Lesedauer ca. 4 Minuten

Die Digitalisierung hält Einzug in alle Lebensbereiche und Geschäftsfelder. Auch der traditionelle Buchmarkt befindet sich im Umbruch: Durch digitale Einflüsse wie Gamification, mobile Anwendungen oder auch Virtual Reality ergeben sich völlig neue Möglichkeiten.

Und aus diesem Grund ist in diesem Jahr auch die MFG Innovationsagentur Medien- und Kreativwirtschaft mit dem Projekt Ideentanke auf der Frankfurter Buchmesse zu Gast. Wir haben mit Rebecca Raab, Referentin für Kommunikation/PR bei der MFG, über das Projekt, die Kreativbranche und die Zukunft des Buchmarkts gesprochen.

Denkt man an den Buchmarkt, hat man zunächst einmal nicht unbedingt digitale Produkte im Sinn – wie digital ist die Frankfurter Buchmesse?

Die Frankfurter Buchmesse versteht sich als Content-Messe. Das gedruckte Buch steht sicherlich nach wie vor im Vordergrund und damit auch die zentrale Frage, wie man Geschichten neu erzählen kann. An der Ideentanke finden sich ganz unterschiedliche Projekte, die hier digitale Lösungen anbieten. Wir sind mit diesem Konzept das erste Mal auf der Buchmesse und es scheint sehr gut anzukommen.

Viele Fachbesucher und Verlagsvertreter schauen vorbei, und auch viele private Besucher, also potenzielle Kunden, haben großes Interesse und vor allen Dingen großen Spaß, die unterschiedlichen Devices auszuprobieren. Das zeigt uns, dass wir mit der Ideentanke auf einen Markt treffen, der noch viel Potenzial hat, sich digital zu (er)finden.

Du bist im Rahmen der MFG Ideentanke vor Ort – was darf man sich unter dem Projekt vorstellen?

Die Ideentanke ist ein neues Ausstellerformat, initiiert von der Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft der MFG. An unserem Gemeinschaftsstand präsentieren fünf Ausstellerteams aus Baden-Württemberg dem Fachpublikum und den Buchmesse-Besuchern fünf Tage ihre innovativen Treibstoffe: digitale Produktideen oder crossmediale Vermarktungskonzepte, die neue Impulse für Verlage und Buchhändler geben und das Lesevergnügen revolutionieren. Damit vernetzen wir den Buchmarkt mit anderen Branchen der Kultur- und Kreativwirtschaft und fördern so neue Synergien mit kulturellem und wirtschaftlichem Potenzial zu Tage.

Welche spannenden Startups sind auf Eurem Messestand vertreten?

Mit dabei sind MyMobile aus Ludwigsburg mit einem crossmedialen Projekt aus Buch, Animationsfilm und einer App; Silicon Surfer aus Karlsruhe präsentieren ihr emotionales Schriftbild WaveFont; DragonDays und Nau-Hau aus Stuttgart und Ludwigsburg haben eine VR-Lesung mitgebracht; Ameria aus Heidelberg haben mit dem Virtual Promoter ein interaktives Schaufenster für den stationären Handel dabei und Audible Reading aus Stuttgart sorgen via Eye-Tracking und eingespieltem Sound für ein immersives Leseerlebnis.

Katrin Schütz, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau von Baden-Württemberg, zu Gast bei der MFG Ideentanke
Katrin Schütz, Staatssekretärin im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau von Baden-Württemberg, zu Gast bei der MFG Ideentanke (Bild: MFG)

Welche Trends und digitale Innovationen kann man sonst noch in Frankfurt entdecken?

Mit der Plattform The ARTS Plus hat die Buchmesse in diesem Jahr eine neue Aussteller-Area rund um digitale Kunst und digitale Formate initiiert. Das Projekt könnte auch unabhängig von der Buchmesse stattfinden, allerdings ist die Buchmesse auch ein geeigneter Platz für einen solchen Kickoff, da hier Menschen aus unterschiedlichen Content-Branchen zusammenkommen und diesen neuen Marktplatz bereichern und beleben.

Von Virtual Reality, über 3D-Druck, dem Google Culture Lab und der Frage, wie man aus digitalisierten Kulturdaten Businessmodelle für Museen, Galerien und Literatur- und Bild-Archive entwickeln kann, finden sich hier viele spannende Namen und Projekte. Das zeigt uns, dass auch wir mit der Ideentanke am richtigen Ort angedockt sind.

Zum Abschluss noch eine etwas provokativere Frage: Wird das Buch in seiner gebundenen Art langfristig aussterben?

Eine globale Entwicklung können wir nicht vorhersagen, aber darum oder um einen Kulturstreit geht es ja auch nicht. Es geht darum, durch und mit der Digitalisierung Branchen miteinander zu vernetzen, die sich für das Erzählen von Geschichten begeistern, seien es auditive, visuelle, lyrische, poetische Geschichten oder Prosa. Dafür gibt es schließlich mehr als nur die eine Form.

Das Buch ist neben der Malerei eine der ältesten und traditionsreichsten – und damit eine Form mit großem Potenzial neu gedacht, neu gesehen und neu gelesen zu werden. Um unsere Aussteller Verena Fels und Nils Zweiling von MyMobile zu zitieren, die mit ihrem Projekt beweisen: „Neue und traditionelle Medien können sich gegenseitig bereichern.“