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Ganz Island erwirtschaftet weniger als Apple. Mit 18 Milliarden Dollar Gewinn im vierten Quartal setzt der Konzern zum fünfjährigen iPad-Jubiläum eine historische Marke. Allerdings vermiest ausgerechnet das Tablet die Feierstimmung.

In der vergangenen Woche hat Apple für das Weihnachtsquartal 2014 einen Gewinn von 18 Milliarden US-Dollar (18.000.000.000) vermeldet. Soviel Geld hat in der modernen Wirtschaftsgeschichte noch nie ein Unternehmen in so kurzer Zeit verdient. Mehr iPhones, mehr Macs – so lässt sich der Erfolg knapp zusammenfassen. Alles gut also, wäre da nicht das iPad-Geschäft. Vor genau fünf Jahren, am 27. Januar 2010, hatte Steve Jobs das Tablet vorgestellt und damit nach dem iPhone den zweiten Meilenstein auf dem Weg zur Post-PC-Ära gesetzt.

Ausgerechnet im Jubiläumsjahr schwächelt aber das Produkt, von dem Apple im Rekordjahr 2013 knapp 74,2 Millionen Geräte weltweit verkauft hat. 2014 waren es nur noch 63,4 Millionen, ein Rückgang von rund 15 Prozent. Im Jahresvergleich des vierten Quartals sanken die Verkäufe sogar um 18 Prozent auf 21,42 Millionen Geräte.

Ein Kollaps nach dem anderen

Ein Problem, das nicht nur Apple betrifft, sondern offenbar die gesamte Produktgattung. Ranjit Atwal, Analyst beim Marktforschungsinstitut Gartner, spricht sogar von einem „Kollaps“ des Tablet-Markts. Der Grund dafür liege in der längeren Lebensdauer der Geräte und der gemeinsamen Nutzung von mehreren Familienmitgliedern. „Software-Aktualisierungen halten sie, besonders iOS-Geräte, auf dem neuesten Stand. Ein weiterer Faktor ist ein Mangel an Hardware-Innovationen.“

Ein weiterer Grund für den Rückgang: Der Trend zu größeren Smartphone-Display, den auch Apple seit dem iPhone 6 und 6 Plus mitgeht, machen Tablets für den Medienkonsum überflüssig. Als Ergänzung zum „Phablet“ greifen die Nutzer stattdessen auf immer leichter und leistungsstärker werdende Notebooks wie Apples MacBook Air oder Modelle, die sich von der klassischen Architektur lösen und Touchscreen mit Tastatur verknüpfen. Bestes Beispiel: Microsofts Surface.

Diese Klasse, die Gartner als „Ultramobile Premium“ bezeichnet, trägt zum Aufschwung des PC-Markts bei. Laut Gartner gab es beim weltweiten Absatz für das vierte Quartal 2014 ein leichtes Plus von einem Prozent. Vergessen ist, dass es dieselben Analysten waren, die 2013 noch vom „PC-Kollaps“ gesprochen haben. Mit Windows 10 hat Microsoft vor wenigen Tagen ein deutliches Zeichen gesetzt, wo man die Zukunft des Betriebssystems sieht: nämlich in der Einheit und nicht der Trennung nach Desktop- und Mobile-Geräten. Und Apple?

Ein iPad Pro für Profis

Apple-Chef Tim Cook gibt sich gewohnt optimistisch. Er glaube auch auf lange Sicht weiterhin an die Produktkategorie Tablet. Zudem tauchten in den vergangenen Wochen vermehrt Hinweise auf ein iPad Pro auf, das möglicherweise mit größeren 12-Zoll-Display und einem Stylus klar an professionelle Nutzer im Kreativ- und Business-Bereich adressiert. Ob mit einem solchen Schritt die iPad-Verkäufe wieder anziehen werden, darf bezweifelt werden. Die Konsumenten wollen Innovation. Nach einer Fortune-Umfrage stehen bessere Akkus ganz oben auf der Wunschliste.

Mit 18 Milliarden Dollar müsste sich da doch was machen lassen.