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Selbstfahrende Autos werden zu 90 Prozent aus Software bestehen und nur zu 10 Prozent aus Hardware. Schon heute lösen moderne Pkw mehr als die Hälfte ihrer Aufgaben mit Hilfe von Programmzeilen. Dazu liefern bis zu 60 Sensoren mehrmals pro Sekunde Informationen und tauschen sich aus. So vernetzt sich das Automobil mit dem Internet der Dinge. Die Datenverbindung zur Umwelt und in die Cloud sorgt für mehr Komfort und Verkehrssicherheit. Voraussetzung dafür ist jedoch der sichere Umgang mit den Daten.

E-Mobilität und autonomes Fahren – das sind nur zwei große Trends, die die Zukunft des Automobils nachhaltig prägen werden. Dass die Funktionalität eines Pkw im Wesentlichen von Blech und Kunststoff bestimmt wird, gilt künftig nicht mehr. Bereits heute liegt der Wertschöpfungsanteil der Elektronik bei einigen Pkw bei 70 Prozent. Ein Auto ist kein rein mechanischer Gegenstand mehr, mit dem wir von A nach B kommen. Es ist ein Datencenter auf vier Rädern, das während jeder Fahrt unzählige Informationen sammelt und auswertet. Dieses Mehr an Technologie sorgt dafür, dass künftig gewaltige Datenmengen anfallen, die intelligent verknüpft allen Verkehrsteilnehmern nützen.

Cloud ist der Schlüssel, Sicherheit die Voraussetzung

Damit ein Pkw diese Daten sammeln kann, muss er sich mit seiner Umgebung vernetzen: Fahrzeuge tauschen mittels Car-to-Car- und Car-to-Infrastructure-Kommunikation Informationen aus und teilen ihr Wissen so mit anderen Verkehrsteilnehmern. Dazu gehören Informationen zum Verkehrsaufkommen ebenso, wie Angaben zur Fahrbahnbeschaffenheit oder temporären Verkehrshindernissen. Wenn auf einem kurzen Streckenabschnitt bei mehreren Fahrzeugen die Warnblinkanlage aktiviert wird, könnte das zum Beispiel eine Stauwarnung für die nachfolgenden Fahrzeuge auslösen. Es gibt viele sinnvolle Anwendungsszenarien, die aus einer Unmenge von Daten wiederum neue Daten erzeugen. Und nur die Cloud ist in der Lage, diese Informationsflut sinnvoll zu verarbeiten.

Hierzu werden herstellerübergreifend Daten aus Kameras, Fahrzeugsensoren, HD-Straßenkarten und anderen Infoquellen aus der Umgebung des Fahrzeuges in der Datenwolke zusammengeführt, verarbeitet und zielgerichtet verteilt. Damit erhält das Auto den siebten Sinn und sieht mehr als der Fahrer selbst. Ihre Leistungsfähigkeit und Skalierbarkeit machen die Cloud somit zur Schlüsseltechnologie für die digitale Zukunft des Automobils.

Um in der Car-to-Car-Kommunikation die Daten-Übertragung weiter zu beschleunigen und Echtzeit-Analysen zu ermöglichen, taugt eine neuartige Technologie namens „Mobile Edge Computing“. Hierbei wird die Cloud-Intelligenz an die Ränder des Netzes verlagert. LTE-Mobilfunk-Basisstationen werden durch Einschubmodule, sogenannte „Cloudlets“, ergänzt. Diese sorgen dafür, dass die Kommunikation nicht durch das gesamte Netz geleitet werden muss, sondern lokal innerhalb der jeweiligen Funkzelle stattfinden kann. So können die Signallaufzeiten auf etwa 20 Millisekunden verkürzt werden. Ergebnis: Der Verkehr wird für die Autofahrer vorhersehbarer, Staus und Unfälle vermieden.

Datensicherheit auch bei Systemausfällen

Egal, welche Technologie zum Einsatz kommt, Datensicherheit muss an erster Stelle stehen. Diese Sicherheit fängt schon bei der Speicherung der Daten an. Eine redundante IT-Infrastruktur – etwa mittels TwinCore-Rechenzentren – ermöglicht Verfügbarkeiten von bis zu 99,999 Prozent. Gespiegelte Serverlandschaften halten dabei die Daten stets doppelt vor. So soll selbst bei einem etwaigen Systemausfall die Datenverarbeitung und -übertragung nahtlos weiter laufen. Vor Hackern schützen Firewalls und Anti-Malware-Programme.

Neben einer hohen Verfügbarkeit kommt es auch auf einen zuverlässigen Schutz der Daten an. Deutschland hat hier einen klaren Standortvorteil, denn die Bundesrepublik ist weltweit bekannt für ihr strenges Datenschutzgesetz. Nach dem jüngsten Safe Harbor-Urteil vertrauen selbst große amerikanische Softwarehersteller ihre sensiblen Kundendaten deutschen Daten-Treuhändern.

Gesamte Wertschöpfungskette wird vernetzt

Doch nicht nur das Auto während der Fahrt, die gesamte Wertschöpfungskette wird vernetzt. Und wenn im Automobilsektor die Transformation zur Industrie 4.0 erfolgreich sein soll, müssen neben den Fahrzeugherstellern und der IT-Industrie auch mittelständische Firmen eingebunden werden. Händler und Werkstätten sind ein unverzichtbarer Teil des Distributions- und Versorgungsnetzes in der Automobilbranche. Die Cloud kann hier für noch mehr Verbindungen sorgen und die letzten Lücken zwischen Unternehmen und Kunden schließen.

Beispielsweise durch die zielgerichtete Kundenansprache auf allen Kanälen – Stichwort „Omnichannel-Marketing“. Oder dank präventiver Diagnostik: So kann die Sensortechnik im Wagen frühzeitig auf einen technischen Defekt aufmerksam machen und diesen umgehend an Werkstätten in der Nähe melden. Die Diagnosedaten liegen dem Servicepersonal bereits vorm Eintreffen des Wagens vor. So kann es sich sofort um die Reparatur kümmern, weil entsprechende Ersatzteile schon bereit liegen. Das spart Zeit und erhöht die Sicherheit deutlich.

Alte und neue Welt zusammen bringen

Der traditionell enge Schulterschluss zwischen Automobilherstellern, Handel und IT-Industrie erhält mit digitalen Technologien – allen voran der Cloud – einen neuen Schub: Umso wichtiger wird die enge Abstimmung und Verzahnung: Arbeits- und Entscheidungsprozesse über die Cloud abzuwickeln, erleichtert für alle Beteiligten den Zugang zu wichtigen Produktions- oder Vermarktungsdaten, macht Prozesse insgesamt kosteneffizienter und schneller.

Die Automobilindustrie war schon immer eine Keimzelle für Innovationen. Damit dies so bleibt, geht es jetzt darum, Cloud-Technologien – und zwar mit maximalem Anspruch an die Sicherheit – zu integrieren. Denn die Cloud kann nicht nur den Komfort, sondern muss auch die Verkehrssicherheit erhöhen. Dies stellt besonders hohe Anforderungen an die Datenübertragung und Ausfallsicherheit. Eine E-Mail darf im Zweifel eine Sekunde zu spät kommen, die Aktivierung des Notbremsassistenten niemals.