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Tragbar, vielseitig, und mit langer Akkulaufzeit ausgestattet waren Tablets – allen voran das iPad – vor wenigen Jahren angetreten, Laptops auf der einen Seite und Stift und Papier auf der anderen zu verdrängen. Doch statt der Revolution fand nur der Einzug eines weiteren Accessoires in unseren Taschen statt, weil die Geräte dann doch keine herkömmliche Tastatur ersetzen konnten. Mehr Komfort bei der Eingabe von Texten und Skizzen versprechen spezielle Stifte, die das Display behandeln als wäre es Papier. Ein Überblick …

Das Grundprinzip ist bei allen Stylus-Modellen gleich: Moderne, sogenannte kapazitive Touchscreens reagieren nicht auf Druck sondern auf winzige elektronische Stromflüsse.  Möchte man also statt des Fingers einen Stift verwenden, muss dieser wie auch unsere Haut leitfähig sein.

Klein und günstig: Stifte mit Gummispitze

Die erste Generation der Tablet-kompatiblen Stifte mit Gummispitze kam bereits kurz nach dem Marktstart des ersten iPads in den Handel. Zwar erleichtern sie das Schreiben von Notizen mit Apps wie Penultimate oder Paper nur geringfügig, Zeichnungen gelingen aber besser als mit dem Finger. Ein weiterer Vorteil der passiven Tablet-Stifte: Aufgrund ihrer einfachen Technik sind sie mit Preisen bis zu 30 Euro besonders günstig. Just Mobile etwa verlangt für seinen mit mehreren Design-Preisen ausgezeichneten AluPen circa 25 Euro. Mit rund 10 Euro deutlich günstiger ist der Bamboo Stylus Mini des Grafikspezialisten Wacom.

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Bild: Just Mobile
Bild: Just Mobile

Druckempfindlich und mit Bluetooth

Kapazitive Displays haben zwar den Vorteil besonders berührungsempfindlich zu sein, doch den Unterschied zwischen einem sanften Tippen oder einem kraftvollen Wisch kann das Tablet nicht wahrnehmen. Abhilfe schafft die zweite Stift-Generation, deren Modelle den Druck des Anwenders stellvertretend für das Tablet registrieren und die Information per Bluetooth 4.0 an die jeweilige App weiterleiten.

Wacom war einer der ersten Hersteller, der so einen Bluetooth-Stift in sein Angebot aufgenommen hat. Der Intuos Creative Stylus für circa 100 Euro kann über die etwas zu groß geratene und etwas zu weiche Spitze 2.048 Druckstufen erkennen und diese an die eigene Bamboo-App und Anwendungen wie Adobe Ideas, Autodesk SketchBook Pro, Artrage und Procreate übermitteln. Praktisch: Über die zwei integrierten Tasten können Sonderfunktionen, zum Beispiel Radiergummi oder Rückgängigmachen, programmiert werden. Sowohl der Funktionsumfang als auch die Handhabung machen den Creative Stylus vor allem aber zu einem Zeichen- und nur bedingt zu einem Notizstift.

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Die Notizfunktion beherrscht der für etwa 75 Euro erhältliche Adonit Jot Script dagegen umso besser. Dafür spricht schon beim ersten Auspacken die dünne Spitze, die deutlich mehr an einen herkömmlichen Kugelschreiber als an einen Radiergummi erinnert. Die sogenannte Pixelpoint-Technik hat Adonit durch eine Kombination aus Bluetooth und Beschleunigungssensor erreicht.  Der Jot Script entfaltet sein ganzes Potential in Apps wie Penultimate, GoodNotes und Noteshelf, also beim Schreiben. Wegen der fehlenden Druckempfindlichkeit ist der Stylus für Zeichnungen weniger geeignet.

Eine Kombination aus Notiz- und Zeichenstift ist der ebenfalls von Adonit entwickelte Jot Touch, der mit circa 90 Euro aber auch etwas teurer ist. Statt einer Kugelschreiberspitze oder einem dicken Gummi enthält dieser Stift eine kleine von einer durchsichtigen Scheibe umgebene Metallspitze, die beim Schreiben aber nicht stört. Zudem ist der Stylus druckempfindlich und meistert mühelos auch feine Linien in Zusammenarbeit mit Programmen wie Adobe Ideas, Procreate oder Sketchbook.

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Analog schreiben und digital bearbeiten

Mit den Bluetooth-fähigen Tablet-Stiften ist das Erstellen von Zeichnungen und Notizen zwar schon um einiges besser möglich als mit der ersten Generation der Tablet-Stifte, doch an das Detailreichtum, die Flexibilität und die Geschwindigkeit manueller Notizen mit Stift und Papier kommen auch die smarten Stifte erst langsam heran. Einen anderen Ansatz verfolgt der Smartpen-Pionier Livescribe.

Wie auch die Vorgängermodelle lässt sich der Livescribe 3 Smartpen wie ein gewöhnlicher Stift benutzen. Notizen werden auf einem speziell gepunkteten Papier geschrieben und im Anschluss per Bluetooth an die Tablet-App übertragen. Diese wandelt die mit der Hand geschriebenen Wörter in digitalen Text um. Zusätzlich zu den Notizen kann der Smartpen wie ein Diktiergerät auch Audioaufnahmen erstellen.

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Bild: Livescribe
Bild: Livescribe

Digital schreiben, aber ohne App

Just Mobile hat mit dem AluPen Digital einen batteriebetriebenen, touchsensitiven Stylus mit einer kugelschreiberdünnen Spitze angekündigt. Ganz ohne Bluetooth-Verbindung oder App soll der Pen eine unglaublich präzise Steuerung des Tablets oder Smartphones erreichen. Hier ein Interview mit Howard Cheng von Just Mobile im Rahmen der Consumer Electronics Show zu Jahresbeginn in Las Vegas: