Die niedrige digitale Akzeptanz in Unternehmen hemmt den Wandel. Der Autor spricht sich für einen umfassenden digitalen Ansatz aus, der eine verbesserte Benutzerfreundlichkeit von Software beinhaltet. Er betrachtet KI als entscheidenden Faktor zur Steigerung der Effizienz.
Künstliche Intelligenz (KI) stellt eines der wichtigsten digitalen Zukunftsthemen dar. Der Einsatz generativer KI in 2023 gilt bereits heute als Meilenstein, denn damit wird die ohnehin schon rasante industrielle Revolution 4.0 sogar noch beschleunigt. Keine Frage, KI-gestützte Technologien werden auch dieses Jahr eine zentrale Rolle in der digitalstrategischen Positionierung von Unternehmen spielen. Letztere müssen sich in einem von Umbruch geprägten Umfeld langfristig behaupten und brauchen somit Effizienzsteigerungen, die weit über die selektive Optimierung einzelner Arbeitsabläufe hinausgehen: KI ist der Schlüssel zu einem ganzheitlichen digitalen Ansatz.
Allerdings findet der technologische Wandel nicht per Knopfdruck statt. Die zu erwartenden Auswirkungen auf Arbeitsabläufe und Mitarbeitende sind tiefgreifend und die Skepsis ist entsprechend groß. Eine Studie des Internationalen Währungsfonds[1] prognostiziert, dass KI weltweit Auswirkungen auf rund 40 Prozent aller Arbeitsplätze haben wird. In fortgeschrittenen Volkswirtschaften mit einer hohen Anzahl von kognitiv-orientierten Arbeitsplätzen könnten sogar 60 Prozent betroffen sein. KI hilft, die gleiche Arbeit mit weniger Ressourcen zu erledigen, diese effektiver einzusetzen und letztendlich eine bessere Organisation aufzubauen. In Deutschland haben 72 Prozent der Unternehmen erkannt, dass KI eine große Bedeutung für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft hat; dennoch bringen derzeit nur 15 Prozent KI im eigenen Unternehmen zum Einsatz[2].
Die Umsetzung der Digitalisierung erfordert Investitionen, und die sollten sorgfältig durchdacht werden, zumal sich die Prognose nach dem Krisenjahr 2023 nur bedingt verbessert: Für 2024 rechnet der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) mit einem Wirtschaftszuwachs von mageren 0,3 Prozent[3]. Entscheidungsträger:innen ringen nach wie vor mit hohen Kapital-, Energie- und Materialkosten; dazu kommen ein unstabiles geopolitisches Umfeld und ein anhaltender Fachkräftemangel im IT-Bereich. Wie lassen sich die Chancen der Digitalisierung unter solchen Voraussetzungen umsetzen?
Digitale Akzeptanz schaffen
Die digitale Transformation beinhaltet u. a. eine Reihe von organisatorischen Veränderungen, um institutionellen Kapazitäten in Zeiten des raschen technologischen Wandels anzupassen und so die Resilienz von Unternehmen zu erhöhen. In der Praxis ist die Umsetzung digitaler Strategien allerdings meist komplexer als erwartet; sie erfordert Fachwissen, Weitsicht und sorgfältige Planung. Nicht selten werden Zielsetzungen mangels unzureichender Vorbereitung und/oder umfassender Strategie verpasst. Hinzu kommen fehlende digitale Kompetenzen und eine generelle Skepsis gegenüber digitalen Technologien. Somit muss digitale Akzeptanz geschaffen werden: Es ist wichtig, alle Mitarbeitenden, einschließlich der Führungsebene, in den Transformationsprozess einzubinden. Wusstest du, dass 64 Prozent der Unternehmen den Grad ihrer internen digitalen Akzeptanz nicht zu kennen scheinen[4]?
Die Anzahl der Unternehmen, die ein DAP-COE (Center of Excellence for Digital Adoption Process) einsetzen, nimmt allmählich zu. Im Hinblick auf den AI Act vom 13. März 2024 der Europäischen Union[5], dürfte sich der Umstand, dass man im Alltag nach wie vor nur selten einem AIO (Artificial Intelligence Officer) begegnet, allerdings rasch ändern.
