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Wie die Zukunft des Wohnens aussieht, beschäftigt nicht nur Stadtplaner oder Immobilienmakler. Auch unsere Einrichtung muss an die neuen Lebensverhältnisse angepasst werden. Unser Lebensstil wird mobiler und individueller, gleichzeitig begegnen wir auch einer alternden Gesellschaft.

Das im baden-württembergischen Pfullendorf ansässige Unternehmen KIMOCON GmbH setzt sich mit dem Thema Smart Living im Bereich der Küchenplanung auseinander. Im Mittelpunkt steht dabei die ergonomische und vernetzte Küche. Wir sprachen dazu mit Jessica Jacob, die bei KIMOCON den Bereich Vertrieb und Objekte verantwortet.

Sehr geehrte Frau Jacob, Sie waren Im Januar 2019 bei der Living Kitchen in Köln. Welche Produktneuheiten haben Sie dort präsentiert?

KIMOCON gibt es erst seit ungefähr einem Jahr und steht für Kitchen Moveable Connected. Wir bieten neben „normalen“ Küchen auch eine Küchenhersteller übergreifende Smart Home Plattform an. So kann jede Küche mit einem Smart-Hub ausgestattet werden.

Die Messe im Januar war unsere allererste, daher war im Grunde alles, was wir dort auf unserem eigenen Stand gezeigt haben neu.

Dazu gehören flexible, ergonomisch höhenverstellbare Küchenmodule, steuerbare Licht- oder Wasserelemente oder sicherheitsrelevante Produkte, wie Sturzsensoren. Wir zeigen auf Messen vor allem Produkte, die sofort umsetzbar sind – KIMOCON ist ein echter Pragmatiker, der Endkunden das „Smart Home“ einfach zugänglich macht.

Welche Zielgruppen werden damit von Ihnen angesprochen?

Unser Ziel ist es, sowohl klassische Fachhändler, als auch Bauträger oder
bestimmte Branchen, wie die Versicherungs- oder Elektrobranche für uns zu
gewinnen. Und natürlich wollen wir dadurch den Endkunden und Nutzer für
KIMOCON begeistern. Im Vordergrund steht für uns ganz klar, dass ein Smart
Home System einen Mehrwert bieten soll und keinesfalls als Spielerei
anzusehen ist.

Denken Sie beispielsweise an Senioren: Eine installierte Notfalltaste oder
Sturzsensoren helfen Menschen dieser Altersgruppe, länger zu Hause zu
bleiben und erhalten damit ein Stück Lebensqualität zurück.

Sie bieten nicht nur Produkte zum Thema „Smart Kitchen“ an. In welchen anderen Sektoren im Bereich „Smart Home“ bieten Sie außerdem Angebote an?

Neben der Smart Kitchen bieten wir ein Nachrüstsystem für bereits stehende Küchen oder Bad- Hersteller an. Unsere Lösung ist zudem auch für die Elektrobranche oder Fertighausbranche und Architekten interessant.

Die offene Plattform-Technologie ist ein Aushängeschild der Firma. Beschreiben Sie bitte ein Beispiel-Szenario, welches die Vorteile dieser Plattform darstellt.

Alles aus einer Hand – so muss man sich unsere Plattform vorstellen. Folgende Szenarien sind damit zum Beispiel möglich:

Die Sonos Anlage fährt die Musik herunter, wenn es klingelt und sorgt dafür, dass die Türklingel über die Sonos deutlich zu hören ist. Zudem blinkt die Lampe zwei Mal im Wohnzimmer. Wenn die Szene zu Ende ist, fährt die Musik wieder hoch.

Oder wenn ich im Urlaub bin und die Meldung bekomme, dass bei mir zu Hause aktuell Wasser ausläuft und ich mir zu 100% sicher sein kann, dass ich nicht nur die Meldung aufs Handy bekomme, sondern mein System auch noch das Wasser abstellt.
Dadurch ergeben sich deutliche Mehrwerte.

Das Thema Datensicherheit spielt in der heutigen Zeit eine immer größere Rolle. Wie wird bei Ihrer offenen Plattform-Technologie hierfür gesorgt?

KIMOCON hält selbstverständlich die höchsten Datenschutzstandards ein – wir hosten die Daten selbst. Unser System funktioniert zudem auch offline – bei-spielsweise bei einem WLAN-Ausfall. Dies ist möglich durch Funktaster, die batteriebetrieben sind. Über diese können die in der App installierten Szenarien ebenfalls offline abgerufen werden.

Selbst die Sonos funktioniert, wenn man sich eine individuelle Playlist heruntergeladen hat.
Ob und welche Komponenten in einer Smart Kitchen verbaut werden, entscheidet der Kunde am Ende immer selbst, damit behält er auch die volle Kontrolle.

