Vor einiger Zeit rief das Badische Landesmuseum dazu auf, Ideen für das Museum von morgen einzubringen. Dazu wurde ein Bürgerbeirat gebildet. Dieser hat sich kürzlich getroffen und hat viele neue Ideen entwickelt. Wie sich die Digitalisierung im Museum nutzbringend einsetzen lässt, spielte dabei eine besonders große Rolle.
Im Kontext von Museen sind Mitsprache und Teilhabe wichtige Schlagworte. Eine festgelegte Definition oder gar eine Methodik gibt es für dieses immer wichtiger werdende Format der Museumsarbeit aber nicht. Das Badische Landesmuseum nutzt dafür die Methoden des Design Thinking und Barcamps, um nicht nur nach den Bedürfnissen der Besucher zu fragen, sondern auch, um diese eigene Ideen entwickeln zu lassen. So will das Museum nicht nur neue Zielgruppen erschließen, sondern auch Besucher zu Nutzern machen.
Digitalisierung von Museen: Bürger entwickeln eigene Ideen
Erst kürzlich rief das Badische Landesmuseum Bürger dazu auf, das Museum von morgen mitzugestalten. Projektleiter Dr. Bernhardt freut sich über das rege Interesse des Bürgerbeirats. Etwa 50 Personen aller Altersgruppen und unterschiedlicher Hintergründe fanden sich am 22. und am 29.09.2018 zusammen, um mit Design Thinking kreativ, verspielt, aber dennoch strukturiert über das Museum von morgen nachzudenken. Vom Einsatz und der Kreativität der Bürger ist Bernhardt begeistert: „Die Begegnung mit den Bürgern war phantastisch!“, schwärmt er.
Social Media, VR & Co: Das Museum der Zukunft soll ein Erlebnisort werden
Wichtig waren dem Projektteam eine nutzenorientierte Methodik, ein innovationsförderndes Format und der Austausch untereinander. All dies ist mit Design Thinking wunderbar möglich. Einerseits können bereits vorhandene Ideen eingebracht, vor allem aber auch neue Ideen in Teams entwickelt werden. Diese Teams bestanden aus fünf bis sechs Personen und einem Moderator. Zunächst wurden vorhandene Erwartungen und Ideen auf einer Metaplanwand gesammelt. Dann wurde je ein Teilnehmer in den Teams interviewt, um die jeweiligen Bedürfnisse herauszukristallisieren. Mit den Methoden des Design Thinking wurden weitere Ideen generiert. Letztlich stand dieser große Ideenpool zur Abstimmung, und eine Idee daraus wurde gewählt, um einen einfachen Prototypen zu bauen. Abschließend wurden dann im Plenum die Prototypen vorgestellt. So entstanden am ersten Tag fünf Prototypen, am zweiten fünf weitere und viel Material, das momentan noch ausgewertet wird.
Trotz der Freude an Digitalisierung und Technik wurde allerdings schnell deutlich, dass die Bürger das Museum nicht durch Digitalisierung ersetzen wollen. Das Museum soll ein Ort der Dinge bleiben. Vor allem soll es ein Erlebnisort mit digitalen und analogen Events werden. Ein weitererer Wunsch ist das Thema Vernetzung. Nicht nur museumsintern, sondern auch übergreifend. Der Bürgerbeirat entwickelte spannende Ideen zu den Themen Social-Media, Virtual-Reality, Push-Nachrichten und sogar eine virtuelle „Monsterjagd“ à la Pokémon GO! war unter den Ideen. Die Teams waren dabei so kreativ, dass sie teilweise nicht nur Prototypen entwarfen, sondern gleich ganze Kampagnen. Ein weiteres wichtiges Themenfeld war für den Bürgerbeirat das „personalisierte Museum“ mit individualisierten Rundgängen und persönlicher Objektauswahl.
Umsetzung der Ideen erfolgt im kommenden Jahr
„Dies ist nicht das Ende eines Prozesses, sondern der Beginn,“ berichtet Bernhardt. Momentan werden die Ideen des Bürgerbeirats noch ausgewertet, im nächsten Jahr soll es an die Umsetzung erster Ideen gehen. Der Bürgerbeirat soll zudem für Interessierte weitergeführt werden. Jetzt gehe es vor allem darum, die Ideen weiterzuentwickeln und die Partizipation der Bürger zu stärken. Beim Bürgerbeirat allein wird es auch nicht bleiben, denn Dr. Bernhardt und sein Team wollen noch mehr Bürger ins Boot holen und rufen zur Teilnahme am ersten MuseumsCamp auf.
Das erste MuseumCamp behandelt das Thema Museum 2.0
Um noch mehr Bürger zu erreichen, veranstaltet das Badische Landesmuseum am 10. und 11. November 2018 ein MuseumCamp und nutzt dazu das bewährte Format des Barcamps. Hier können bis zu 150 Bürgerinnen und Bürger Ideen für das Museum 2.0 entwickeln und sich austauschen. In mehreren 45-Minuten-Slots können die Teilnehmer ihre Ideen frei entfalten, wobei sie das jeweilige Format selbst bestimmen. Die Anmeldung ist noch bis zum 05.11.2018 möglich.