Wachstumsschmerzen sind Herausforderungen und Schwierigkeiten, die Unternehmen während Phasen schnellen Wachstums erleben. Diese Phasen können durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, beispielsweise eine steigende Nachfrage nach Produkten oder Dienstleistungen – wie zu Zeiten der Covid-Krise, hohe Nachfrage nach innovativen Technologien, Expansion in neue Märkte oder Fusionen und Übernahmen. Wachstum ist zwar ein Zeichen für den Erfolg eines Unternehmens, bringt jedoch auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich, die, wenn sie nicht effektiv bewältigt werden, den langfristigen Erfolg gefährden können. Dieser Artikel beleuchtet die typischen Wachstumsschmerzen in Unternehmen und gibt Empfehlungen, wie sie vermieden oder gemindert werden können.
Von Karin Bacher
Was sind typische Wachstumsschmerzen?
-
- Kapazitätsengpässe
Während der Wachstumsphase können Unternehmen feststellen, dass ihre bestehenden Kapazitäten – sei es in Bezug auf Produktionsmittel, Lagerflächen oder Personal – nicht ausreichen, um die erhöhte Nachfrage zu bewältigen. Dies kann zu Lieferverzögerungen, Qualitätsproblemen und letztlich zu Kundenzufriedenheitseinbußen führen. Insbesondere der Fachkräftemangel (quantitativ, aber auch qualitativ) in IT-Unternehmen gefährdet den Erfolg. Unzufriedene Kund:innen wandern ab.
- Organisatorische Komplexität
Mit zunehmendem Wachstum wird die Unternehmensstruktur komplexer. Neue Abteilungen entstehen, Hierarchien werden erweitert, und die Kommunikationswege verlängern oder komplizieren sich. Dies kann zu ineffizienten Prozessen, Entscheidungsverzögerungen und mangelnder Agilität führen. Einstmals agile IT-Unternehmen scheitern plötzlich und verlieren ihre Attraktivität sowohl als Arbeitgeber als auch als Dienstleister.
- Finanzielle Herausforderungen
Schnelles Wachstum erfordert häufig erhebliche finanzielle Investitionen. Ob für die Anschaffung neuer Maschinen, die Einstellung zusätzlicher Mitarbeitender oder die Erschließung neuer Märkte – das Wachstum muss finanziert werden. Dies kann zu Liquiditätsengpässen oder einer übermäßigen Verschuldung führen.
- Kultur- und Wertewandel
Mit dem Wachstum eines Unternehmens verändert sich oft auch die Unternehmenskultur. Neue Mitarbeitende bringen andere Arbeitsweisen und Werte mit, was zu Konflikten mit bestehenden Personen führen kann. Die ursprüngliche Unternehmenskultur kann verwässert oder verloren gehen. Insbesondere, wenn die Mitarbeitenden kritisch dem Wachstum gegenüberstehen und lieber in gewohnten Strukturen bleiben würden.
- Kundenbeziehungen
Eine rasche Expansion kann die Fähigkeit eines Unternehmens beeinträchtigen, bestehende Kundenbeziehungen zu pflegen. Die Konzentration auf Neukundengewinnung kann dazu führen, dass treue Bestandskunden vernachlässigt werden, was letztlich zu Enttäuschungen und damit zu einem Verlust an Loyalität und Umsatz führen kann.
Diese Strategien zur Vermeidung von Wachstumsschmerzen helfen!
- Die Strategie oder: vorausschauende Planung
„Eine umfassende Wachstumsstrategie ist unerlässlich“ darauf besteht die Beraterin Karin Bacher und rät: „Unternehmen sollen ihre Kapazitäten regelmäßig überprüfen und vorausschauend planen, um Engpässe zu vermeiden. Szenarioanalysen wie sie im Krisenmanagement eingesetzt werden und flexible Pläne helfen, auf unerwartete Herausforderungen schnell zu reagieren“.
