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In diesem Jahr findet das CODE_n new.New Festival vom 8. bis 10. Oktober in der Stuttgarter Hanns-Martin-Schleyer-Halle statt. Ein zentraler Teil der Veranstaltung ist der globale CODE_n CONTEST. Wir stellen die Finalisten aus Baden-Württemberg vor. Heute: TruPhysics.

Euer Business-Modell in 140 Zeichen!

Wir bieten eine Augmented Reality-Plattform mit Benutzerlizenzen und Anpassungsdienstleistungen für kundenspezifische Anforderungen.

„TruPhysics Augmented Reality Plattform – Kollaboration für Sales & Service in Engineering“ – so beschreibt ihr euch auf eurer Website selbst. Da stecken jede Menge Fachbegriffe drin. Was genau macht TruPhysics denn und wer würde sich als Kunde an euch wenden?

Das stimmt allerdings, jedoch werden die Fachbegriffe auf den zweiten Blick viel klarer. Schauen wir doch mal, wie wir unser Headlining etwas definieren können. „Augmented Reality“, dieses Wort ist in aller Munde. Daher hält sich der Erklärungsumfang sehr gering. Jeder versteht, dass wir von der erweiterten Realität sprechen. Die „Plattform“ hingegen steht für die Grundstruktur unserer Anwendung, auf welche alle weiteren Inhalte beliebig aufgebaut werden können. Mit der „Kollaboration für Sales und Service“ möchten wir unseren Kunden zeigen, dass sich diese beiden Geschäftsbereiche in unserer Anwendung sehr nahestehen. Der Kunde wählt also den für ihn passenden Anwendungsfall, kann die Applikation dann aber nachträglich sehr einfach ausbauen.

Weiterhin zielt das Wort Kollaboration auf unsere SharedDesk-Funktion ab, durch welche Inhalte mit anderen geteilt und gemeinsam bearbeitet werden können. Ähnlich wie unser Vorbild „TeamViewer“ haben wir mit unserer AR-App ein Kommunikationsmittel entwickelt, das in den Geschäftsbereichen Sales und Service im klassischen Maschinen- und Anlagenbau sowie in Industrieunternehmen ein sehr wichtiges Thema ist.

Dann hätten wir noch „Engineering“, was ebenfalls ein Kernelement unserer Applikation darstellt. Wir bedienen uns anhand bestehender CAD-Datenmodelle und genieren dadurch das Produktportfolio unserer Kunden. Hier sehen wir uns auf einer sehr starken und wettbewerbsfähigen Position, denn im Bereich Engineering macht uns niemand etwas vor. Durch die vertieften Kenntnisse im Bereich Robotik verstehen wir die Anforderungen unserer Kunden auf einer sehr tiefen Ebene. Darüber hinaus schaffen wir mit unseren Applikationen eine Anbindung in die bestehende Systemlandschaft eines Unternehmens und generieren einen skalierbaren Mehrwert.

Somit hätten wir auch schon das Produkt mithilfe unserer Beschreibung definiert und erklärt. Und unsere Kunden? So ziemlich jeder, der seine Produkte oder die Produktion auf Service- und Sales-Prozessen aufbaut und CAD-Daten nutzt.  

Ihr versprecht unter anderem „die Revolution Ihrer Produktvermarktung“. Was genau ist an TruPhysics revolutionär?

Die Anforderungen im Vertrieb sind sehr einfach zu definieren. Man möchte seinen Kunden die Produkte präsentieren, erklärungsbedürftige Inhalte verständlich wiedergeben, ohne hierbei Missverständnisse hervorzurufen, das gesamte Produktportfolio und Produktvarianten zeigen und dann natürlich den Kunden zum Kauf animieren – oder noch besser: ihn langfristig binden.

All das stellt eine große Herausforderung für ein Unternehmen und jeden Vertriebsmitarbeiter dar. Und hier kommen wir ins Spiel, denn unsere App schafft hier Abhilfe. Man hat die Produkte sozusagen immer mit dabei – was sich beispielsweise bei einem Maschinenbauer ohne App sehr schwierig gestaltet – und kann durch animierte Funktionsbeschreibungen alle technischen Gegebenheiten erklären, sogar in das Innenleben der Produkte Einblick gewähren. Weitergehend kann man mit dem Kunden Konfigurationen direkt am Hologramm besprechen und durch dieses einzigartige Erlebnis den Kunden rundum begeistert. Am Beispiel der Planungs-App IKEA Place wird der Mehrwert von Augmented Reality bei der Förderung der Kaufentscheidung deutlich.

Neben der reinen Vermarktung von Produkten ist auch das Thema Service von immer größerer Bedeutung. Wie kann TruPhysics Unternehmen in diesem Bereich helfen?

Wie auch Sales, ist Service sehr umfassend und gestaltet sich oftmals als schwierig. Service-Techniker müssen viele Tätigkeiten, wie Installationen, Reparaturen und Wartungen, ausführen. Für all diese Aufgaben und Themenfelder Serviceanleitungen und technische Dokumentation zu erstellen, erfordert geschulte Mitarbeiter und eine Menge Zeit. Servicemitarbeiter haben trotz der Bereitstellung solcher Handbücher Schwierigkeiten ihre Aufgaben fehlerfrei durchzuführen. Bis alle Tätigkeiten fehlerfrei beherrscht werden, bedarf es einer jahrelangen Ausbildungszeit der Techniker.

Mit unserer Applikation stellen wir Serviceumfänge in ein ganz neues Licht. Wir unterstützen nicht nur bei Themen wie Remote Service und Montageanleitungen, sondern ermöglichen Service-Technikern Änderungen an den Anleitungen direkt in der Anwendung durchzuführen oder Optimierungsvorschläge zu implementieren. Somit lässt sich eine praxisnahe Wissensdatenbank des Unternehmens aufbauen und kontinuierlich erweitern.

