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Die Büroarbeit der Zukunft muss neu definiert, alte Strukturen, die noch der Zeit der Industrialisierung entstammen, sollen aufgebrochen werden. Aus den Erfahrungen, die die Microsoft-Angestellten Elke Frank und Thorsten Hübschen im Unternehmensalltag gesammelt haben, ist nun ein Buch geworden: Out of Office

Dass in der Wissensgesellschaft das 9-to-5-Arbeitsmodell der Industriegesellschaft längst überholt ist, beschrieb Markus Albers bereits 2008 in seinem Buch „Morgen komm ich später rein„. Dennoch gehören abgesessene Arbeitszeiten und Überstunden auch 2015 noch zum Alltag vieler Arbeitnehmer. Albers zeigt anhand vieler Beispiele auf, dass dezentrales, flexibles und vor allem mobiles Arbeiten in einer „Easy Economy“ vor allem auch ein Gewinn für Arbeitgeber ist. Firmen wie Google oder die Deutsche Bank machen vor, wie die individuelle Arbeitsgestaltung am Ende zu mehr Leistung führen kann – Motivation und Mitarbeiterzufriedenheit inklusive.

Ein Jahr nachdem Microsoft das „Manifest für ein neues Arbeiten“ und die „33 Regeln erfolgreicher Pioniere“ – in Zusammenarbeit mit Markus Albers – veröffentlicht hat, kommt aus dem gleiche Haus nun das Buch „Out of Office – Warum wir die Arbeit neu erfinden müssen“ der beiden Autoren Elke Frank und Thorsten Hübschen. Frank ist seit August 2013 Mitglied der Geschäftsführung von Microsoft Deutschland und dort als als Senior Director Human Resources für das Personal-Ressort verantwortlich. Hübschen ist für den Geschäftsbereich Office verantwortlich. Seit 25 Jahren ist die Microsoft-Lösung zentraler Teil des Büroalltags von Millionen Menschen – plattformübergreifend auch bei Apple-OS-Nutzern.

Das Büro als Ort der Begegnung und Kommunikation

Frank und Hübschen kommen zu dem Ergebnis, dass herkömmliche Bürostrukturen nicht nur für Mitarbeiter zunehmend frustrierend sind, sondern auch für das Unternehmen einen Leistungseinbruch darstellen. Sie fordern einen Veränderungsprozess in der Arbeitswelt 4.0. Und der fängt beim Arbeitsplatz an.

In einem Interview mit dem Tech-Magazin Wired sagt Frank. „Wir glauben aber, dass das Büro in Zukunft viel weniger ein Ort sein wird, an dem man in Ruhe inhaltlich oder konzeptionell arbeitet – das wird man eher zu Hause tun oder dort, wo man das eben am besten kann. Das Büro wird viel mehr ein Ort der Begegnung und der Kommunikation.“ Und Hübschen fordert: „Es sollte keine Work-Life-Balance geben, sondern ein Work-Life-Blending.“ Überhaupt sei der Begriff Balance eine Blendgranate, schreibt Götz Werner, Gründer der Drogeriemarkt-Kette dm, in seinem Vorwort zu dem Buch: „Im Leben geht es nicht um Balance – wer arbeitet, kann sich nicht gleichzeitig um seine Familie kümmern, sondern stets darum, einander naturgemäß widersprechende Pole in einen gesunden Rhythmus zu bringen. Es ist wie beim Atmen: Wer nur einatmet, stirbt, wer nur ausatmet, stirbt ebenso.“

Out of Office ist in vier Schwerpunkte aufgeteilt. Im ersten Teil definieren die Autoren den Begriff Wissensarbeit und zeigen, wie Wissensarbeiter eigentlich arbeiten (sollten). Im zweiten Teil – „Lösungen von gestern führen nicht in die Arbeitswelt von morgen“ – erklären Frank und Hübschen, warum zum Beispiel Großraumbüros die Möglichkeiten für Wissensarbeiter enorm einschränken. Die Folgen: Unproduktivität und Stress. Im dritten Teil geht es um das Zusammenspiel von Mensch, Ort und Technik. Social Networks, Smartphones und Skype-Konferenzen sind demnach der Lösungsansatz für dezentrales Arbeiten.

Out of Office: Klare Regeln sind unverzichtbar

Technologie ist aber auch aus einem anderen Grund wichtig: „Die Zeitfenster, in denen man sich physisch erreicht, schrumpfen“, erklärt Hübschen im Microsoft-Interview. „Wenn du Kollegen hast, die einfach nicht in deiner Zeitzone sind, schrumpft das Zeitfenster schon auf ganz natürliche Weise. Deshalb ist Technologie so wichtig. Du brauchst eine technologische Möglichkeit, dass du Kommunikation auch machen kannst, wenn man sich nicht gegenübersitzt oder auch nicht zur selben Zeit wach ist.“

Im letzten Teil – „Ein digitales Bündnis für Arbeit in Deutschland“ – schließlich richten sich Frank und Hübschen an die Politik und Wirtschaft und fordern einen gesellschaftlichen Diskurs. Im Unternehmensblog resümieren die Autoren: „Damit flexibles Arbeiten zum Erfolgsmodell wird, bedarf es allerdings eines weitreichenden Wandels der Unternehmens- und Führungskultur. Ein neues Vertrauensverhältnis, neue Kommunikationsstrukturen, neue Bewertungssysteme und klare Regeln für Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind unverzichtbar.“

„Out of Office“ von Elke Frank und Thorsten Hübschen ist im Redline Verlag (broschiert: 19,99 Euro, E-Book: 15,99 Euro) erschienen. Google Books liefert eine umfangreiche Vorschau auf den Inhalt.