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Um das Thema Digitalisierung kommen Unternehmen heute nicht mehr herum. Damit das Projekt „Digitale Transformation“ gelingt, müssen sich einerseits Prozesse und Strukturen anpassen bzw. modernisieren, aber auch die Softwareentwicklung muss sich verändern, um die dringend nötige Flexibilität zu erreichen.

Der Weg hin zum digitalen Unternehmen bedeutet auch, dass es nicht mehr ausreicht, lediglich den Daten- und Informationsfluss innerhalb von einzelnen Fachabteilungen sicher zu stellen. Im Gegenteil: Vorhandene Daten müssen für eine erfolgreiche Digitalisierung möglichst übergreifend, einheitlich und in Echtzeit zur Verfügung stehen. Nimmt man den Gedanken der „API Economy“ (engl. application programming interface), so sind es genau diese Schnittstellen, die eine Automatisierung von Prozessen ermöglicht und damit maßgeblich über den künftigen Erfolg von Unternehmen entscheiden.

Digitale Unternehmen setzen sich auf dem Markt durch

Durch die Digitalisierung, können Prozesse schneller, präziser und ohne Pausen laufen. Das bringt Unternehmen enorme Wettbewerbsvorteile. Sie produzieren kostengünstiger und bringen Produkte schneller auf den Markt. „Ein digitales Unternehmen wird sich besser gegen den Wettbewerb durchsetzen, wenn Prozesse besser automatisiert ablaufen. Denn dann kann wertvolle Kapazität in die Entwicklung von Innovationen fließen.

Bisher haben digitale Prozesse für Unternehmen nicht nur Vorteile gebracht. Sie waren oft wenig flexibel, wenn sich z.B. Änderungen ergeben haben. Dabei spielen neben Faktoren wie langen Releasezyklen oder der mangelnden Skalierung vor allem komplexe Abhängigkeiten zwischen den IT-Systemen eine entscheidende Rolle.

Schnittstellen sorgen für Skalierbarkeit und Echtzeitfähigkeit

Eine zentrale Baustelle auf dem Weg zum digitalen Unternehmen ist das Thema Programmierschnittstellen, die sogenannten API. Moderne Software Systeme werden von Anfang an mit diesen API ausgestattet und ermöglichen damit eine einfache Vernetzung mit anderen Systemen. Für eine Automatisierung der Kommunikation zwischen Systemen ist diese Vernetzung unumgänglich.

Um zu verstehen, wie Systeme früher miteinander kommuniziert haben lohnt sich ein Blick in die Welt, die heute in vielen Unternehmen noch vorherrscht. Viele Systemlandschaften zeichnen sich durch isolierte Datenquellsysteme, zahlreiche Punkt-zu-Punkt-Verbindungen sowie undurchsichtige Datenströme aus. Änderungen an der bestehenden Infrastruktur führen in diesem Falle zu hohen Anpassungs- und Abstimmungsaufwänden und neue Datenlieferanten lassen sich nur schwer integrieren. Zudem erfolgt der Daten- und Informationsaustausch über lange Kommunikationswege und das Risiko für redundante oder gar widersprüchliche Daten steigt. Das erschwert die reibungslose Kommunikation von Systemen und den wertvollen Erkenntnisgewinn durch die Daten. Zusätzlich bremsen solche Fragestellungen die sinnvolle Weiterentwicklung stark ein oder bringt sie komplett zum Erliegen.

Der Einsatz von API bringt hier wesentliche Vorteile mit sich: Wenn ein System via API an ein anderes System angebunden werden kann, entfällt die sonst übliche Dauer für Schnittstellenvereinbarungen im besten Falle komplett oder kann zumindest deutlich reduziert werden. Zudem kann bei der operativen Nutzung von Schnittstellen über synchrone API Aufrufe in Echtzeit auf Daten zugegriffen werden. Es gibt keine Zeitverzögerung mehr.

Grafik von dezentraler Informationsverteilung durch API Technologien
Quellsysteme und Verbraucher sind oft unübersichtlich miteinander vernetzt. APIs schaffen hier Übersicht und Struktur. (Bild: doubleSlash)

API in der Praxis: Die richtigen Schnittstellen sorgen für frühzeitigen Erkenntnisgewinn

Was bedeutet das jetzt aber in der Praxis? Ein gutes Beispiel ist die aktuelle Herausforderung, der die Bundesregierung aktuell gegenübersteht. Nach diversen Terror-Anschlägen herrscht in Europa derzeit eine verschärfte Sicherheitslage. Zahlreiche Hinweise und andere ermittlungsrelevante Informationen werden von verschiedensten Instanzen identifiziert, entgegengenommen und verarbeitet. International gesehen sind sämtliche Sicherheitsbehörden der Europäischen Staaten involviert. Der europaweite Daten- und Informationsaustausch zur frühzeitigen Erkenntnisgewinnung und zur Abwehr des internationalen Terrorismus ist für alle Beteiligten essentiell.

Eine „flächendeckend effektiv funktionierende“, gemeinsame Datendrehscheibe für den erforderlichen Informationsaustausch steht nach aktueller Berichterstattung bislang allerdings nicht zur Verfügung. Die effiziente Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden ist unter diesen Umständen nicht gegeben. Die Risiken, die dadurch entstehen sind enorm. Bundesinnenminister de Maizière will deshalb „ran an die Datentöpfe“ und eine Verbindung zwischen heute „getrennten Datentöpfen im Visum-Bereich, im Schengener Bereich und im klassischen Sicherheits- und Fahndungsbereich“ schaffen. So soll die übergreifende Verfügbarkeit von sicherheitsrelevanten Daten für alle involvierten europäischen Behörden sichergestellt werden.

Das Internet bietet bereits die Infrastruktur dafür, dass Daten übergreifend zur Verfügung gestellt werden können. Datenbanken gibt es auch schon zu genüge. Es fehlt also nur noch an den Schnittstellen. In diesem Fall müsste diese so designt sein, dass sie in Echtzeit Daten liefert – und das zuverlässig bei einer hohen Anzahl an Anfragen.

Dieses aktuelle Beispiel zeigt, wie essentiell standardisierte Schnittstellen für Unternehmen, aber auch öffentliche Institutionen sind. Sie sind der maßgebliche Treiber in Sachen Echtzeitfähigkeit. Die Tendenz geht sogar dahin, dass digitale Prozesse immer intelligenter werden, sodass früher oder später möglich ist, Entscheidungen vollautomatisiert durchzuführen. Der Echtzeithandel an den Börsen ist dafür nur ein Vorbote.

Für Unternehmen, die sich mit dem Thema Digitalisierung beschäftigen, ergeben sich daraus vor allem neue Erkenntnisse im Hinblick auf den Einsatz von Softwarelösungen. Sie sollten sicherstellen, dass im Vorfeld relevante Fragen zu den Prozessen, die automatisiert werden sollen, gestellt wurden und alle Stakeholder mit im Boot sind. Es empfiehlt sich, sich auf neue Methoden, wie Cloud Computing, agile Softwareentwicklung oder Continuous Integration einzulassen – jedoch immer in dem Maß, in dem es die Unternehmensausrichtung- und Ziele fordern. Auch bestehende Systeme können im Zuge der Digitalisierung abgelöst werden. Ob das möglich und sinnvoll ist, lässt sich am besten mit einer Analyse der bestehenden Prozesse, Applikationen und Schnittstellen herausfinden