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Die Unternehmensberatung OC&C Strategy Consultants hat in Kooperation mit Google und PayPal das Potenzial des weltweiten Online-Handels analysiert. Auch wenn Deutschland bei den betrachteten Märkten USA, China, Großbritannien und eben Deutschland (andere Länder finden auch Berücksichtigung) „nur“ Platz drei einnimmt: Das Umsatzvolumen der vier größten E-Commerce-Märkte der Welt wird in den kommenden drei Jahren um weitere 450 Milliarden Euro wachsen.

Fast wäre uns die repräsentative Studie, die Ende 2014 erstmals dem Fachpublikum vorgestellt worden ist, nicht aufgefallen. Die Studie Exportweltmeister Deutschland? Nicht im E-Commerce zeigt, dass der E-Commerce die nationalen Grenzen schon lange überschritten hat. Geht es nach den Analysten, wird sich der Anteil des grenzüberschreitenden Online-Handels bis 2018, von acht Prozent auf 16 Prozent sogar verdoppeln. Großbritannien nimmt dabei (im internationalen E-Commerce) wohl auch weiterhin die Pole-Position ein.

So beruht ein großer Teil des bisherigen Erfolgs britischer Retailer auf einer für internationale Kunden reizvollen Kombination aus Sortiment, Preis und Qualität sowie einer fast reibungslosen Infrastruktur für internationale Zahlungs- und Versandmöglichkeiten, inklusive Retouren. Eine solche internationale Infrastruktur sucht man hierzulande noch vergebens. Das spiegelt sich auch auf den Märkten der Cross-Border-Importeure wider. Für US-Kunden besitzt der britische Markt etwa ein enormes Potenzial. So festigt die Insel beispielsweise in den USA hinter China den zweiten Rang. Für chinesische Kunden ist es ebenfalls der zweitwichtigste Markt. Und in Deutschland hieven wir Kunden das britische Angebot sogar auf Rang 1. Zum Vergleich: Alle E-Commerce-Zahlen aus dem Jahr 2013 im Überblick.

Erfolgsfaktoren des Cross-Border E-Commerce

Sechs Punkte machen beim Cross-Border E-Commerce den Unterschied:

  • Verstehen, was Kunden wollen: Auch in breit abgedeckten Märkten wie den USA gibt es gute Gründe, warum deutsche Retailer erfolgreich sein können. Sie sollten demnach die Vorteile des eigenen Leistungsversprechens hinsichtlich des internationalen E-Commerce in den Fokus rücken.
  • Fokussiert zum schnellen Aufstieg: Die schnellsten Aufsteiger kämpfen nicht an allen Fronten gleichzeitig. Anbieter sollten daher auch von den Vorreitern sowie von der Konkurrenz lernen, in durchdachten Schritten agieren.
  • Anpassungsfähig sein. Märkte ticken sehr unterschiedlich und erfordern möglicherweise eine eigene individuelle Herangehensweise. Den Märkten sollte man also mit eigenen und neuen Ideen begegnen – nur nicht zurückschrecken.
  • Barrieren durchbrechen: Viele der ursprünglichen Barrieren sind zwar noch vorhanden, können aber durch innovative Ansätze durchbrochen werden.
  • Smartes Pricing nutzen: Auch wenn Währung nicht das größte Hindernis für grenzüberschreitenden Handel darstellt, ist es nach wie vor ein wichtiger Einflussfaktor für Käufer. Der Retailer sollte daher nicht nur auf Gewinn aus sein – ein gesunder Mittelweg ist wie so oft die Lösung.
  • Mobil mitspielen: Standardlösungen allein reichen nicht aus, um Kunden zu überzeugen. Investitionen in mobile Lösungen sind absolut nötig.

E-Commerce Studie: Zahlen, Daten, Fakten

Deutsche Käufer bestellen der Studie zufolge im Ausland vor allem in Großbritannien (15%), den USA (13%), China (11%), Österreich (9%) und den Niederlanden (6%). Weitere Fakten bietet der Bericht Fact-Figures 2015, der sich allerdings auf Deutschland konzentriert.

Konsumenten aus den USA beziehen ihre Ware am häufigsten aus China (13%) und chinesische Verbraucher kaufen online vorzugsweise in den USA (14%). Doch auch in diesen beiden Ländern belegen britische Händler bereits Rang 2 (USA: 9%, China: 6%). Damit erreichte der britische Markt im E-Commerce einen Exportüberschuss von 869 Mio. Euro – mit Abstand dahinter: die USA mit 132 Mio. Euro Überschuss. Deutschland belegt in der Studie Rang 3 mit 13 Mio. Euro Exportüberschuss.

E-Commerce in Deutschland: Angst vor fehlendem Datenschutz

Interessante Fakten liefert die Studie auch zu aktuellen Hemmnissen des Online-Handels aus Konsumentensicht: Viele Verbraucher befürchten, dass es bei Online-Bestellungen im Ausland zu einem Missbrauch ihrer persönlichen und finanziellen Daten kommen kann.

Auch der fehlende Kundenservice in der eigenen Sprache, aufwendigere Rückgabeverfahren, das Zahlen in einer fremden Währung und nicht zuletzt Bedenken wegen möglicher Steuern, Gebühren oder Zusatzkosten sind aus Konsumentensicht relevante Hürden beim grenzüberschreitenden Online-Shopping. Einen ersten Zugang zum E-Commerce könnten der stationäre Handel bieten. So haben Händler allgemein eine Hürde zu nehmen, um überhaupt digital zu denken – der lokale Handel könnte dabei helfen.