In der Regel arbeiten Angestellte täglich mit Dutzenden von Anwendungen und verbringen wertvolle Zeit mit der Suche nach Daten und dem Wechsel von Kontexten. Dabei kann eine Digital Adoption Platform (DAP) helfen, Brücken zwischen Mensch und Maschine zu schlagen. Sie unterstützt Nutzer:innen beim Navigieren durch den App-Dschungel mit KI-gestützten Empfehlungen, generiert personalisierte Empfehlungen zur Optimierung der Benutzeroberflächen von SAAS und erhöht die Benutzerfreundlichkeit. Gleichzeitig erleichtert ein in-App-Training Nutzer:innen den Umgang mit Software und macht Umgehungslösungen sowie manuelles Nachschlagen obsolet. Als willkommener Nebeneffekt dürfte sich die Anzahl vermeidbarer Supportanfragen verringern und so IT-Fachkräfte entlasten.
Derartige Vereinfachungen und andere Optimierungen können komplexe Arbeitsabläufe beschleunigen, mögliche Ängste im Zusammenhang mit der Digitalisierung reduzieren und die Akzeptanz der Nutzer:innen erhöhen. Echtzeitschulung und In-App-Hinweise tragen zu einer schnelleren Integration von neuen Technologien im Arbeitsalltag bei und machen Mitarbeitende selbständiger und effizienter. Allerdings sind das nur Teilaspekte, denn auf strategischer Ebene bietet außerdem ein DAP Echtzeit-Analytik. Datengestützte Erkenntnisse geben Entscheidungsträger:innen Einblick in Arbeitsabläufe, Nutzungsdaten und Abbruchpunkte; so können Tendenzen früh erkannt und Prozesse kontinuierlich optimiert werden. Die Identifizierung von ungebrauchten Softwarelizenzen deckt Sparpotenzial auf und hilft Budgets einzuhalten.
Perspektiven für 2024
«In der Vergangenheit war Deutschland das Land der Dichter und Denker. In Zukunft muss Deutschland das Land der Dichter, Denker und Digitalisierer sein.»
Bitkom-Präsident Dr. Ralf Wintergerst
Für die meisten Unternehmen waren die Veränderungen in 2023 tiefgreifend, konstant und fanden meist gleichzeitig statt. Ein Stillstand des ständigen organisatorischen Wandels ist auch dieses Jahr nicht in Sicht. Eine Studie schätzt, dass KI in 2030 rund 15,7 Billionen Dollar des weltweiten Wirtschaftswachstums ausmachen wird[6]. Somit dürfte sich der Trend hin zu mehr KI und einer intuitiveren Nutzung von Software auch in 2024 beschleunigen.
Das gegenwärtige Umfeld verlangt von Führungskräften, Arbeitsprozesse zu reevaluieren und die Effizienz der Ressourcen zu optimieren. Auch wenn digitale Teilstrategien zu schnellen Resultaten von einzelnen Arbeitsabläufen führen können, tragen sie im Endeffekt kaum zur digitalstrategischen Gesamtpositionierung eines Unternehmens bei. Für eine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit braucht es eine unternehmensweite Strategie. Somit könnten sich digitale Investitionen in 2024 vermehrt auf die Schnittstelle «Mensch-Maschine» konzentrieren: der Schlüssel zu mehr Effizienz und einer spürbaren Beschleunigung des digitalen Wandels. Als Tool zu mehr Produktivität und höherer Kapitalrenditen, dürften KI-gestützte DAPs dabei eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.
[1]https://www.imf.org/en/Blogs/Articles/2024/01/14/ai-will-transform-the-global-economy-lets-make-sure-it-benefits-humanity
[2] Bitkom Studie “Digitalisierung der Wirtschaft”, Juni 2023
[3]https://www.nzz.ch/international/ampel-wird-zum-standortrisiko-ld.1774470?reduced=true
[4] The state of digit. Adoption report WalkME
[5]https://www.europarl.europa.eu/news/de/press-room/20240308IPR19015/gesetz-uber-kunstliche-intelligenz-parlament-verabschiedet-wegweisende-regeln
[6] https://www.pwc.com/gx/en/issues/data-and-analytics/artificial-intelligence.html