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Mahle ist ein international führender Entwicklungspartner und Zulieferer der Automobilindustrie. Wir haben uns mit Kai Engelhardt, Head of Global Digitalization (FIGD) bei der MAHLE International GmbH, über die Bedeutung der Industrie 4.0 für die Produktion unterhalten.

Sehr geehrter Herr Engelhardt, bereits im vergangenen Jahr gab es bei Mahle einen „Industrie 4.0 Tag“. Welchen Stellenwert genießt das Thema innerhalb Ihres Unternehmens und welche Veränderungen sind bereits heute deutlich spürbar?

Das Bewusstsein für Industrie 4.0 oder IoT ist aufgrund der Vorteile, die die Anwendungen der Industrie 4.0 zum Beispiel in den Produktionsabläufen mit sich bringen, in unserem Unternehmen deutlich gestiegen. Wir haben in unseren Werken bereits zahlreiche Pilotprojekte gestartet, wie beispielsweise Projekte, die sich mit Themen wie Predictive Maintenance, Data Analytics oder Mobile Plant Maintenance befassen.

Die Industrie 4.0 macht viele Prozesse effizienter. Dennoch stehen einige Unternehmen dem Thema eher zurückhaltend gegenüber – Stichwort Cyber Security und Datenschutz. Wie gehen Sie damit bei Mahle um und wo sehen die die größten Herausforderungen der Industrie 4.0?

Datensicherheit und Datenschutz haben bei MAHLE oberste Priorität. Die Verantwortung etwa für die Produktions-IT liegt bei MAHLE im Bereich der Unternehmens-IT und unterliegt damit den strengen Richtlinien und Vorgaben der Information Security. Die Unternehmens-IT legt die globalen Prozesse fest. Die definierten Standards und deren Umsetzung werden aktiv begleitet und überwacht, etwa bei einer kontinuierlichen Absicherung unserer Produktionsnetze. Die steigende Komplexität der Kommunikationswege, die wir im Zusammenhang mit der Industrie 4.0 beobachten, ist hier sicherlich eine der wesentlichen Herausforderungen. 

Können Sie uns ein konkretes Beispiel für einen Prozess nennen, der durch Sensoren und Vernetzung optimiert werden konnte?

Ein Beispiel ist ein Pilotprojekt in einem unserer Werke, in denen wir Kolben fertigen: Wir erstellen hier den digitalen Zwilling einer Fertigungsstraße. Mittels Sensoren erfassen, analysieren und optimieren wir dadurch unsere Produktionsprozesse. 

Welche Rolle spielen die Themen Machine Learning und Smart Factory in diesem Kontext?

Wir befassen uns intensiv mit beiden Themen,  um die Abläufe in unseren Produktionswerken noch effizienter und effektiver zu gestalten. So ermitteln und erheben wir viele Messdaten von Produktionslinien, damit wir mögliche Abweichungen und Anomalien zeitnah aufdecken und Gegenmaßnahmen ergreifen können.

Kai Engelhardt
Kai Engelhardt ist Head of Global Digitalization (FIGD) bei der MAHLE International GmbH.

MAHLE ist eines der führenden Unternehmen im Bereich E-Mobility. Können die Digitalisierung und die damit einhergehenden Möglichkeiten als Wegbereiter der Elektromobilität angesehen werden?

Die Automobilbranche befindet sich in einem starken Wandel: Die Elektrifizierung schreitet weiter voran, neue digitale Geschäftsmodelle entstehen, neue Player verändern die Automobilindustrie  und dringen mit ihren Produkten in neue bis dato unbearbeitete Märkte vor.

Wir bei MAHLE sehen diesen massiven Wandel als Chance für unser Unternehmen. So haben wir unsere Produkte, die in der Vergangenheit nahezu ausschließlich aus Hardware bestanden, um Sensorik und Software ergänzt – sie entwickeln sich damit immer mehr zu einem ganzheitlichen System. Unser Ziel ist es, unsere Kompetenzen in Richtung Elektronik weiter voranzutreiben und uns damit als Systemanbieter zu positionieren.

Zudem arbeiten wir an neuen digitalen Geschäftsmodellen, die wir entwickeln, ausprobieren und umsetzen. Für Projekte im Rahmen dieser Geschäftsmodelle stellen wir unternehmensbereichsübergreifende und agile Teams zusammen. Diese Teams zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie „out of the box“ denken und schnell, aber vor allem in ganz enger Zusammenarbeit mit den Kunden ihre Projekte vorantreiben.

Die Industrie 4.0 steht erst am Anfang ihrer Entwicklung. Welche Veränderungen erwarten uns in den kommenden Jahren?

Die Technologien werden sich rasant weiterentwickeln: Wir werden eine noch stärkere Kollaboration zwischen Mensch und Maschine sehen, noch mehr Software wird auf künstlicher Intelligenz basieren, Sensoren werden performanter und Kosten für einzelne Anwendungen werden weiter sinken. All das wird zu weiteren Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen in der Produktion führen. Weitere Geschäftsmodelle im Industrie-4.0-Umfeld werden sich entwickeln.