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Keine Frage, Forschung ist teuer. Mittelständische Unternehmen sind daher auf staatliche Fördermittel angewiesen. Doch laut einer aktuellen Studie dauert die Bewilligung der Gelder oft zu lange. Deutsche Unternehmen fordern daher schnellere Wege zu Fördermitteln für Forschung und Entwicklung; zumal sich in den meisten Fällen der hohe Aufwand für den Bewerbungsprozess für das Unternehmen und dann auch nachhaltig für Staat und Wirtschaft auszahlt.

Glaubt man der Studie der Beratungsgesellschaft PwC, die knapp 700 deutsche Mittelständler befragt hat, kritisieren 74 Prozent der Unternehmen, dass der Zeitraum zwischen Antragstellung und Bewilligung der Forschungsprojekte beziehungsweise Vorhaben zu lang ist. Dass der Mittelstand auf Fördergelder angewiesen ist, zeigt deren Notwendigkeit, die meist komplex gestalteten Anträge auszufüllen. Denn mit 92 Prozent haben nahezu alle befragten Unternehmen in den vergangenen drei Jahren Fördermittel für ihre Forschung und Entwicklung – kurz F&E – beantragt; knapp 73 Prozent der Firmen stellten sogar fünf oder mehr Anträge. „Viele deutsche Mittelständler sind Weltmarktführer in ihren Nischen. Um diese Position zu verteidigen und ihren wirtschaftlichen Erfolg auch in Zukunft zu sichern, müssen sie innovativ sein“, weiß Dr. Peter Bartels, Vorstand und Leiter des Bereichs Familienunternehmen und Mittelstand bei PwC. „Dafür sind sie bereit, kräftig in Forschung und Entwicklung zu investieren. Unsere Umfrage belegt, dass deutsche Mittelständler im Schnitt deutlich über zehn Prozent ihres Gesamtumsatzes in Forschung und Entwicklung stecken. Ein enorm hoher Wert.“

Industrie- und Handelskammern sowie externe Berater helfen beim Ausfüllen

Was dabei überrascht: Kaum ein Antrag wurde ohne externe Unterstützung ausgefüllt. Wir sprechen von satten 94 Prozent, die sich mehrheitlich an die Industrie- und Handelskammern wenden, 46 Prozent sogar den Gang zum kostspieligen Unternehmensberater in Kauf nehmen. Warum? Die befragten Unternehmen empfinden laut PwC die externe Beratung als notwendig, um sich zum einen einen besseren Überblick über die Fördermöglichkeiten zu verschaffen; inklusive dem Durchblick der hohen Komplexität der jeweiligen Fördermöglichkeit. Zum anderen dienen die Berater gleichzeitig als Entscheidungshilfe – sozusagen für das gute Gefühl. Dauert die Antragsstellung zu lange, muss ein kleines mittelständisches Unternehmen bereits zu Beginn umplanen. „Denn die daraus resultierende fehlende Planungssicherheit ist nach wie vor ein großes Innovationshemmnis für viele Unternehmen, die solche Vorhaben teuer vorfinanzieren müssen – für einige sogar ein Ding der Unmöglichkeit“, so Berger weiter.

Die befragten 700 Unternehmen wünschen sich daher eine zentrale Fördermittelstelle, die für alle Fördermittel von Bund, Ländern und EU zuständig ist. 24 Prozent fordern zudem eine bessere Übersicht über die Fördermöglichkeiten und 21 Prozent wünschen sich eine einfachere Antragsstellung. Gegen eine Zentralisierung ist dagegen Dr. Ralf Trunko, von der CyberForum Service GmbH: „Eine deutschlandweit zentrale Anlaufstelle für Fördermittelberatung halte ich nicht für sinnvoll, da das in der Folge ein riesiger Apparat wäre, der mit Anfragen überrannt werden würde.“ Trunko hält eine verteilte Beratung vor Ort über die IHK oder ähnliche Instutitionen sinnvoller. Auch weil dort die jeweils relevanten Experten mit thematischem Fokus befragt werden können.

Darüber hinaus schlägt er vor, sich an den jeweiligen Projektträger zu wenden, beispielsweise den VDI oder das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt, kurz DLR. Zudem hat die EU in jedem Land sogenannte Nationale Kontaktstellen, speziell für den Mittelstand zum Beispiel die NKS-KMU. Einen weiteren Überblick über Fördermöglichkeiten bietet auch die Förderdatenbank des Bundes. Dort kann man nach offenen Förderprogrammen in unterschiedlichen Gebieten (IKT, Energie, Umwelt, Produktion, …) und auf unterschiedlichen Ebenen (Land, Bund, EU) recherchieren.

Auf den Punkt gebracht: So schlecht geht es dem deutschen Mittelstand nicht; besonders die Produktion steht gut da. Auch die Förderung „Mittelstand digital“ zeigt, dass wir auf einem guten Weg sind.

Zusammengefasst geht es der deutschen Wirtschaft natürlich noch hervorragend, die deutsche Wirtschaft boomt. Doch fragt man sich, warum solche Studien überhaupt erst so „negativ“ ausfallen. So hat das Bundeswirtschaftsministerium erst 2014 den Weg für Fördergelder freigemacht. Nach eigener Aussage soll die Wirtschaftspolitik das in Deutschland bestehende Wachstumspotenzial langfristig stärken und so zum Wohlstand für alle Bürger beitragen. Auf den Seiten des Bundeswirtschaftsministeriums klingt das noch vielversprechender: Dort wird besonders die technologische Förderung des innovativen Mittelstandes mit einem Gesamtvolumen von 764 Millionen Euro hervorgehoben. Die meisten Fördergelder wandern allerdings mit 1,4 Milliarden Euro in den Bereich Luft-und Raumfahrt.