Seit Apple und Microsoft ihre neuen Tablets, das iPad Air 2 und das Surface Pro 3, auf den Markt geworfen haben, sind Vergleiche der beiden Geräte fast schon an der Tagesordnung. Die Vergleiche hinken allerdings dann, wenn beide ins Business-Segment gedrängt werden: So verfolgt lediglich Microsoft eine Unternehmensstrategie.
Ich werde nicht versuchen, einen direkten Vergleich zu ziehen, ob das iPad Air 2 oder das Surface Pro 3 besser für Unternehmen geeignet ist; beziehungsweise welches allgemein besser ist. Vielleicht nur ein bisschen. Auch weil mein Kollege Strobel das bereits im Business-Check „iPad Air 2 vs. Surface Pro 3: Die neuen Tablets im Business-Check“ versucht hat und der Meinung ist, dass das Flaggschiff iPad Air 2 auf den Business-Sektor schielt. Dabei vergleicht er allerdings die Zielgruppen beider Tablets anhand der verbauten Hardware. Ich bin anderer Meinung. Einen guten Überblick, über die Vorzüge beider Tablets hat gizmag mit dem Artikel „iPad Air 2 vs. Microsoft Surface Pro 3“ veröffentlicht.
Ich sehe es ähnlich, wie die Kollegen von businessnewsdaily, die sich zwar auch auf die Hardware beider Tablets konzentrieren, doch zum Ende des Artikels wird klar, worauf es heutzutage im Business ankommt – und darauf zielt dieser Artikel: die Software. Seien wir doch mal ehrlich, die Hardware heutzutage ist im Premium-Segment, egal welcher Hersteller, ebenbürtig. Ob ich ein Nexus-Gerät von Google nutze, ein Surface von Microsoft oder ein iPad von Apple – alle Geräte haben genügend Power unter der Haube.
Administration: mehr Freiheit unter Windows 8.1
Es kommt auf die installierte Software sowie auf die professionell angedockte Cloud-Umgebung an. Und da hat Microsoft nicht nur mehr Erfahrung, sie verfügen auch über mehr Sicherheitsstandards für Business-Lösungen als andere Anbieter. Der neue Microsoft-Chef Satya Nadella gab dazu die Strategie „Cloud first, Mobile first“ aus. Und studiert man die aktuellsten Geschäftszahlen Microsofts, geht die Strategie wohl auf.
Speziell das auf dem Surface Pro 3 installierte Windows 8.1 Professionell ist nicht nur eine vollwertige Desktop-Version, über die alle gängigen Programme laufen; vielmehr sind speziell für Unternehmen die administrativen Möglichkeiten ein absolutes Muss für den Umgang mit sensiblen Betriebsdaten.
Cloud-Umgebung: Apple muss noch viel lernen
Schauen wir uns kurz die Cloud-Anbindungen beider Unternehmen an. Zuletzt bewies Apple mit seiner eigenen Cloud, wie es um die Sicherheit von externen Daten steht. Denn neben dem Leck in iCloud, über welches beispielsweise freizügige Bilder von Prominenten frei zugänglich waren, war erst kürzlich Gesprächsthema der gesamten Tech-Szene. Dass Apples iCloud E-Mails im Klartext verschickt und empfängt ist eine weitere Baustelle – die seit Anfang des Jahres bekannt ist. Apple reagierte aber erst im Sommer, will zumindest die Transitstrecke zwischen Provider verschlüsseln – andere Business-Dienste sind dahingehend schon wesentlich weiter. Und wer in diesem Segment vorne ist, kann auch die wirtschaftlichen Vorteile einer Cloud glaubhaft vermitteln.
Und bitte verstehen sie mich nicht falsch. Ich bin kein Apple-Hasser. Ich arbeite sogar fast nur mit Apple-Produkten. Lediglich das Smartphone und die externen Dienste sind aus Datenschutzgründen nicht von Apple. Warum? Das Unternehmen mit dem angefressenen Apfel speichert mittlerweile sogar private Daten, ohne den Nutzer darüber zu informieren. Deren Informationspolitik ist dazu miserabel. „Schweigen ist Gold“, so scheint die Devise. Und wenn was an die Öffentlichkeit tritt, sind die Nutzer selbst schuld. Dabei ist speziell die mobile Kommunikation der Unternehmen sehr sensibel.
Dank Snowden: Microsoft will die europäische Cloud
Alles Gründe, warum der Mittelstand der Cloud noch etwas skeptisch gegenübersteht. Natürlich hat auch Microsoft mit Lecks und Hackern zu kämpfen. Doch deren Informationspolitik ist meines Erachtens wesentlich zügiger, wenn es darum geht, an die Öffentlichkeit zu gehen. Zumal Microsoft sogar die Europäische Cloud forciert und seine Kunden damit in den Fokus rückt. Es zeigt auch, wie wichtig dem Unternehmen dieser Markt ist.
Und klar, was China kann, macht die USA schon längst. Dank Snowden sind wir über die Auskunftsfreudigkeit der US-Unternehmen, zu denen natürlich auch Microsoft gehört, bestens informiert. Doch Microsoft ist derzeit auch der einzige US-Cloud-Anbieter, der sich öffentlich weigert Daten von europäischen Kunden herauszugeben – zumindest ein Anfang.
Mein kurzes Fazit:
Das iPad Air 2 und das Surface Pro 3 sind nicht zu vergleichen. Zu unterschiedlich sind beide Nutzergruppen. Zu unterschiedlich die Betriebssysteme, die technischen Cloud-Umgebungen. Apple gehört ins Wohnzimmer, auf die Couch. E-Mails checken und beantworten, RSS-Feed lesen, Filme und Musik konsumieren, ein wenig im Internet surfen. Mehr macht auf dem Touch-Bildschirm keinen Spaß. Wohlgemerkt, von der Couch aus kann Apple auch keinen Datenschutz. Wichtig: Business-Apps sind auf Apples Tablet meist nie als vollwertige Desktop-Variante installiert – so auch das Office-Paket von Microsoft.
Microsofts Surface dagegen macht auf der Couch zwar keine schlechte Figur, doch speziell bei Office-Aufgaben und in professionellen Umgebungen spielt das Tablet seine Stärken aus. Auch weil ein Administrator das Tablet für den individuellen Einsatz modifizieren darf und weil es über eine integrierte Tastatur verfügt. Die Möglichkeiten bei der Software-Auswahl sind ein weiteres Argument, im Unternehmen auf Microsoft zu setzen. Zudem ist das Angebot von Microsoft nicht wie bei Apple noch zum Teil mit einem Beta-Status behaftet. Und das Online-Office-Paket 365 und der nicht limitierten Speicher gibt es bereits für wenig Geld, auch für nicht Business-Nutzer. Und mal ehrlich: Wen interessieren da noch marginal voneinander entfernte Hardware-Specs? Das Gesamtpaket muss stimmen. Und Windows 10 soll bereits in den Startlöchern stecken und wesentliche Verbesserungen für Unternehmen mit sich führen.