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Das vergangene Jahr hat nicht nur jede Menge neue Dienste und Gadgets gebracht, sondern auch einige Änderungen im Management. Neben vorhersehbaren Kooperation gab es auch Überraschungen. Das waren die wichtigsten Übernahmen und Trennungen 2014 im Rückblick.

Was Google tut

„Wenn dein Haus abbrennt, bekommst du ab sofort Google-Anzeigen für Feuerlöscher“, so ein nicht ganz ernst zu nehmender Kommentar zu Googles Übernahme des Thermostat-Herstellers Nest Anfang des Jahres. Ganze 3,2 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 2,6 Milliarden Euro, zahlte Google für das Unternehmen des „iPod-Vaters“ Tony Fadell. Für Google bedeutet der Zukauf nicht nur spannende Hardware, sondern auch der Gewinn einer Persönlichkeit, die in Sachen Kreativität, Technologiekenntnis und Präsentationskunst für Google im Hardware-Bereich eine wichtige Rolle spielen kann. Was sich hinter den Kulissen tut, ist Spekulationssache. Offensichtlich ist hingegen Nests Expansionskurs, der mit dem Verkaufsstart in Frankreich, Irland, Belgien und den Niederlanden seit der Internationalen Funkaustellung im September ein neues Level erreichte. Wann Nest nach Deutschland kommt, ist bisher noch nicht bekannt.

Bild: Nest
Bild: Nest

Googles anderes Hardware-Geschäft mit dem erst Mitte 2011 übernommenen Smartphone-Herstellers Motorola Mobility gab der Suchmaschinengigant bereits zweieinhalb Jahre später auf. Ende Januar verscherbelte Google Motorolas Mobilfunksparte für umgerechnet 2,36 Milliarden Euro an den chinesischen Computer-Hersteller Lenovo. Obwohl Google dauerhaft von einigen Motorola-Patenten profitieren dürfte, hat das Experiment das Unternehmen schlappe 7,74 Milliarden Euro gekostet.

Nokia vor dem Neuanfang

Mit Nokias Mobilfunksparte wechselte ein weiterer ehemals großer Handy-Hersteller im April den Eigentümer. Die Übername durch Microsoft für 7,2 Milliarden US-Dollar (5,84 Milliarden Euro) war aufgrund von Nokias schwächelndem Absatz jedoch abzusehen. Statt zweigleisig zu fahren und neben Windows-Phone-basierten Smartphones auch Android-Geräte anzubieten, hatte sich Nokia bereits frühzeitig Microsofts mobilem Betriebssystem verpflichtet. Die Präsentation des Android-basierten Nokia X Anfang des Jahres kam für die Finnen mehrere Jahre zu spät. Microsoft erhält hingegen auf einen Schlag das gesammelte Mobilfunk-Know-how des traditionsreichen Unternehmens und kann mit der Strategie, Hard- und Software aus einer Hand zu bieten, im kommenden Jahr Marktanteile wettmachen. Für Nokia bedeutete der Verkauf den vorläufigen Ausstieg aus dem Handy-Geschäft: Telefone darf Nokia auf absehbare Zeit nicht mehr produzieren, lediglich Netzwerkausrüstung, der HERE-Kartendienst sowie seit kurzem ein Android-Tablet halten das finnische Unternehmen weiterhin am Leben.

Bild: Microsoft Lumia 535
Bild: Microsoft Lumia 535

Microsoft rüstet sich für die Zukunft

Microsoft war 2014 gleich für mehrere Überraschungen gut: Im September verleibte sich der Software-Konzern aus Redmond den Spielehit Minecraft für umgerechnet gut zwei Milliarden Euro ein. Das Blöckchen-Bau-Spiel wurde seit seinem Start vor gut vier Jahren mehr als 100 Millionen mal heruntergeladen. Da Microsoft angekündigt hat das Spiel auch weiterhin für verschiedene Spielekonsolen, Smartphone- und Desktop-Betriebssysteme anzubieten, muss man davon ausgehen, dass die Redmonder vor allem vom Know-how der Entwickler sowie der Beliebtheit des Spiels profitieren wollen.

Ob Microsofts bisheriger CEO Steve Ballmer sich einer solchen Spielerei hingegeben hätte, ist fraglich. Mit dem neuen Microsoft-Obersten Satya Nadella scheint in Redmond auf jeden Fall ein neuer Wind zu wehen. Was der Wechsel an der Spitze konkret bedeutet, wird aber erst im kommenden Jahr deutlich, wenn Microsoft sein Zugpferd Windows in einer neuen einheitlichen Version für Desktops, Laptops, Tablets, Smartphones und die Xbox One präsentiert. Einen ersten Eindruck gab der neue Microsoft-Chef in einem ersten internen Interview.

Facebook setzt Eckpfeiler

Ein anderer Konzern im Kaufrausch ist Facebook. Aufsehenerrendestes Investment: Der Kauf des beliebten Smartphone-Messenger WhatsApp im Februar für 16 Milliarden US-Dollar, umgerechnet knapp 12 Milliarden Euro. Gezahlt wurden aber nur vier Milliarden, den Rest tilgte das soziale Netzwerk in Aktien. Für Facebook ist der Schritt nachvollziehbar: Die Kombination aus Facebook Messenger und WhatsApp hat Facebook zum unangefochtenen Instant-Messaging-Anbieter gemacht, zumindest in Europa und den USA.

Bild: banarfilardhi/iStock Editorial
Bild: banarfilardhi/iStock Editorial

Nur einen Monat später folgte die Einverleibung der Virtual-Reality-Brille Oculus Rift, für den Zuckerberg 400 Millionen US-Dollar in bar und weitere 1,6 Milliarden US-Dollar in Facebook-Aktien zahlte. Laut Zuckerberg will Facebook mit der Videobrille, die unabhängig von Facebook weiterentwickelt werden soll, eine „Plattform für Erlebnisse […] wie einen Premium-Platz im Stadion“ oder ein „Vier-Augen-Gespräch mit einem Doktor“ ermöglichen. Im Endeffekt würde eine solche Brille vermutlich für mehr Aufenthalt auf Facebook sorgen und somit mehr Werbeeinnahmen bedeuten. Eine Veröffentlichung für den Massenmarkt steht vermutlich 2015 bevor.

Apples teuerster Einkauf

Auch Apple war umtriebig. 2013 übernahm der Konzern 13 Unternehmen, 2014 waren es mindestens acht. Die teuerste Übernahme, nicht nur im zurückliegenden Jahr sondern in Apples kompletter Unternehmensgeschichte, war der Kauf des Kopfhörerherstellers Beats für drei Milliarden US-Dollar. Mit dem Unternehmen erhält Apple nicht nur dringend benötigte Unterstützung bei der Entwicklung von Hi-Fi-Kopfhörern, sondern auch Musikstreaming-Know-how. Apples eigener Spotify-Konkurrent iTunes Radio ist nach wie vor nur in den USA und Australien verfügbar, und das mit mangelndem Erfolg. Die gute Vernetzung in der Musikbranche der Beats-Mitbegründer Jimmy Iovine und André Romell Young, alias Dr. Dre, sind für Apple ein zusätzlicher Bonus.