Dazu gehört:
- Skalierbare Prozesse entwickeln und implementieren, die mitwachsen.
- Planung: Detaillierter Wachstumsplan, der sowohl kurz- als auch langfristige Ziele umfasst und regelmäßig überprüft wird.
- Personalmanagement
Schulung und Entwicklung: Ein Invest in kontinuierliche Schulung und Entwicklung der Mitarbeitenden, um sie auf Herausforderungen vorzubereiten, zahlt sich aus. Dazu gehören Softskills, wie z. B. Flexibilität und Change-Management gerade bei Führungspersonen, genauso wie Know-how rund um Digitalisierung und KI.
Begleitet von einer professionellen Talentakquise, am besten verbunden mit einer starken Arbeitgebermarke. Dabei gilt: gute Mitarbeitende zu halten und neue gut ins Unternehmen einzubinden.
- Finanzielle Gesundheit
Kapitalmanagement: Sicherstellen, dass ausreichend Kapital vorhanden ist, um Wachstum zu finanzieren, ohne die Liquidität zu gefährden. Hier kann ein Business-Plan helfen.
Sowie die konsequente Kostenkontrolle – übermäßige Ausgaben, die das Wachstum gefährden könnten, sind unangebracht.
- Technologische Infrastruktur
„Bei einigen IT-Unternehmen bin ich wirklich überrascht, wie wenig sie sich um ihre eigene IT-Skalierbarkeit und Automatisierung kümmern. Dies ist für ein Wachstum aber unerlässlich“, wundert sich Karin Bacher, die als Aufsichtsrätin eines IT-Unternehmens den Praxisbezug im Positiven hat. „Bei einigen wird über ein neues CRM bereits seit zwei Jahren diskutiert und die Digitalisierung der Buchhaltung stockt ebenfalls“.
- Kulturelle Anpassung
Eine Unternehmenskultur, die Veränderungen und Wachstum unterstützt, etabliert sich nicht über Nacht. Hier ist es ratsam, früh Mitarbeitende und Führungspersonen mitzunehmen und sich ggfs. von Extern Unterstützung holen.
Dazu gehört, dass sich eine offene und regelmäßige Kommunikation innerhalb des Unternehmens etabliert hat, um Missverständnisse und Konflikte zu minimieren.
Genauso wichtig ist es, Führungskompetenzen auszubauen. Also starke Führungspersonen zuzulassen, die in der Lage sind, das Unternehmen durch Wachstumsphasen zu navigieren. Dazu gehört beispielsweise eine dezentralisierte Entscheidungsfindung, um Flexibilität und Reaktionsfähigkeit zu erhöhen.
- Kundenzentrierung
Kundenzufriedenheit, es ist entscheidend, dass die Qualität und Zufriedenheit der Kund:innen nicht unter dem Wachstum leiden. Dazu gehört, die Prozesse kritisch zu hinterfragen und zu optimieren. Auch regelmäßige Feedback-Schleifen mit den Kund:innen sind immens wichtig, um rechtzeitig reagieren zu können
- Risikomanagement
Risikobewertung bedeutet, potenzielle Risiken, die mit dem Wachstum verbunden sind, zu identifizieren und zu bewerten, um daraus Strategien zu deren Minderung zu entwickeln. Wichtig: flexibel und anpassungsfähig bleiben, um auf unerwartete Herausforderungen reagieren zu können.
- Externe Partnerschaften
Ein starkes Netzwerk von Partner:innen, Lieferant:innen und Berater:innen können das Unternehmen unterstützen, den Herausforderungen im Wachstum gerecht zu werden.
Durch Outsourcing von Aufgaben, die sinnvoll ausgelagert werden können, werden interne Ressourcen entlastet.
Karin Bacher ist sich sicher: „Durch die Kombination dieser Strategien können Unternehmen typische Wachstumsschmerzen minimieren und einen reibungsloseren Übergang zu größeren und erfolgreicheren Operationen gewährleisten“.