Gedanken zu machen – und seinen Teil dazu beizutragen. Das klappt als Eigenheimbesitzer am einfachsten mit einer Photovoltaikanlage.
Schauen wir uns das mal im Detail an. In immer mehr Neubauten (so auch in unserem) kommen Wärmepumpen zum Einsatz. Sie nutzen umweltfreundlich und kostengünstig die in der Außenluft (oder im Erdreich) enthaltene Wärme zum Heizen und zur Warmwasserbereitung. Alles was sie dafür sonst noch brauchen, ist Strom. Zudem sind neuere Gebäude nahezu luftdicht. Und da kaum jemand täglich drei Mal das gesamte Haus lüften kann, gehören Lüftungsanlagen inzwischen ebenfalls zum Standard. Überraschung: Auch sie benötigen in erster Linie Strom. Diese Liste lässt sich beliebig fortsetzen: Waschmaschine, Trockner, Spülmaschine, Backofen, Mikrowelle, Herd, Dunstabzug, Staubsauger, Fernseher, Computer, Router, NAS, Smart Home-Anwendungen – all diese Dinge arbeiten mit Strom.
In Summe kommt ein Haushalt so auf einen Jahresverbrauch von 5.000 bis 9.000 kWh, je nach Haushalts- und Gebäudegröße. Diese Strommenge kann man nun entweder für rund 30,5 Cent pro kWh (Durchschnittspreis 2019) aus dem öffentlichen Stromnetz einkaufen. Oder aber, man investiert einmalig in eine Photovoltaikanlage mit Stromspeicher und produziert seinen Strom ganz einfach selbst.
Für eine hochwertige Photovoltaikanlage mit 7 kWp (Jahresertrag rund 7.000 kWh) und einen Stromspeicher mit 7 kWh liegen die Investitionskosten derzeit bei rund 14.500 Euro. Noch nicht mit eingerechnet sind hier staatliche Zuschüsse, wie etwa das Förderprogramm „Netzdienliche Photovoltaik-Batteriespeicher“ vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg.
Der Rest ist einfache Mathematik: Wenn ich 7.000 kWh Stunden für 30,5 Cent pro kWh einkaufen muss, sind das rund 2.100 Euro pro Jahr. In 10 Jahren kommen so 21.000 Euro zusammen – vorausgesetzt die Strompreise steigen nicht noch weiter an. Selbst wenn man berücksichtigt, dass es spezielle (etwas günstigere) Stromtarife für Wärmepumpen gibt, man den Eigenverbrauch versteuern und im Winter immer etwas Strom dazu kaufen muss, hat sich eine Photovoltaikanlage nach zehn Jahren amortisiert. Das heißt, sie hat sich selbst bezahlt. Alles was danach kommt, liegt in der Gewinnzone – und bei einer durchschnittlichen Nutzungsdauer von 30 bis 35 Jahren, kommt da einiges an Ersparnis zusammen.
Individuelle Planung ist bei einer Photovoltaikanlage entscheidend
In unserem Fall kommt hinzu, dass wir auch noch ein Elektroauto haben, das wir tagsüber laden. Dadurch steigt die Eigenverbrauchsquote deutlich an – und die Anlage (28 kWp) amortisiert sich noch schneller. In den Monaten April bis Oktober erzeugt unsere Photovoltaikanlage genug Strom, um täglich den gesamten Haushalt zu versorgen, bis zu zwei Elektroautos zu laden und den Speicher für die Nacht zu füllen. Warum ich das hervorhebe? Weil wir die Anlage unseren Bedürfnissen entsprechend geplant haben, sowohl was die Dimensionierung als auch die Komponenten betrifft.
Bei jemandem, der kein Elektroauto hat und mit Gas heizt, sieht die Sache schon wieder anders aus. Und natürlich hat ein berufstätiges Paar, das morgens um 8 Uhr das Haus verlässt und erst um 20 Uhr wieder heimkommt, einen anderen Stromverbrauch und ein anderes Nutzungsverhalten, als eine vierköpfige Familie, bei der immer jemand zuhause ist.
Worauf ich hinaus will: Es gibt nicht die eine richtige Lösung für jeden Haushalt. Es gibt aber sehr wohl für jeden Haushalt eine passende Lösung. Egal, ob Neu- oder Bestandsbau – es macht immer Sinn, sich mit den Möglichkeiten einer Photovoltaikanlage zu beschäftigen. Nicht nur dem Geldbeutel, sondern vor allem auch der Umwelt zuliebe.
In ersten Städten, etwa in Tübingen, gibt es übrigens bereits eine Photovoltaik-Pflicht für Neubauten. Über kurz oder lang werden weitere Städte folgen.