Was sind vor allem beliebte Beispiele der integrierbaren Besonderheiten im Bereich „Smart Living“ und wo werden diese eingesetzt?

Die Küche ist in der heutigen Zeit nicht mehr nur ein Arbeitsraum, sondern entwickelt sich in der Tat immer mehr zum primären Lebensmittelpunkt der Bewohner und damit zum Zentrum des (Smart) Home. Und ganz einfach gesagt, in der Küche stehen auch die meisten technischen Geräte im Haus.

KIMOCON vereinfacht es seinen Händlern und bietet verschiedene Smart Home Pakete an. Diese können dann ganz einfach vom Händler zur Küche dazu ge-klickt werden. Das Besondere dabei: Zum Zeitpunkt der Küchenlieferung küm-mern wir uns dann um das Onboarding, also den Service. So kann sich der Händler auf seine Stärken, dem Verkauf und Beratung von Holz und Elektro kümmern. Denn ein System kann nur dann integriert werden, wenn der Fachhandel es auch ganz easy verkaufen kann und dazu kein Studium eines Systemintegrators noch machen muss.

Wie unterscheidet sich der Markt in Deutschland beispielsweise vom asiatischen Markt? Besteht Interesse den internationalen Markt zu erschließen?

Dadurch, dass wir uns seit mehr als 7 Jahren mit diesem Thema beschäftigen, kennen wir natürlich auch die internationalen Märkte. Zuallererst muss man klar sagen: Der chinesische Markt hat eine ganz andere Größenordnung als der Deutsche. China ist zudem wirklich ein technologischer Vorreiter und sind uns gefühlt 10 Jahre voraus.

Allerdings ist auch die Akzeptanz in China für Smart Home-Produkte deutlich höher. Damit würden wir unsere Kunden hier in der DACH-Region höchstwahrscheinlich verschrecken. Interessant ist er trotzdem, auch weil Produkte aus Deutschland auf dem chinesischen Markt meist geschätzt sind. Zunächst konzentrieren wir uns aber auf die DACH-Region. Nicht nur, dass hier namhafte Küchenhersteller mit langer Tradition sitzen, die in die ganze Welt liefern – der deutschsprachige Raum hat auch ein enormes Absatz-Potenzial. Dort sind wir nun schon ganz gut aufgestellt, mal sehen, welchen Vertriebsweg wir als nächstes erkunden und wo wir als Küchen“Tuner“ noch Fuß fassen können.

Zum Schluss: Was wird in Zukunft im Bereich „Smart Living“ auf uns zukommen?

Hier stehen wir erst ganz am Anfang. Jedoch nicht am Anfang, was die technischen Möglichkeiten betrifft – hier sind wir gut aufgestellt und viele Funktionen im Smart Home Bereich sind schon möglich. Jedoch sind wir am Anfang, was den Mehrwert von Smart Home betrifft. Hier sind wir in der Pflicht, Menschen aufzuklären, wieviel einfacher das Wohnen zu Hause werden kann.

Ein großes Thema ist das Thema Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit Smart Living:
Wirtschaftsunternehmen können dies nicht weiter außer Acht lassen. Ich denke, hier werden wir noch einige wirklich hilfreiche Innovationen erleben. Das Gleiche gilt für digitale Dienstleistungen, die unserem Lebenswandel angemessen sind. Wie beispielsweise das Leasing von Möbeln oder die Robotic in der Küche.

Über KIMOCON und FORESDA

Das von der EU geförderte Interreg Danube Projekt FORESDA setzt sich zum Ziel, die traditionellen forstbasierten Bereiche in innovative, moderne Bereiche umwandeln. Das CyberForum hat dabei die Führung des Projekts inne. Innovationsfreundliche Ökosysteme sollen die bestehenden Wertschöpfungsketten verbessern oder neu gestalten.

Die Innovationsfähigkeit der im ländlichen Raum ansässigen KMU fördert nachhaltig ihre Wettbewerbsfähigkeit. Weitere Ziele sind eine Verbesserung der Innovationskultur in KMU, Stärkung der regionalen Cluster und Umsetzung neuer Formen der Zusammenarbeit im Donauraum. Das regionale Pilotprojekt zum Thema „Smart Home/Smart Furniture“ zeigt das Potential einer modernen Forstwirtschaft und Möbelindustrie. Die Kimocon GmbH ist Teil der Pilotgruppe und bildet ein Best Practice Beispiel dar. Das Projekt, gestartet am 1. Januar 2017, hat eine Laufzeit von 30 Monaten.