Lesedauer ca. 4 Minuten

Wolfgang Grenke gründete 1978 mit einem Startkapital von gerade einmal 1.800 DM sein erstes Unternehmen, das bis heute sehr erfolgreich ist. Im Laufe seiner Karriere gab es einige Hürden, die er zu bewältigen hatte. Aus diesem Grund hat er gemeinsam mit dem CyberForum e.V. das Scale-up Leadership Programm auf die Beine gestellt. Er möchte seine Erfahrungen an junge Unternehmer*innen weitergeben. In diesem Interview berichtet er von seinen Herausforderungen und fasst die aus seiner Sicht wichtigsten Faktoren für erfolgreiches Leadership zusammen.

Herr Grenke, Sie haben Ihr erstes Unternehmen vor 45 Jahren gegründet. Zuvor waren Sie Student und Taxifahrer und dann plötzlich CEO mit Führungsverantwortung. Haben Sie sich schnell in der neuen Rolle eingefunden oder gab es auch ein paar Stolpersteine? 

Ich denke, es gibt immer einige Stolpersteine in einer solchen Phase, da man ja noch keine Erfahrung hat und sich eigentlich nur auf sein Gefühl verlässt. Ab und zu gibt es dann eben auch Enttäuschungen. Sowohl hinsichtlich der Menschen, die man eingestellt hat, als auch hinsichtlich der eigenen Fähigkeiten. Gerade die eigenen Fähigkeiten stellen eine große Herausforderung dar. Man muss lernen, eine größere Distanz zu Problemfällen einzunehmen und die Situation von außen zu betrachten. Es ist wichtig, die Ruhe zu bewahren und nicht aus dem Affekt heraus zu handeln, weil man wütend und unbeherrscht ist.

Ist das der Grund, weshalb Sie das Leadership Programm ins Leben gerufen haben – um Ihre Erfahrungen zu teilen? 

Ja, genau. Ich weiß, dass auf Gründerinnen und Gründer in dieser Aufbau- und Wachstumsphase neue Herausforderungen zukommen. Ich habe selbst einige Fehler gemacht und möchte nun versuchen, andere davor zu bewahren, indem ich mein erworbenes Wissen weitergebe.

Dazu kommt auch, dass ich ein Franchise-System aufgebaut habe und dadurch schon mit vielen Gründerinnen und Gründern zusammengearbeitet habe. Trotz der vielen unterschiedlichen Charaktere gibt es aber immer eine Art roter Linie, die sich durch die aufkommenden Fragen zieht: Wie wirbt man am besten Menschen an? Nach welchem Prinzip soll man dabei vorgehen? Wie trainiert man die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter? Wie viele Freiheiten gibt man? Wie kontrolliert man die Ergebnisse? Das sind alles Themen, die eine große Rolle spielen und die mir gezeigt haben, dass man einiges falsch machen kann.

Was sind die typischen Herausforderungen von Gründerinnen und Gründern, deren Startup sich gerade in der Wachstumsphase befindet?

Es gibt ganz unterschiedliche Herausforderungen, da es ja auch ganz unterschiedliche Wachstumsarten gibt. Ein Unternehmen, das sein Geschäft jeden Monat verdoppelt, hat ganz andere Herausforderungen als eines, das im Jahr um 20-25 % wächst. Im Leadership Programm versuchen wir diese beiden Extremfälle und natürlich auch jeden Fall dazwischen zu meistern.

Ich denke, dass die größte Herausforderung in der Menschenführung liegt und in der Frage „Wie geht man mit Menschen um?“.  Unter Führen ist dabei nicht das klassische Führungsprinzip gemeint, es geht dabei viel mehr um Interaktion. Und viele werden überrascht sein, dass das Zuhören in vielen Fällen fast wichtiger ist, als das Reden.

Warum ist das Thema Leadership gerade für Scale-ups so wichtig? 

Wenn das selbst gegründete Unternehmen wächst, klopft man sich schon gerne mal auf die eigene Schulter. Der Vorteil von Erfolg ist, dass er motiviert. Er bringt allerdings auch viele Fallstricke mit sich. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein stark wachsendes Unternehmen plötzlich wieder vom Markt verschwindet, weil bestimmte Herausforderungen nicht gemeistert werden konnten. Insbesondere der richtige Umgang mit den Menschen, die einem in dieser Phase helfen und an der Seite des Gründers oder der Gründerin stehen, spielt eine große Rolle.

Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Faktoren für erfolgreiches Leadership?

Man muss eine Zielvorstellung haben. Was will man eigentlich überhaupt erreichen? Einfach nur zu sagen: „Ich möchte jetzt wohlhabend oder gar reich werden und ich möchte wirtschaftlichen Erfolg haben“, reicht nicht aus. Es ist vor allem der auf Kundennutzen und Wettbewerbsvorteil gerichtete Fokus, der ausschlaggebend ist. Auch bei Führungsfragen muss man sich überlegen: Wie kann ich dadurch Wettbewerbsvorteil und Kundennutzen generieren? Ich sehe allerdings immer wieder, dass andere Gesichtspunkte wie Reputation und der reine wirtschaftliche Erfolg – den ich eher „scheinbaren wirtschaftlichen Erfolg“ nennen würde – im Vordergrund stehen. Natürlich sind diese Punkte auch relevant, allerdings wird ihre Bedeutung häufig überschätzt.

Insbesondere wichtig dabei ist, die Faktoren nicht nur aus der eigenen Sicht zu betrachten, sondern aus der des ganzen Teams – das macht eben gute Führung aus.

Warum ist das CyberForum der optimale Kooperationspartner für dieses Projekt?

 Ganz einfach, weil viele Startups im CyberForum oder CyberLab angefangen haben und weil viele erfahrene Managerinnen und Manager Teil des Netzwerks sind. Sie können ihr Wissen transportieren, das sie sich durch ihre eigenen Erfahrungen angeeignet haben. Ich denke auch, dass die Breite der Partner beim CyberForum eine sehr große Rolle spielt. Sonst wären manche Formate vielleicht zu eng auf die individuelle Erfahrungswelt der einzelnen Lehrkraft zugeschnitten. Dank der Breite an Mitgliedern im CyberForum ist dies nicht der Fall.

Können Sie zum Abschluss den größten Vorteil, den CEOs aus dem Scale-up Leadership Programm ziehen, kurz in einem Satz zusammenfassen?

Das Scale-Up Leadership Programm ermöglicht es den Teilnehmenden, mit den besten zur Verfügung stehenden Mitteln, mit der optimalen Ausbildung und dem idealen Knowhow-Transfer, sich in ihrem Unternehmen auf die wichtigsten Punkte – Wettbewerbsvorteil und Kundennutzen – zu konzentrieren und ihr komplettes Team darauf zu fixieren.

Mehr über das Scale-up Leadership Programm erfahren!

Direkt anmelden!