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Anfang Juli fand im Karlsruher ZKM der diesjährige shareBW-Kongress statt.  Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik diskutierten einen Tag lang über die Bedeutung der Share Economy – und suchten Antworten auf die vielen noch unbeantworteten Fragen.

Die Chancen und Risiken der Share Economy wurden beim shareBW-Kongress im Rahmen von drei Panels beleuchtet: Forschung, Auswirkung und Praxis. Würde man die Ergebnisse aller drei Panels in einem einzigen Satz zusammenfassen wollen, würde dieser wohl lauten: „Sharing muss die Zukunft sein, sonst haben wir keine!“ Vor allem, wenn man in diesem Kontext auch noch die Bedeutung nachhaltiger Lebensstile betrachtet, wird klar, dass jeder von uns sich mit dem Sharing-Gedanken befassen sollte. Das gilt insbesondere für die Politik, wie die Abschlussdiskussion am Abend deutlich machte.

Die wichtigsten Aussagen zusammengefasst

Auf der einen Seite gibt es soziale Non-Profit- oder Do-it-Yourself-Projekte, auf der anderen Seite Plattformkapitalismus. Muss man die Share Economy in zwei Bereiche trennen?

Für Lars Klein, den Co-Founder und CTO von Wingly, einer Plattform auf der Piloten ihre Flüge und damit auch Kosten teilen, macht eine solche Trennung ganz klar Sinn. Und auch Prof. Dr. Peter Wedde, Professor für Arbeitsrecht und Recht der Informationsgesellschaft an der Frankfurt University of Applied Sciences, spricht sich in der Abschlussrunde des shareBW-Kongresses dafür aus: „Aus juristischer Sicht muss man das trennen, aber es muss auch allgemeine Schutzräume geben. Das gilt insbesondere für die kommerziellen Anbieter, die das Risiko nach außen abgeben. Eigentlich sind Uder-Fahrer Arbeitnehmer, aber letztendlich tragen sie selbst das ganze Risiko. Hier muss ein Ausgleich stattfinden. Altruistisch getragene Projekte hingegen werden sich hier als kommerzielle Hypes durchsetzen, für diese braucht man einen anderen Ordnungsrahmen.“

Wünschen sich soziale Projekte vielleicht sogar einen solchen Ordnungsrahmen?

Felix Weth, Geschäftsführer der Fairmondo eG, sieht auf Seiten des Staates eher andere Verpflichtungen: „Die Politik sollte in erster Linie für Chancengleichheit sorgen. Dass man auch als Genossenschaft einen Kredit bekommt, wäre schon mal ein Anfang. Die Politik kann den Nährboden für soziale Innovationen schaffen, bislang kommt die Förderung aber häufig nur Projekten mit Wachstumsperspektive zugute.“

Thomas Wagner vom Collaborating Centre on Sustainable Consumption and Production (CSCP) spricht sich derweil für eine differenzierte Betrachtung der verschiedenen Modelle und deren gesellschaftlichen Mehrwert aus. „Die Plattform-basierten Modelle sorgen dafür, dass wir uns jetzt auch mit Ordnungsrahmen für Genossenschaften, Non-Profit-Organisationen und Vereine beschäftigen müssen. Wichtig ist, dass wir die Regulierung schon jetzt aktiv gestalten. Manche Dinge muss man einfach austesten, um zu sehen, welche Auswirkungen sie haben. Tatsächlich sprechen wir hier doch noch von einer Blackbox, da keiner den vollen Durchblick hat.“

Gibt es auch Alternativen zu einem staatlichen Ordnungsrahmen?

Christian Mauer, Geschäftsführer der shareDnC GmbH, erachtet zu viel Regulierung als kontraproduktiv: „Ich glaube, dass zu viel staatliche Regulierung dazu führt, dass viele Geschäftsmodelle, über die wir jetzt diskutieren, erst gar nicht entstanden wären. Anstatt die Politik eingreifen zu lassen, sollten wir lieber anfangen, andere Werte zu vermitteln, am besten schon im Kindergarten. Damit die Share Economy funktionieren kann, müssen wir weg von der Konsumorientierung und für die nächste und übernächste Generation neue Werte setzen.

Bleibt noch die Frage nach dem Datenschutz. Haben wir künftig gar keine andere Wahl, als unsere persönlichen Daten preiszugeben?

Norbert Kunz, Geschäftsführer der Social Impact gGmbH, sieht das Problem in erster Linie bei den Investoren: „Natürlich gibt es rein technisch die Möglichkeit, einen Filter für unsere Daten zu setzen. Wir können bestimmen, mit wem wir welche Informationen teilen. Das Problem an der Sache ist dabei eher, dass die Investoren solche Projekte nicht unterstützen wollen. Eine Aufteilung in Profit und Non-Profit hilft uns da nicht weiter.“