Viele Unternehmen sind noch recht zurückhaltend, wenn es um die Digitalisierung im Allgemeinen und „Augmented Reality“-Anwendungen im Speziellen geht. Woran liegt das eurer Meinung nach und wie wollt ihr das ändern?

Die Unsicherheit in Bezug auf diese Technologien ist uns natürlich bekannt. Viele Kunden schrecken zu Beginn zurück, aber im weiteren Gesprächsverlauf wird schnell klar, dass dies meist an negativen Erfahrungen liegt. Viele Unternehmen möchten gerne den Schritt in Richtung der Digitalisierung bestreiten, haben jedoch oft kaum einen Anwendungsfall. AR und VR wird häufig als Spielerei abgetan, jedoch nur, weil viele Wettbewerber auf dem Markt keine skalierbaren Geschäftsmodelle anbieten.

So kommen die Unternehmen mit Augmented Reality in Berührung, für mehr als eine nette Messeanwendung reicht dies allerdings nicht aus. Und genau das möchten wir ändern. Wir stellen unseren Kunden eine Industrieanwendung mit Integration in die Geschäftsprozesse zur Verfügung, die auch ordentlich was zu bieten hat. Beispielsweise können getätigte Konfigurationen aus der App direkt in ein CRM-System überführt werden, um so direkt mit der Angebotserstellung fortzufahren. 

Wie ist die Resonanz aus der Wirtschaft auf eure Produktlösungen?

Die Rückmeldungen unserer Kunden sind bisher durchweg positiv. Faszination und Begeisterung dürfen wir deutlich zu spüren bekommen, denn die Produkte wecken große Neugier. Das Schöne ist, dass wir unsere Produkte immer direkt zeigen können, denn wir haben sie ja auf dem Tablet mit dabei. So können wir die Kunden immer direkt mit auf unserer Reise nehmen und müssen nicht nur in einer trockenen PowerPoint-Präsentation die Inhalte abklappern. Ebenso geben unsere Kunden zum Besten, dass sie von unserer Rundumlösung begeistert sind. Vor allem die, die sich bereits mit AR/VR auseinandergesetzt haben und möglicherweise schon das ein oder andere Proof of Concept erarbeitet haben. Dass sie am Ende mit unseren Produkten eigenständig arbeiten können überzeugt – und wir freuen uns, noch viele weitere künftige Kunden zu begeistern.

TruPhysics AR Sales und Service

Euer Unternehmensporträt endet mit „Zusammen für eine bessere Welt“. Welche Bedeutung hat die Kollaboration von unterschiedlichen Akteuren schon heute für Unternehmen? Wird sich der Trend zur Zusammenarbeit in den nächsten Jahren noch verstärken?

Für Start-ups sind Kollaborationen jeglicher Art eines der wichtigsten Elemente. Vor allem TruPhysics erwirbt durch Zusammenarbeiten ganz neue Dimensionen, durch welche wir kontinuierlich innovative Weiterentwicklungen erzeugen. Durch individuelle Kundenanforderungen reift unsere Anwendung immer weiter aus, so werden anfängliche Dienstleistungsumfänge im Standard der Anwendung abgebildet und langfristig Bausteine für eine skalierbare Implementierung entwickelt. Aber nicht nur unser Produkt selbst entwickelt sich durch Kollaborationen täglich weiter. Auch im Bereich der Forschung und Entwicklung durften wir in verschiedenen Kooperationen Inhalte gemeinsam entwickeln und implementieren.

Hier ist vor allem die Verknüpfung des Wissens und der Technologien eines etablierten Unternehmens gemeinsam mit einem ganz neuen Weitblick durch die innovativen Ansätze eines Start-ups eine große Besonderheit. Die verfügbare Infrastruktur stellt für ein junges Unternehmen einen sehr großen Mehrwert dar. Meiner Meinung nach sind die Kooperationen erst am Anfang und werden sich in den kommenden Jahren weiterentwickeln und verstärken. 

Wie steht ihr zum Standort Baden-Württemberg?

Baden-Württemberg, insbesondere Stuttgart, ist durchweg klasse. Auf der einen Seite steht hier natürlich das bereits bestehende heimatsverbundene Gefühl, auf der anderen Seite ist Baden-Württemberg aber natürlich ein idealer Standort, um bei vielen Industrieunternehmen, also unseren Kunden, schon direkt vor der Haustüre zu stehen. Stuttgart, mit unserem Sitz direkt am Flughafen, ist ein optimales Drehkreuz. So können wir nicht nur schnell bei Kunden vor Ort sein, sondern werden auch oftmals von Kunden besucht. 

Sucht ihr aktuell Verstärkung, wenn ja, in welchen Bereichen?

Verstärkung suchen wir natürlich immer, daher freuen wir uns auf jeden Bewerbungseingang und prüfen, ob wir aktuell Bedarfe und Kapazitäten haben. Auf unserer Website stehen auch immer offene Praktikumsstellen zur Verfügung.

Was ist das größte Problem, das Ihr in den nächsten 12 Monaten lösen müsst?

Aktuell ist die Marktdurchdringung für uns ein sehr großes Thema. Wir möchten unsere Produkte gezielt auf dem Markt platzieren und suchen daher Partner, wie auch strategische Investoren. 

Steckbrief

Name: TruPhysics GmbH

Geschäftsfeld: Software, Robotik

Standort: Stuttgart, Baden-Württemberg

Mitarbeiter: 12

Gründer: Albert Groz, Bernd Eckstein und Björn Schenke

Funding-Status: Bootstrapping (keine Investoren)