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Im GründerView stellen wir in regelmäßigen Abständen spannende StartUps und ihre Ideen vor. Kurz und prägnant – wie ein kurzer Werbespot sollte die perfekte Bewerbung sein. Also warum nicht einfach gleich ein kleines Video drehen? Das Team von talentcube plädiert für Video-Bewerbungen per Smartphone. Hendrik Seiler von talentcube erklärt uns im Interview die Vorteile einer solchen individuellen Bewerbung.

techtag: Euer StartUp in einem Tweet!

#Talentcube, das mobile Video-Recruiting-Tool, bei dem jeder Bewerber mit Persönlichkeit statt Noten überzeugt.

Wer oder was inspirieren dich?

Alle Leute, die mit Leidenschaft ihren eigenen Träumen nachgehen und sich dabei von anderen nicht beirren lassen.

Welche App darf auf keinem Smartphone fehlen?

Na unsere natürlich :)

Anstatt des individuellen Anschreibens, das viel Zeit in Anspruch nehmen kann, ersetzt ihr diesen essentiellen Part des klassischen Bewerbungsprozess durch individuelle Videos. Kannst du kurz erklären, wie das funktioniert?

Unternehmen registrieren alle Stellenanzeigen, bei denen unser Tool zum Einsatz kommen soll auf unserer Web-Plattform. In diesem Zuge werden jeweils drei jobspezifische Fragen definiert, die während des Bewerbungsprozesses von den Kandidaten über das Smartphone per Video beantwortet werden.

Hierbei besteht die Möglichkeit Talentcube als vollwertigen Bewerbungskanal anzubieten oder aber die Kandidaten im zweiten Schritt (vor dem eigentlichen Vorstellungsgespräch) zu einem Video-Interview einzuladen, um die Bewerber von Anfang an persönlich kennenzulernen.

Es heißt ja: „Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.“ Bei euch ist das wohl eher das Video. Was ist der entscheidende Vorteil eines Videos zum Bild oder einem Live-Bewerbungsgespräch? Welche Vorzüge entstehen dabei für den Bewerber und dem Unternehmen?

Der größte Vorteil ist natürlich der authentische Eindruck von den Bewerbern, der bereits sehr früh im Bewerbungsprozess erlangt werden kann. Diesen erhalten Unternehmen mit aktuellen Bewerbungsunterlagen wie Lebenslauf und Anschreiben erst wesentlich später, nämlich beim Vorstellungsgespräch. Unser Prozess soll dabei in keinster Weise das Vorstellungsgespräch ersetzen, sondern dazu führen, dass Unternehmen weniger Vorstellungsgespräche mit den richtigen Kandidaten führen müssen.

Außerdem ist unser Video-Interview-Prozess so aufgebaut, dass der Kandidat die Fragen, die er vom Unternehmen gestellt bekommt, zeitversetzt vom Personaler beantworten kann.

Es gibt ja auch den umgekehrten Trend: Bewerbungen ohne Fotos, um eine mögliche Benachteiligung auszuschließen. Das Prinzip der anonymen Bewerbung steht ja im Kontrast zu eurer Geschäftsidee. Was für Erfahrungen habt ihr hierbei gemacht?

Das ist durchaus ein Thema, auf das wir immer wieder angesprochen werden. In Deutschland lässt sich diese Tendenz aktuell vereinzelt im öffentlichen Dienst erkennen und bringt, wenn man ehrlich ist, eine ganze Menge Nachteile mit sich. Personaler müssen noch länger warten bis sie einen authentischen Ersteindruck des Bewerbers erhalten und die besten Kandidaten lassen sich noch schwieriger identifizieren.

