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Mehrere Wochen lang hat Sid an seinem Flipper gearbeitet. Wenn der neunjährige Grundschüler nun eine silberne Kugel mit den roten Flossen über die blaue Rampe jagt, blinken gleich mehrere Lichter gleichzeitig. Gefertigt hat Sid seinen Flipper mit Teilen aus einem fischertechnik-Baukasten in der Kinder- und Jugendbibliothek im Prinz-Max-Palais in Karlsruhe. Dass es dort neben Tausenden von Büchern und zahlreichen Spielen mittlerweile auch mehrere Baukästen mit fischertechnik-Teilen gibt, liegt an der neuen TechnoTHEK.

Dank einer Spende des Karlsruher Bezirksvereins vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) konnten gleich mehrere Dutzend naturwissenschaftliche Bücher sowie vier Laptops und etliche Lernspiele in den Fundus der Bibliothek integriert werden. Die Herzstücke der TechnoTHEK sind dabei mit Sicherheit die insgesamt 220.000 fischertechnik-Bauteile. Doch auch mit dem Experimentierkästen des Herstellers Kosmos, dem Murmelbahnsystem Gravitrax und dem programmierbaren Ozobot-Robotern können Kinder und Jugendliche nach Herzenslust experimentieren.

VDI möchte Kinder und Jugendliche für MINT-Berufe begeistern

Der VDI möchte mit der TechnoTHEK vor allem mehr junge Menschen für die so genannten MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) begeistern. Um das Interesse der Kinder und Jugendlichen zu wecken, werden von einem Team um Projekt-Koordinatorin Nina Vogel vom VDI regelmäßige Kurse an den einzelnen Stationen der TechnoTHEK angeboten. Außerdem kooperiert die TechnoTHEK eng mit der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, dem Unternehmernetzwerk CyberForum e.V. sowie der Karlsruher Technik-Initiative, die in den vergangenen Jahren fischertechnik-AGs an über 50 Schulen im Stadt- und Landkreis Karlsruhe ins Leben gerufen hat.

„Die Nachhaltigkeit des Angebots ist uns sehr wichtig“, betont der VDI-Bezirksvorsitzende Martin Simon. Denn nur so könnten die Kinder durch die praktische Auseinandersetzung mit technischer Kreativität frühzeitig für ein mögliches Studium der Ingenieurwissenschaften motiviert werden.

„Ingenieur ist ein ganz besonderer Beruf. Er ist spannend und abwechslungsreich“, so Simon. Allerdings habe das Interesse an technischen Berufen im Laufe der vergangenen Jahre in Deutschland spürbar abgenommen und deshalb wolle der VDI diesem Trend auch zum Erhalt des Wirtschaftsstandorts Baden-Württemberg mit Initiativen wie der TechnoTHEK gegensteuern. Die Idee für die Einrichtung eines technischen Angebots in einer Jugendbibliothek hat Vogel von einem Besuch in Erfurt mitgebracht. Dort hat der VDI Thüringen die bundesweit erste TechnoTHEK in einer Jugendbibliothek eröffnet.

„Lernspiele sind ideale Ergänzung für unser Bibliotheksangebot“

Bei der Kinder- und Jugendbibliothek in Karlsruhe stieß der VDI mit seiner Initiative sofort auf offene Ohren. Als der Bezirksverein das Angebot zum Aufbau einer TechnoTHEK unterbreitete, habe sie sofort „Ja“ gesagt, so Bibliotheksleiterin Andrea Krieg. „Diese Lernspiele sind eine ideale Ergänzung für unser bisheriges Angebot. Denn hier können Kinder und Jugendliche die Ideen aus den Sachbüchern direkt mit Leben füllen“, betont Krieg. Außerdem erhöhten die neuen Angebote die Aufenthaltsqualität in der Bibliothek. „Die Kinder sollen hier schließlich einen Teil ihrer Freizeit verbringen und sich freiwillig mit unseren Angeboten auseinandersetzen“, so Krieg.

Gerade die experimentellen Baukästen würden die jungen Bibliotheksbesucherinnen und – besucher besonders lange und intensiv in ihren Bann schlagen.
„Die Kinder zum Experimentieren und zur konstruktiven Auseinandersetzung mit der Technik zu bewegen ist ein wichtiges gesellschaftliches Anliegen“, betonte Oberbürgermeister Frank Mentrup bei der offiziellen Eröffnung der TechnoTHEK im April 2019. Und die Kinder- und Jugendbibliothek sei wegen ihrer guten Vernetzung mit den städtischen Bildungseinrichtungen der ideale Ort für ein derartiges Angebot.