Die Digitale Transformation ist nicht nur für Arbeitgeber eine Herausforderung, auch Arbeitnehmer haben ihre Probleme mit der Bewältigung, wie eine neue Studie zeigt.
Der Wandel hin zu elektronisch gestützten Prozessen in der Produktion und Verwaltung betrifft nicht nur die Unternehmensführung, sondern auch die Angestellten. Der Mensch ist am Ende der Dirigent der digitalen Transformation – und hat deswegen grundlegend andere Aufgaben als in der Vergangenheit. „Die Qualifikation der Mitarbeiter ist die Herausforderung Nummer eins für die Unternehmen“, sagt Markus Lorenz, Partner bei der Beratungsgesellschaft Boston Consulting (BCG) und dort Experte für das Thema Industrie 4.0. „In den kommenden Jahren entstehen in der industriellen Produktion zahlreiche neue Tätigkeitsfelder, während andere, etwa im Bereich der manuellen Bedienung von Maschinen und der Fließbandarbeit, zurückgehen.“
Das Problem: Die Arbeitnehmer in Deutschland sehen sich auf die digitale Welt in den bestehenden Strukturen im eigenen Unternehmen nicht ausreichend vorbereitet. Zwei Drittel bewerten die aktuelle Skills- und Kompetenzstrategie in ihrem Unternehmen mit der Schulnote drei oder schlechter. 88 Prozent der Arbeitnehmer sind überzeugt, dass die Weichen in ihrem Unternehmen für die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt nicht gestellt sind. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Digitale Agenda 2020“, für die das IT-Beratungs- und Dienstleistungsunternehmen CSC 1000 vollzeitbeschäftigte Arbeitnehmer in Deutschland befragt hat.
„Die Mitarbeiter sind zentraler Schlüssel für die digitale Transformation“, sagt Claus Schünemann, Vorsitzender der Geschäftsführung von CSC in Deutschland. Führung, Teamarbeit sowie Aus- und Weiterbildung, die an die digitale Arbeitswelt angepasst ist, sehen die meisten Befragten als zentrale Faktoren für zukünftigen Erfolg in ihrem Unternehmen. Aber die aktuellen Schulungskonzepte in den Unternehmen sind auf maßgeschneiderte Skills- und Kompetenzstrategien noch nicht vorbereitet. Jeder Zweite hält daher ein Ende von traditionellen Schulungen für notwendig, die derzeit von zentralen HR-Verwaltungen ohne Rücksicht auf den individuellen Bedarf des einzelnen Mitarbeiters angeboten werden. Motivation, Strategie- und Methodenwissen, um Ziele zu erreichen werden nach Meinung von nur zehn Prozent durch das eigene Unternehmen vorbildlich adressiert.
Digitale Transformation: mehr Risiko als Chance
Markus Lorenz von BCG sieht hier akuten Handlungsbedarf, denn die neu entstehenden Aufgaben und Jobs erfordern deutlich mehr IT-Kompetenz sowie die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen. Früher habe eine Ausbildung oder ein Studium für ein ganzes Arbeitsleben gereicht. Heute sei das anders. „Denn die Innovationszyklen sind mittlerweile radikal schneller als die Ausbildungszyklen.“ Interdisziplinäre Aus- und Weiterbildung werde zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil in den Unternehmen, so Lorenz.
Erste Erkenntnisse gibt es bereits. Rund die Hälfte der von CSC befragten Arbeitnehmer gibt an, dass sich ihre Arbeit bereits im Zuge der digitalen Transformation verändert hat. Wesentlich mehr (80 Prozent) sehen sich zumindest zukünftig von Veränderungen in ihrer Arbeitsweise betroffen. Andere ziehen nach: 30 Prozent der Befragten wollen das Thema Digitalisierung noch in diesem Jahr angehen, 13 Prozent zu einem späteren Zeitpunkt. Allerdings sehen auch 18 Prozent keine Notwendigkeit.
Unterschiede in Unternehmen machen aber auch klar deutlich: Die digitale Transformation als solche gibt es nicht. Sie wird vor allem als Zwang wahrgenommen, im Wettbewerb mitzuhalten. Andererseits sehen die Unternehmen Digitalisierung auch als Instrument der Differenzierung. Viel zu selten sehen Unternehmen in der digitalen Transformation eine Chance für neue Geschäftsmodelle. Im Gegenteil, vier von fünf Unternehmen sehen die Digitalisierung als Risiko.