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In abgelegenen Orten ohne Apotheke kann die Landes-Apothekerkammer eines jeden Bundeslands sogenannte Rezeptsammelstellen genehmigen. Diese stellen die allgemeine Grundversorgung auch in ländlichen Regionen sicher. Die Apothekerverbände, aber auch die zuständigen Kammern sind nun dabei die Rezeptsammelstellen bundesweit zu digitalisieren. Nach der Eröffnung der ersten beiden in Baden-Württemberg und im Saarland sollen nun weitere digitale Rezeptannahmestellen folgen – unter anderem wieder im Südwesten.

Nicht nur Ärzte sind auf dem Ländle gefragt (siehe dazu die schleppende digitale Medizinbranche), auch die medizinische Versorgen hinsichtlich von Arzneien wird zunehmend problematischer. Viele Apotheken müssen ihr Geschäft schließen, der digitalen Apotheke im Internet sei Dank. Um einigermaßen die Grundversorgung zu gewährleisten, soll neben den klassischen Rezept-Sammelstellen nun vermehrt auf die digitalen Rezeptannahmestellen gesetzt werden. Der Patient lässt sein Rezept in Papierform einfach über einen integrierten Scanner erfassen und an die teilnehmende oder an die sich in der Nähe befindliche Apotheke schicken. Ein Bote versorgt den Patienten dann zeitnah mit den benötigten Arzneimitteln. „Durch die digitale Übertragung können nicht vorrätige Arzneimittel sofort bestellt werden und auch eine eventuelle Rücksprache mit dem verordnenden Arzt kann schnell stattfinden. All das spart Zeit, die letztlich auch dem Patienten zu Gute kommt, der in aller Regel dann taggleich durch pharmazeutisches Personal seine Arzneimittel im Rahmen des Botendienstes nach Hause gebracht bekommt oder seine vorbestellten Arzneimittel selbst in der Apotheke abholt“, sagt der Landesapothekerverband Baden-Württemberg. Zum besseren Verständnis, habe ich noch ein Video verlinkt. Ab dem Zeitstempel 20:40 wird die digitale Apotheke kurz vorgestellt. Das Video ist bis zum 25.01.2019 verfügbar.

Das Terminal der Digitalen Rezeptsammelstelle überträgt in Sekundenschnelle ein eingegebenes Rezept an die zuständige Apotheke.

Digitale Rezeptannahmestellen: Onlineanbieter sind ausgeschlossen

Die Praxis: „Über den großen Touch-Bildschirm wird der Vorgang gestartet und das Rezept in den dafür vorgesehenen Schlitz eingeführt. Zur Bestätigung der digitalen Übertragung erhält der Patient eine Quittung mit allen relevanten Informationen, wie Vorgangsnummer und Kontaktdaten zur Apotheke. Bei Bedarf ist es möglich, über das Terminal direkt mit der Apotheke zu kommunizieren, indem eine Textnachricht versendet wird“, sagt VSA, ein Dienstleister, der Lösungen rund um Abrechnungsfragen und Scan-Technologien anbietet. „Darüber hinaus können auch weitere Bestellungen und Fragen an das pharmazeutische Personal gerichtet werden. Für drei Jahre genehmigt die Landesapothekerkammer solch eine Rezeptsammelstelle, dann wird erneut geprüft, ob eine Versorgung der Bevölkerung auf diese Weise fortgesetzt wird“, ergänzt die Deutsche Apotheker Zeitung online (DAZ). Nicht unwichtig: Der Betrieb solcher Annahmestellen darf ausschließlich über Apotheken sichergestellt werden. Jeder Apotheker ist demnach verpflichtet, die Rezepte nicht nur als Versandauftrag zu sehen; vielmehr soll das Rezept, wie in der lokalen Annahmestelle, studiert werden. Onlineanbieter sind ausgeschlossen.

Die Funktionen der digitalen Rezeptannahmestellen sind überschaubar; aber absolut ausreichend.

Hinweis der Redaktion: Es gibt derzeit zwei größere Anbieter dieser digitalen Rezept-Annahmestellen. Zum einen sind es die Geräte der im Text bereits erwähnten VSA, zum anderen die Geräte der ARZ Darmstadt. Letztere stehen allerdings, laut DAZ, im Freien und hatten zuletzt wegen nächtlicher Kälte mit technischen Problemen zu kämpfen. „Das Gerät des ARZ Darmstadt im Saarland hatte im Winter zuletzt einige witterungsbedingte Probleme gezeigt und war wegen starker Kälte teilweise offline“, so die DAZ.

Derzeit gibt es beispielsweise in Baden-Württemberg über 100 klassische Rezeptsammelstellen. Sie sollen nun nach und nach digitalisiert oder ergänzt werden. Zuletzt wurde im Januar 2018, in Neidlingen / Baden-Württemberg, eine solche digitale Annahmestelle in Betrieb genommen. Nun sollen zwei weitere folgen. Bei einem Projekt sind Ort und Zeitraum bereits bekannt: So soll die Stadt Külsheim ein digitales Rezept-Annahmegerät erhalten. Am 06. Juni 2018 soll die Annahmestelle in der Kleinstadt im Main-Tauber-Kreis im Stadtteil Hundheim platziert werden. Grund: Der Stadtteil liegt zirka sechs Kilometer außerhalb des Zentrums. Laut des oben erwähnten Apothekerverbands ist die digitale Rezeptsammelstelle eine Art Brücke, die die Welt der digitalen Kommunikation und die Welt der persönlichen Betreuung und Beratung der ortsnahen Apotheke miteinander verbindet.

Bilder: VSA GmbH