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Ich lebe seit zirka sechs Jahren in Karlsruhe. Habe die Stadt, das Umland, das Dreiländereck und natürlich die badische wie auch die „schwäbische“ Küche lieben gelernt. Und nun auch noch das: In Karlsruhe startet die Seite Bierkultur-Artwork und nimmt den Leser mit auf eine Zeitreise des Bieres. Vom Bierdeckel zu Bierfacts, bis hin zum Bierkalender – so aufgetischt schmeckt mir das Bier auch in digitaler Form.

4.000 vor Christus soll das erste Bier gebraut worden sein. Klar, nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot, eher aus dem Zufall entstand damals der Gärstensaft. Glaubt man der Überlieferung, waren es die Sumerer, immerhin das älteste Kulturvolk unserer Erde, die bei einem stehen gelassenem Brotteig einen Gärvorgang wahrnahmen: das Bier war entdeckt. Erst 3.200 Jahre später ist auch in Deutschland nachweislich von Bier die Rede. So gilt der älteste Nachweis der Bierzubereitung hierzulande dem Fund von sogenannten Bieramphoren der früheren Hallstattzeit in Kasendorf bei Kulmbach.

Zur Info: der Binärcode für Bier lautet: 01000010011010010110010101110010

Aber zurück zum Projekt Bierkultur-Artwork. Was treibt jemanden dazu, den Gerstensaft in digitale Formen zu gießen? Auf der Seite sind zudem Kooperationen mit Brauereien und Kneipen zu erkennen. Timo Krause, der Initiator, stand mir nun Rede und Antwort.

Wie kam es eigentlich zu diesem Projekt? Und wie seid ihr auf die Brauereien beziehungsweise Kneipen zugegangen?

Bierkultur in Karlsruhe
Timo Krause hat das Projekt Bierkultur-Artwork ins Leben gerufen. (Bild: Timo Krause) 

Ich hatte Ende 2015 festgestellt, dass wir zum Thema „500 Jahre Reinheitsgebot“ auch in Karlsruhe durchaus Potenzial haben um etwas auf die Beine zu stellen. Das Thema ist in Bayern sogar ein Schwerpunktthema in der touristischen Vermarktung. Und da auch in Baden-Württemberg das Tourismusmarketing BW (TMBW) unter dem Motto „Biersüden“ das Thema aufgegriffen hat, wollte ich meinen persönlichen Beitrag dazu leisten.

In einem ersten Vorgespräch im Dezember 2015 mit Herrn Schürer, ehemaliger Geschäftsführer der Privatbrauerei Hoepfner und aktuell Präsident des Brauerbundes Baden-Württemberg, haben wir unsere Idee diskutiert. Daraufhin gab es ein Folgegespräch mit den Geschäftsführern der beiden großen Brauereien Hatz-Moninger und Hoepfner. Dort haben wir erneut unsere Ideen vorgestellt und diskutiert Anschließend folgte ein kleines Konzept und haben dieses an die zwei bereits genannten großen Brauereien sowie an die Hausbrauereien Badisch Brauhaus, Brauhaus 2.0, Kühler Krug und Vogelbräu geschickt. Zusammen mit unseren Partneragenturen mapsolutions und artwork aus Grünwettersbach ist dann die Idee eines Bierjournals, einer dazugehörenden Microsite sowie den „Biertouren“ entwachsen. Ein entscheidender und damit historischer Moment war dann letztendlich Anfang Februar ein gemeinsames Treffen mit allen Brauereien an einem Tisch – für uns ein tolles Erlebnis. Kurzum: Die Brauereien waren vom Konzept angetan und haben sich für eine gemeinsame Umsetzung entschieden.

Woher stammt Deine Liebe zum Bier?