Talentcube wirkt dem Diskriminierungsthema eher entgegen als dieses zu verschlimmern. Aktuell muss sich ein Bewerber hinter seinen reinen Daten – Foto, Herkunft, Geschlecht etc – “verstecken”, erhält nun aber erstmalig die Möglichkeit, sich schon mit der Bewerbung persönlich vorzustellen und eben mit seiner Persönlichkeit bzw. konkretem Fachwissen zu überzeugen. So weiß der Personaler von Beginn an wen er bei einem Vorstellungsgespräch zu erwarten hat und reduziert die Bewerbung nicht länger nur auf reine Fakten, die ja bekanntlich viel Raum für Interpretation, Vorurteile oder eben Diskriminierung lassen.

In vielen Ländern, wie USA oder Singapur ist die Video-Bewerbung oder das Bewerbungsgespräch per Skype schon längst gängig. Oft wird sogar ein aussagekräftiges Video für die Einstellung vorausgesetzt. Warum tut man sich hierzulande noch so schwer? Und wie schätzt du den weiteren Trend im Bereich Mobile Recruiting in Deutschland ein?

Ich gehe stark davon aus, dass auch in Deutschland über kurz oder lang Bewerbungen über das Smartphone völlig normal sein werden. Bereits heute ist ersichtlich, dass ein Großteil der jungen Leute per Smartphone auf Jobsuche gehen.

Auch in unseren Gesprächen mit Unternehmen lässt sich feststellen, dass viele den Trend zu mobilen Recruitingprozessen erkennen und auch in der Videobewerbung einen großen Vorteil sehen. Aktuell sind es eher noch die Bewerber die eine Hemmschwelle bei den Videos haben und an dem traditionellen Bewerbungsprozess festhalten, da sie davon ausgehen, dass sie dadurch größere Chancen beim Unternehmen haben. Werden diese aber beispielweise vom Unternehmen direkt aufgefordert ein Videointerview durchzuführen sind auch sie durchaus bereit dazu.

Was passiert mit dem Videomaterial von Bewerbern, die den Job am Ende nicht bekommen? Wie regelt Ihr das mit dem Datenschutz?

Datenschutz ist für uns natürlich ein sehr wichtiges Thema. Hier arbeiten wir auch extra mit einem externen Datenschutzbeauftragten zusammen, der immer wieder prüft, ob sämtliche Richtlinien erfüllt werden.

Sobald eine Bewerbung verschickt wird, kann das entsprechende Unternehmen sich die Videos über unser Web-Portal ansehen. Sollte der Kandidat nicht eingestellt werden und die Bewerbung wird gelöscht, werden natürlich auch die Videos gelöscht. Ansonsten erfolgt spätestens nach 6 Monaten eine Entfernung aller aufgenommenen Videos.

Dein Rat für jeden Gründer?

Validieren und machen! Viele haben gute Ideen tun sich dann allerdings schwer, diese auch wirklich umzusetzen. Ob eure Idee das Zeug dazu hat wirklich zu einem Produkt zu werden, das sich am Markt etablieren kann, werdet ihr nur herausfinden, wenn ihr den Schritt wagt und diese auch versucht in der Realität umzusetzen. Wenn ihr alleine unterwegs seid, nutzt bestehende Netzwerke um Gleichgesinnte zu treffen, die euch bei der Realisierung eurer Pläne helfen. Also wartet nicht länger sondern schreitet zur Tat!

Android oder iOS?

iOS. Weil es einfach ein cooles Produkt ist, das auch immer funktioniert.

In deiner Playlist läuft gerade … rauf und runter.

Während der Arbeit höre ich ständig Musik, hierbei verlasse ich mich meist auf gute Vorschläge von Soundcloud.

Über Talentcube

Talentcube bietet eine mobile Video-Recruting-Plattform, die mittlerweile über 80 Unternehmen einsetzen. Mit unserer App erhält jeder Bewerber bereits frühzeitig im Bewerbungsprozess die Möglichkeit mit seiner Persönlichkeit zu punkten. Das Unternehmen wurde 2015 durch die drei Gründer Sebastian Hust, Sebastian Niewöhner und Hendrik Seiler in Esslingen gegründet und wird aktuell durch die LMU in München und deren Inkubator gefördert.
www.talentcube.de

Dein StartUp im GründerView? Mail an akbaba(at)techtag.de