Afrika erlebt seit Jahren einen Boom. Speziell China investiert Milliarden in das Entwicklungsland. Deutsche Unternehmen halten sich dagegen zurück. Eine Studie zeigt nun, dass der deutsche Mittelstand bereits einige Chancen verpasst hat – und viele gibt es nicht mehr.
Keine Frage, Afrika ist bei Investoren noch immer sehr beliebt. Da stören auch nicht Ebola, Bürgerkriege oder Korruption. China ist bereits in Afrika wirtschaftlich gesehen als Großinvestor, Deutschland dagegen lediglich als Entwicklungshelfer bekannt. Und dabei geht China mit äußerster Ignoranz auf dem schwarzen Kontinent vor. Deutschland dagegen reagiert zurückhaltend, auch weil neuste Meldungen immer wieder zeigen, dass Investitionen nicht nur versickern, vielmehr werden Projekte teilweise halbfertig übergeben oder geraten vorher schon in Vergessenheit. KPMG Deutschland hat herausgefunden, dass insgesamt 380 Milliarden US-Dollar von der afrikanischen Union bis 2030 in den Ausbau der Infrastruktur investiert werden sollen.
Afrika-Projekte: Es mangelt an der Umsetzung
„Doch Geld alleine reicht nicht aus, oft mangelt es an der Umsetzung. Staaten setzen Projekte viel kleiner um als geplant oder beenden sie überhaupt nicht. Auf echte Veränderungen müssen Geldgeber und Anwohner manchmal lange warten“, lautet das vernichtende Urteil von KPMG. Solche Nachrichten und Ergebnisse schrecken den Mittelstand in Deutschland vor möglichen Investitionen ab. Wer verpulvert schon gerne Milliarden? Auf die Situation hin, dass China eher handelt als abwartend zu reagieren, antwortet KPMG: „Wer ständig auf Veränderungen wartet, könnte den optimalen Einstieg in Afrika am Ende verpassen.“
Hauptgeschäftsführer des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, Christoph Kannengießer, sieht die Entwicklung ähnlich und kritisiert die Wirtschaft hierzulande mahnend: „Der deutsche Mittelstand hat seine Chancen in Afrika aus Expertensicht noch zu wenig genutzt. Die Marktdynamik in Afrika wird deutlich zunehmen. Deutsche Unternehmen sind gut beraten, sich dort bald zu engagieren.“ Klar ist, dass sich die deutsche Wirtschaft bisher in anderen Ländern wohler gefühlt, Afrika fast schon ignoriert hat. Laut der Studie „Marktchancen in Afrika“ würden bislang nur etwa zwei Prozent des deutschen Außenhandels mit Afrika abgewickelt, obwohl der Kontinent rund drei Prozent Anteil an der weltweiten Wirtschaftsleistung habe. Deutschland muss demnach seine Konzentration von China lösen und einen Großteil an Wirtschaftskraft in Afrika platzieren. Dort werden in Zukunft neue Märkte erschlossen – egal ob technischer- oder landwirtschaftlicher Natur.
Und in Zukunft? Afrika wird wirtschaftlich vorankommen. Keine Frage. Nur die Frage „Wann?“ wird langfristig unbeantwortet bleiben – einen langen Prozess beschreiben. Daher wird es meines Erachtens definitiv keine Industrialisierung geben. Investoren aus Deutschland könnten allerdings in Afrika ein großes Stück Kuchen bestellen, welches langfristig mehr als eine Industrialisierung bedeutet – denn der Export war schon immer Deutschlands stärkstes Pferd im Stall.