Ich bin einfach ein Genussmensch. Das heißt ich habe mich schon immer für Essen und Getränke interessiert. Wahrscheinlich habe ich auch deswegen eine Ausbildung als Hotelfachmann absolviert. Um konkret auf das Getränk Bier zu kommen: Bier ist für mich auch ein Stück Heimat und Identifikation. Regionale Braukunst mit regionalen Zutaten ist mir mein Lieblingsbier. Ich probiere bei jeder Reise gerne lokale Biere und informiere mich über die Brauart, die Brauereien selbst. Den aktuellen Craft-Beer-Trend beispielsweise, der seit einigen Jahren auch endlich in Deutschland angekommen ist, sehe ich sehr positiv. Es belebt das Getränk Bier, bringt Dynamik in den Markt der langweiligen Industriebiere und zeigt welche Vielfalt es dabei gibt. Gerade in Bezug auf Hopfenaromen, Zutaten und verschiedene Bierstile gibt es hierzulande unheimlich viel zu entdecken und natürlich auch zu probieren.

Wenn man sich die Seite so anschaut, sieht man sofort, dass eine Menge Arbeit drin steckt. Wer finanziert euch? Oder ist das alles Eigenarbeit nach dem wohlverdienten Feierabend – wenn ja Respekt.

Ja, es war eine Menge Arbeit, die mir aber auch sehr viel Spaß gemacht hat und auch weiterhin machen wird. Vor allem in dem kurzen Zeitraum von Anfang Februar bis zum 23. April (Tag des Bieres) war für alle Beteiligten ein sportliches Tempo angesagt. Daher bin ich persönlich mit dem bereits erreichten Ergebnis sehr zufrieden. Die Finanzierung läuft zu 90 % über die Brauereien, was natürlich sehr toll und vor allem nicht selbstverständlich ist. Die Brauer in Karlsruhe haben es verstanden, dass das sogenannte Kirchturmdenken einen nicht weiterbringt. Daher ein großes Lob an alle Brauereien. In Eigenregie wäre so ein Projekt leider weder finanzierbar noch inhaltlich zu realisieren gewesen.

Wer ist alles mit an Bord?

Wie bereits gesagt haben wir die beiden großen Brauereien Hatz-Moninger und Hoepfner an Bord. Dazu kommen die vier Hausbrauereien Badisch Brauhaus, Brauhaus 2.0, Kühler Krug und Vogelbräu. Dann hat unsere Agentur auch noch mit der Neureuter Braumanufaktur, zwei Gastronomiepartner (Carls Wirtshaus, Oxford Pub) und der Metzgerei Brath weitere Partner gefunden. So konnten wir unter anderem naheliegende Themen wie Craft Beer und Grillen mit berücksichtigen. Auch der DEHOGA Karlsruhe war beteiligt und bei den Gesprächen und einer Teilfinanzierung dabei. Das freut mich natürlich auch sehr. Von der KATZ Group bekamen wir beispielsweise 10.000 Bierdeckel als Sponsoring.

Wie sehen die nächsten Ziele/Pläne aus? Was wird als nächstes kommen? Bierproben? Besichtigungen? Besondere Events? Nacht des Bieres?

Das Projekt kommt, nach den bisherigen Rückmeldungen, ganz gut an. Wir freuen uns über jedes Feedback. Unsere nächsten Ideen sind sogar schon in der Umsetzung. Um zwei Punkte davon aufzugreifen: Erstens möchten wir die Brauerei-Tour in die sechs Brauereien beleben und eine Stempelkarte mit anschließendem Gratis-Bierkrug für den Besucher attraktiver machen. Dabei wird es sich natürlich um ein Limited Edition handeln. Sprich, nur solange der Vorrat reicht.

Außerdem haben wir eine weitere Limited Edition: einen Holzträger für sechs Flaschen mit exklusiven „Branding“ Bierkultur in Karlsruhe. Das werden wir zu gegebenem Zeitpunkt auf einer Karlsruher Veranstaltung verkaufen. Natürlich mit je einer Flasche der Brauereien.

Grundsätzlich möchten wir das Thema Bierkultur in Karlsruhe aber auch über 2016 hinaus weiterentwickeln. Die Karlsruher Bierkultur, die Lebensart, das Grün und „draußen sein“ sind dafür einfach perfekte Grundvoraussetzungen.