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Digitaler Wandel – Wir befinden uns in einem ähnlich dramatischen Strukturwandel wie beim Übergang von der Agrar- zur Industriegesellschaft. Was bedeutet die Entwicklung für das Zukunftsverständnis von Unternehmen?

Die Digitalisierung beschleunigt nicht nur viele Prozesse, sie öffnet die Tür für disruptive Innovationen – Stichwort: Digitaler Wandel. Ein Beispiel ist die Medienindustrie, die in den Bereichen Film, Musik und nun auch Buch analoge Vertriebswege aufgeben und neue Geschäftsmodelle für das digitale Zeitalter finden muss. Banken, Automobilhersteller oder die Medizin stehen in den nächsten Jahren vor nicht minder großen Herausforderungen. Diese Veränderungen wirken sich nicht nur auf unseren Konsum aus, sondern auch auf die Arbeitswelt. Die Beratungsgesellschaft PwC hat in ihrem Report „The future of work: A journey to 2022“ beispielsweise Schritt für Schritt skizziert, mit welchen Veränderungen in den kommenden Jahren Unternehmen zu rechnen haben.

Die Experten prognostizieren etwa, dass Tablets sich bereits 2016 zu einem Wegwerfartikel entwickeln, die nicht mehr als zehn Dollar kosten. Damit ist der Weg frei für eine breite Ausstattung von Mitarbeitern mit mobiler Technologie und die flexible Anbindung in die Prozesse im Unternehmen. Effizienzsteigerung ist das bestimmende Thema, gerade für das produzierende Gewerbe. Hier könnten ab 2017 erste Sensoren am Körper von Monteuren zum Einsatz kommen, die ihre Konzentration, die Arbeitsleistung und Stimmung messen. Die neugewonnenen Informationen werden unter dem Schlagwort Big Data gesammelt, ausgewertet und in neue prozessoptimierte Schritte überführt. Aber: „Erst wenn die richtigen Fragen gestellt und die richtigen Verknüpfungen installiert werden, entstehen aus Daten vorteilhafte Erkenntnisse“, sagt Peter Wippermann, Gründer des Trendbüros und Professor für Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität der Künste in Essen.

Vollautomatisiert in die Zukunft

Geht es nach der Vision von PwC wird die Menschheit bereits in fünf Jahren so weit sein, dass beispielsweise Ärzte in China über das globale Netzwerk Roboter so präzise steuern, dass sie Operationen an Patienten in Ghana durchführen können. 2021 fahren dann ganz offiziell die ersten selbststeuernden Autos auf unseren Straßen und ein Jahr später eröffnet das erste vollautomatisierte und robotergesteuerte Hotel der Welt.

Diese Visionen sind keineswegs aus der Luft gegriffen. Automobilhersteller und IT-Firmen wie Google forschen schon seit Jahren an dem „Driverless Car“. Im Mai dieses Jahres hat Google einen Prototyp vorgestellt, der weder Lenkrad noch Pedale besitzt. Parallel betreibt das Unternehmen eine enorme Lobbyarbeit, um die Verkehrsordnung in den USA für den Betrieb der Autos zu lockern. Auch das Hotelgewerbe entdeckt nach Tablets und Smartphones nun die Vollautomatisierung. Das Aloft neben dem Apple Campus beispielsweise testet mit Botlr einen Roboter, der an R2D2 aus Star Wars erinnert und Botengänge ausführt.

Digitaler Wandel: Vernetzung von Mensch und Maschine

Jeder Entwicklungsschritt öffnet die Tür zu neuen Ideen und Visionen: holografisches Fernsehen, Petabyte-Speicher für die Hosentasche, medizinische Nanobots, die durch Körper fahren: Nichts scheint in den kommenden 20 Jahren undenkbar. Das Wechselspiel von Können und Wollen existiert nicht erst seit der Industrialisierung. Die Abstände zur Realisierung werden allerdings immer kürzer. Von der ersten Luftschrauber-Skizze von Leonardo da Vinci zum ersten Hubschrauber vergingen knapp 400 Jahre, von Jules Vernes Mondfahrt zum ersten bemannten Flug zum Mond dauerte es nur noch 100 Jahre, und die technischen Spielereien, mit denen Gene Roddenberry, das Star-Trek-Universum seit den 1960er Jahren ausstattete, finden in Form von Tablets, Kernspintomografen oder Universalübersetzern nach und nach Einzug in die Welt von heute. Und Roddenberry war überzeugt, dass dies alles erst der Anfang ist: „Es ist noch lange nicht vorbei. Wir haben noch längst nicht alles erfunden. Unser Abenteuer hat gerade erst begonnen.“

Für Unternehmen und Organisationen ist es eine große Herausforderung sich auf diese Veränderungen einzustellen. Niemand kann sich mehr zurücklehnen und darauf vertrauen, sein Business 30 oder 40 Jahre unangefochten führen zu können, weil die Zyklen kürzer werden. Märkte verändern sich. Weiterbildung, Investition und Innovation sind die grundlegenden Handlungsfelder. Zum nachhaltigen Betrieb zählen aber auch die Etablierung eines Wissensmanagements, ein ökologischer Umgang sowie der Mut zu Kooperation und zur Öffnung der Prozesse von Unternehmen und Organisationen, etwa in den Bereichen Innovation und Cloud Computing. „Aus Arbeitsteilung wird Zusammenarbeit. Aus Silodenken wird Networking. Aus dem Chief Information Officer wird ein Chief Communication Officer“, so Wippermann. „Ohne Anschluss von Menschen und Maschinen an das globale IT-Netzwerk, lässt sich die Zukunft kaum mehr vorstellen.“

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